Gruppenzwang
Mut haben, "Nein" zu sagen
Hast du schon mal etwas gemacht, nur weil du dich dazu gedrängt gefühlt hast? Vielleicht an einer Zigarette gezogen, einen Telefonstreich gespielt oder etwas Ähnliches? Dinge, die eigentlich keiner wirklich tun will? Aber warum?
Alexandra Fiks, Klasse 9b, Scheffel-Gymnasium (Lahr)
Fr, 11. Apr 2025, 5:36 Uhr
Schülertexte
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Ich habe mit der Psychologielehrerin Sonja Pfeiffer vom Scheffel-Gymnasium Lahr über Gruppenzwang gesprochen. "Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir wollen dazugehören und gemocht werden", erklärt sie. Pfeiffer unterrichtet am Scheffel-Gymnasium in Lahr und unterstützt Schüler, die Stress mit Mitschülern, Lehrern oder beim Lernen haben. Sie sagt, dass es drei Arten von Gruppenzwang gibt.
Die erste Form ist der soziale Gruppenzwang. Der ist völlig normal, schließlich leben die wenigsten gerne allein. Er sorgt dafür, dass man sich als Teil einer Gemeinschaft fühlt, sei es im Sportverein, in einer Gemeinde oder in einem Freundeskreis, wo man sich an gemeinsame Regeln hält. Dann gibt es die Unterscheidung zwischen formellen und informellen Gruppen. Formelle Gruppen entstehen gezielt, um bestimmte Aufgaben oder Ziele zu erfüllen, wie Schulklassen oder Arbeitsgruppen. Informelle Gruppen dagegen wählt man sich selbst. Das sind Freundeskreise, Cliquen oder Teams, mit denen man seine Freizeit verbringt. Auch hier gibt es wichtige Regeln, die man für das Zusammenleben braucht. Diese beiden Arten von Gruppenzwang sind nicht schlimm, im Gegenteil, ohne sie wäre unser Alltag chaotisch und oft langweilig.
Problematisch wird es beim negativen Gruppenzwang. Man spürt den Druck so stark, dass man Dinge tut, die man eigentlich gar nicht machen will. Der Wunsch, dazuzugehören und akzeptiert zu werden, ist manchmal so groß, dass man sich verstellt, oft ohne es überhaupt zu merken. Erst später fragt man sich: Warum habe ich das überhaupt gemacht? In solchen Momenten "Nein" zu sagen, fühlt sich falsch an, man will nicht als Spaßbremse dastehen oder sich von der Gruppe abgrenzen. Genau das macht es so schwer, diesem Druck zu widerstehen.
In den 1950er-Jahren führte der Psychologe Solomon Asch ein bekanntes Experiment durch. Das sogenannte Asch-Experiment zeigte, wie schnell Menschen sich von anderen beeinflussen lassen. Asch ließ Versuchspersonen eine Linie mit drei anderen Linien vergleichen und bestimmen, welche davon gleich lang war. Das Besondere: Alle außer einer Testperson waren eingeweiht und gaben absichtlich eine falsche Antwort, um die unwissende Person zu verunsichern. Rund 80 Prozent der Testpersonen entschieden sich ebenfalls für die falsche Linie, einfach weil die Gruppe es vorgab.
Wie wehrt man sich dagegen, etwas zu tun, das man später bereut? Wichtig ist, selbstbewusst zu bleiben und sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Es hilft, sich selbst Gedanken über die eigenen Grenzen zu machen, sobald eine Idee in der Gruppe aufkommt. Zum Beispiel wenn deine Freunde dich als Jugendlicher einladen, das erste Mal Alkohol zu trinken. Da solltest du dir überlegen, was für dich okay ist: Ob du nichts probierst oder nur einen Schluck nimmst. Deine Entscheidung sollte nicht davon abhängen, was die anderen tun. Bei Mutproben wäre es gut, dich jemand Vertrautem anzuvertrauen, der dir hilft, unüberlegte Entscheidungen zu vermeiden.
Wichtig ist, nicht in den negativen Zwang hineinzurutschen und den Mut zu haben, Nein zu sagen. Am Ende zählt das Bauchgefühl mehr als der Druck von außen.