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"Nur absolut dringliche OPs"

ZISCHUP-INTERVIEW mit einer Anästhesistin der Uniklinik.  

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Patienten bekommen von der OP meistens nichts mit – den Anästhesisten sei Dank. Foto: Roman Dekan (stock.adobe.com)

Sibylle Seitz arbeitet als Anästhesistin in der Universitätsklinik in Freiburg. Ihr Sohn Mateo Seitz aus der Klasse 9.1 des Walter-Eucken-Gymnasiums wollte von ihr wissen, wie sich durch Corona ihre Arbeit im Krankenhaus verändert hat.

Zischup: Kannst du mir genau erklären, was eine Anästhesistin im Krankenhaus macht?
Seitz: Eine Anästhesistin ist eine Ärztin, die Patienten für eine Operation in Narkose versetzt. Das ist ein schlafähnlicher Zustand, damit die Patienten schlafend und schmerzfrei operiert werden können. Die Patienten müssen dabei sehr gut überwacht und betreut werden, auch direkt nach der Operation im Aufwachraum. Manche Patienten müssen nach einer OP länger und aufwändiger überwacht werden und kommen dazu auf eine Intensivstation. Dies machen sowohl Anästhesisten als auch andere Fachärzte und natürlich vor allem auch viele Pflegekräfte. Ich selbst arbeite vorwiegend im Operationssaal.

Zischup: Wann haben deine Kollegen und du das erste Mal von Corona und der Covid-19-Erkrankung gehört?
Seitz: Wie alle anderen auch habe ich zunächst über die Medien von einer neuartigen Lungenerkrankung in China gehört. Doch bereits im Januar, Februar 2020 wurde es Thema in meiner Abteilung, der Anästhesie. Zu diesem Zeitpunkt nahm die Zahl der Covid-19-Erkrankten im nahen Elsass stark zu. Man hatte Sorge, dass es auch in Baden-Württemberg zu ähnlich überfüllten Stationen im Krankenhaus kommen könnte.

Zischup: Wie hat man dann auf diese Sorge reagiert?
Seitz: Es gab Hochrechnungen, mit wie vielen Covid-Patienten man in welchem Zeitraum gegebenenfalls rechnen müsste. Und da diese Zahlen die vorhandenen Intensivplätze weit überschritten, mussten Notfallpläne gemacht werden. Vertreter verschiedener Disziplinen im Krankenhaus setzten sich zusammen und planten die Versorgung von möglichen Covid-Patienten.

Zischup: Wie sah diese Planung aus? Hast du auch mitgeplant?
Seitz: Man versuchte, neue Intensivplätze zu schaffen, indem man andere Räume zu Intensivstationen umwandelte. Das ist natürlich mit einem riesigen organisatorischen Aufwand verbunden. Betten, Beatmungsgeräte, Überwachungsgeräte, aber auch Medikamente, Verbandsmaterialien – all das musste vor Ort gebracht werden. Es gab auch spezielle Notfall-Dienstpläne, um im Fall der Fälle genügend Personal zur Versorgung der Covid-Patienten bereitstellen zu können. Dafür musste auch OP-Personal eingeplant werden. Eine gewisse Zeit lang konnten deshalb nur absolut dringliche Operationen durchgeführt werde. Manche Patienten mussten ihre Operation aus diesem Grund leider um ein paar Wochen verschieben.

Zischup: Hast du selbst Covid-Patienten betreut?
Seitz: Ich persönlich arbeite im OP und nicht auf einer Intensivstation. Aber auch Covid-Patienten müssen manchmal operiert werden und brauchen dafür eine Narkose.

Zischup: Wie schützt ihr euch vor einer Coronainfektion?
Seitz: Wir tragen FFP-Masken, Schutzbrillen, Handschuhe, Hauben und OP-Kleider, wenn wir einen allgemeinen Patienten bei der Narkose betreuen. Wenn man einen Covid-Patienten betreut, dann trägt man noch zusätzlich einen Schutzkittel.

Zischup: Macht es dir etwas aus, den ganzen Tag eine Maske zu tragen?
Seitz: Da ich schon lange im OP arbeite, bin ich Gesichtsmasken gewöhnt. Aber den ganzen Tag eine FFP-Maske zu tragen, die die eigene Sicherheit und die Sicherheit des Patienten erhöht, auch bei Aufklärungsgesprächen am Nachmittag, das ist schon anstrengend.

Zischup: Was wünschst du dir?
Seitz: Ich wünsche mir, dass die Zahl der Coronainfizierten deutlich zurückgeht und wir wieder ein annähernd normales Leben wie vor Corona führen können. Und vor allem, dass du bald wieder in die Schule gehen kannst.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 23. April 2021: PDF-Version herunterladen

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