Zischup-Interview
Lars Voßler: "Man sollte authentisch bleiben"
Lars Voßler, Co-Trainer des SC Freiburg, gibt Neomi Schönewald und Mayra Stankalla in diesem Interview spannende Einblicke. Er spricht über seinen Werdegang, seine Erfahrung als Co-Trainer und seine Arbeit für den SC Freiburg.
Neomi Schönewald und Mayra Stankalla, Klasse 8c, Rotteck-Gymnasium (Freiburg)
Fr, 11. Apr 2025, 5:56 Uhr
Schülertexte
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BZ: Welche Aufgaben haben Sie als Co-Trainer, und wie arbeiten Sie mit dem Cheftrainer zusammen?
Wir haben ein großes Trainerbüro, in dem alle Trainer sitzen, sodass ein ständiger Austausch stattfindet. Wir besprechen das Training, analysieren vergangene Spiele und bereiten uns auf kommende Gegner vor. Es gibt zudem kleinere Gruppen, die sich mit speziellen Themen wie Taktik oder Matchplanung befassen. In diese Runden bin ich ebenfalls involviert. Darüber hinaus bin ich besonders für Standardsituationen wie Einwürfe und Ab- und Anstöße zuständig.
BZ: Wie sieht ein typischer Arbeitstag als Co-Trainer aus?
Wir treffen uns morgens um 8.30 Uhr und besprechen den Tagesablauf, insbesondere das Training und die Videositzungen mit den Spielern. Um 10.30 Uhr findet die Videositzung statt, um 11 Uhr beginnt das Training. Nach dem Training essen wir gemeinsam zu Mittag, besprechen und analysieren die Trainingseinheit. Danach geht es weiter mit der Vorbereitung auf das nächste Spiel: Wir bewerten die Leistung der Spieler, analysieren den Gegner und entwickeln eine Strategie. Bei einem Auswärtsspiel fahren wir einen Tag vorher an den Ort und übernachten in einem Hotel. Der Tagesablauf richtet sich nach den Anstoßzeiten der Spiele. Am Tag nach einem Spiel gibt es ein Ersatztraining für die Spieler, die weniger Einsatzzeit hatten. Die Stammspieler haben dagegen Regenerationstraining mit dem Athletiktrainer. Der zweite Tag nach einem Spiel ist oft unser einziger freier Tag in der Woche.
BZ: Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrem Job, und was sind die größten Herausforderungen?
In der Bundesliga steht viel auf dem Spiel. Die größte Herausforderung besteht darin, den Abstieg zu vermeiden und den permanenten Druck zu meistern. Der Klassenerhalt ist das oberste Ziel, da er finanzielle Planungssicherheit für den Verein schafft. Ein Abstieg kann schwerwiegende Folgen haben, auch für die Mitarbeiter und uns Trainer. Deshalb ist es wichtig, immer fokussiert zu arbeiten. Was mir am meisten Spaß macht, ist der ständige Wettbewerb. Es geht immer darum, das Beste aus der Mannschaft herauszuholen. Die Arbeit im Team, das gemeinsame Streben nach Erfolg und die Dynamik der Saison machen den Job spannend.
BZ: Wie gehen Sie mit dem Druck um? Welche Methoden haben Sie da?
Jeder hat seinen eigenen Weg, mit Druck umzugehen. Ich versuche, die Arbeit vor der Haustür zu lassen und mich in meiner Freizeit zu entspannen. Spaziergänge, Fahrradfahren oder auch ein Wellnesstag helfen mir, auf andere Gedanken zu kommen und neue Energie zu tanken.
BZ: Wie bereiten Sie die Mannschaft auf ein wichtiges Spiel vor?
Die Vorbereitung erfolgt über eine ganze Woche. Wir analysieren den kommenden Gegner und unser eigenes letztes Spiel. Den Spielern werden Videoanalysen gezeigt, und wir arbeiten gezielt an bestimmten Aspekten, die für das nächste Spiel entscheidend sind. Wichtig ist auch die individuelle Vorbereitung: Jeder Spieler wird auf seinen direkten Gegenspieler eingestellt. Während des Spiels müssen wir flexibel auf Veränderungen des Gegners reagieren und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen.
BZ: Was war Ihr bisher schönster Moment als Co-Trainer des SC Freiburg?
Das Pokalfinale gegen RB Leipzig vor drei Jahren war ein absolutes Highlight. Wir waren sehr nah dran, den DFB-Pokal zu gewinnen, mussten uns aber im Elfmeterschießen geschlagen geben. Trotz der Niederlage war es ein unvergesslicher Moment: 30.000 Freiburger Fans im Stadion, eine grandiose Stimmung – das bleibt für immer in Erinnerung.
BZ: Welche Eigenschaften sind besonders wichtig, um ein guter Co-Trainer zu sein?
Loyalität ist die wichtigste Eigenschaft. Ein Co-Trainer sollte nicht darauf aus sein, den Cheftrainer zu ersetzen, sondern ihn bestmöglich zu unterstützen. Zudem sind Kommunikationsfähigkeit und Fachwissen essenziell. Man sollte authentisch bleiben und sich nicht verstellen.
BZ: Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die im Fußballbereich arbeiten wollen?
Egal, ob im Fußball oder in anderen Bereichen: Die Arbeit sollte Spaß machen. Wer seine Leidenschaft zum Beruf macht, wird darin erfolgreich sein. Wichtig ist, dass man sich für seinen Job begeistert – dann fühlt sich Arbeit nicht wie Arbeit an.
BZ: Was ist der größte Unterschied zwischen dem Coaching auf dem Feld als Co-Trainer im Vergleich zu früher als Spieler?
Als Spieler war ich schon früh strategisch denkend und konnte Spielsituationen gut erkennen. Diese Fähigkeit hilft mir heute als Trainer. Aber das bedeutet nicht, dass nur ein guter Spieler auch ein guter Trainer sein kann. Im Trainerteam arbeiten viele Augen zusammen: Ein Co-Trainer sitzt oft auf der Tribüne und hat eine bessere Sicht auf das gesamte Spielfeld. Durch Funk sind wir alle miteinander verbunden und können schnell reagieren.
BZ: Könnten Sie sich vorstellen, für einen anderen Verein als Trainer zu arbeiten?
Grundsätzlich sollte man nie etwas ausschließen. Aber wenn mir der SC Freiburg einen Lebenszeitvertrag geben würde, würde ich ihn wahrscheinlich sofort unterschreiben. Ich habe das Glück, in meiner Heimat auf hohem Niveau arbeiten zu dürfen, und das ist für mich eine große Ehre.