Zischup-Interview
"KI ist kein magisches Wesen"
KI-Werkzeuge im Unterricht: Ein Segen oder eine Gefahr für den Bildungsprozess und die Schüler? Ein Gespräch mit dem Lehrer Jan Wuschnik aus Grenzach-Wyhlen.
Leonas Kaschek, Klasse 9a, Lise-Meitner-Gymnasium, (Grenzach-Wyhlen)
Fr, 11. Apr 2025, 5:33 Uhr
Schülertexte
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BZ: Welche Nachteile meinen Sie da zum Beispiel?
Zunächst einmal die Nachhaltigkeit. KI verbraucht enorme Mengen an Energie und Wasser. Wenn diese aus nicht nachhaltigen Quellen stammen, dann schadet die Verwendung enorm der Umwelt. Zudem kann KI in manchen Fällen halluzinieren und Blödsinn liefern. Am Ende muss ich als Lehrer wieder alles kontrollieren, was auch wieder Zeit kostet.
BZ: In welchen Fächern verwenden Sie an Ihrer Schule KI?
Ich verwende in all meinen Fächern KI, aber dabei vor allem für mich selbst. Ich diktiere einfach meine Vorstellung von meinem Unterricht und die KI generiert mir schnell eine strukturierte Tabelle, die ich dann verwenden kann. Schüler haben bei mir vor allem in NWT (Naturwissenschaft und Technik, die Red.) viel KI eingesetzt, um Codes zu schreiben.
BZ: Haben Sie auch schon negative Erfahrungen mit KI gesammelt?
Ja, vor allem in NWT. Dabei haben die Schüler dann nichts gelernt, sondern haben einfach nur fertige Ergebnisse geliefert bekommen. Sie konnten zwar plötzlich Programme schreiben, aber das Wissen dazu fehlte. Das habe ich dann in der Klassenarbeit gemerkt, die dementsprechend schlecht ausfiel. Ein anderes Mal wollte ich KI für den Biologieunterricht einsetzen, um ein für die Oberstufe geeignetes wissenschaftliches Paper zu finden. Die KI hat dann aber einfach Paper erfunden, welche gar nicht existieren.
BZ: Wie erklären Sie den Schülern den richtigen Umgang mit KI?
Ich habe bereits einzelne Stunden dazu verwendet, den Umgang mit KI zu thematisieren. Dabei ist es besonders wichtig, klarzumachen, dass KI kein magisches Wesen ist, sondern eher ein Werkzeug, wie ein Hammer, das man gekonnt anwenden muss. Leider sehen Schüler KI als Quelle für fertige Antworten, anstatt sie als Unterstützung anzusehen. Ich weise auch immer wieder darauf hin, dass die Qualität der Ausgabe stark von der Präzision der Eingabe abhängt.
BZ: Wie stellen Sie sich KI im Unterricht in der Zukunft vor?
Meine Idealvorstellung der KI-Nutzung wäre, dass KI an den Lernstand angepasste Aufgaben stellt und kontrolliert. Damit erstellt sie dann ein Profil von jedem Schüler, welches ich als Lehrer nur noch auslesen müsste. Ich als Lehrer würde mich dann auf zwischenmenschliche Aspekte konzentrieren, wie Gruppenarbeiten organisieren, individuelle Bedürfnisse adressieren oder Gespräche führen.
BZ: Könnte KI den Lehrberuf vollständig übernehmen?
Nicht in den nächsten zehn Jahren. KI kann zwar einiges besser als wir Menschen, aber sie kann noch keine Emotionen wahrnehmen oder Kontexte menschlicher Interaktionen verstehen. Außerdem basiert KI auf großen Datenmengen, was manchmal zu "breiigen" Ergebnissen führt, die weder richtig noch falsch sind, sondern einfach mittelmäßig.
BZ: Wie müssten Lehrkräfte geschult werden, um KI sinnvoll einzusetzen?
Es bräuchte neue feste digitale Konzepte, bei denen es nicht nur darum geht, den Schülern IPads in die Hände zu drücken. Informatik als Pflichtfach ab G9 ist ein Anfang, wobei ich mich dabei auch noch frage, wer das unterrichten soll, wenn 90 Prozent der Lehrer selbst technisch unerfahren sind. Daher werden viele Lehrer eher auf herkömmliche Methoden zurückgreifen, während andere digital vorgehen, was zu Ungleichheiten führen wird.