Ausgezeichnet! Zischup-Projekt Frühjahr 2025

Enkel und Zimtschnecken

Meine Oma und ich sitzen im Wohnzimmer und essen selbst gebackene Zimtschnecken. Draußen ist es kalt, es regnet. Die Zimtschnecken sind noch warm. Es ist gemütlich. Ich genieße diese Stunden. Meine Oma noch mehr, sagt sie.  

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Nora Löhmann mit Enkeln Foto: Privat
Meine Oma, Nora Löhmann, ist 80 Jahre alt und war von Beruf Fachärztin für Allgemein-, Sport- und Reisemedizin und hat ihr Leben lang trotz drei eigener Kinder sehr viel gearbeitet. Sie hat schon fast die ganze Welt bereist. Ich führe ein offizielles Interview. Ich will wissen, wie zufrieden sie mit ihrer Fitness ist und mit dem, was sie in ihrem Alter noch alles kann und was nicht. Was macht sie, um fit zu bleiben? Gibt es Einschränkungen, die sie im Alltag stören? Hat sie Tipps für andere ältere Menschen? Kommt sie klar mit der neuen Technik? Was sind Vor- und Nachteile des Älterwerdens?

Ich erfahre einiges: Oma läuft täglich auf die Burgruine Wiesneck oder geht Schwimmen. Sie kann noch Fahrrad fahren und Stand-Basketball und -Fußball spielen. Insgesamt ist sie sehr zufrieden mit dem, was sie körperlich noch tun kann. Sie ist wohl die sportlichste 80-Jährige, die ich kenne, was bestimmt daran liegt, dass sie durch ihren Beruf als Ärztin ihr ganzes Leben darauf geachtet hat, möglichst gesund zu leben.

Körperlicher Rückschritt ist natürlich da, damit müsse man sich abfinden

Einschränkungen gibt es allerdings. Oft seien dies "Kleinigkeiten": das Öffnen eines Marmeladenglases zum Beispiel fällt ihr schwer aufgrund einer Arthrose in der Hand. Hier macht sich der körperliche Rückschritt bemerkbar, der natürlich da ist und mit dem man sich abfinden müsse. Was ihr jedoch mehr zu schaffen mache, sei die zunehmende Vergesslichkeit. Sie verbringe mittlerweile doch einige Zeit beim Suchen ihrer Brille, des Handys oder des Wohnungsschlüssels.

Mit der Technik hat sie immer das Gefühl, nicht zeitgemäß zu sein, obwohl sie diese umfangreich nutzt. Sie chattet mit ihrer Familie auf WhatsApp, schreibt E-Mails, bucht Tickets online und recherchiert beruflich im Internet. Jedoch tue sie sich schwer mit neuen Programmen und Geräten und sehe die Entwicklung von KI mit Sorge. Insgesamt sei der größte Nachteil des Alterns die nachlassende Leistungsfähigkeit, sowohl geistig als auch körperlich. Man fühle sich als Person weniger kompetent.

Durch sozialen Kontakt bleibe man liebenswürdig

Oma rät anderen, die bis ins hohe Alter fit bleiben wollen, neben einer gesunden Ernährung und regelmäßiger Bewegung auch, sich nicht abzukapseln, sondern Kontakt zu anderen zu suchen. Durch den sozialen Kontakt bleibe man "liebenswürdig und werde nicht altersgrantig". Auch solle man sich neuen Herausforderungen stellen und Veränderung nicht scheuen. Man sei es gewöhnt, seinen Alltagstrott zu machen, und laufe dadurch Gefahr zu vereinsamen. Dies erfordere durchaus ein wenig Disziplin. Etwas an Arbeit sei auch im Rentenalter nicht schlecht, da man so mehr ins soziale Leben eingebunden ist. Sie selbst arbeitet immer noch im Bereitschaftsdienst der Uniklinik.

Das Altern biete jedoch auch Vorteile: Man habe mehr Freiheit, Lebenserfahrung, Gelassenheit, mehr Zeit, weniger Wünsche. Es sei wichtig, eine positive Lebenseinstellung zu behalten, Kontakte zu Familie und Freunden zu pflegen, so lang wie möglich unabhängig leben, aber auch Hilfe annehmen zu können.

All dies spüre ich deutlich, wenn ich mit ihr zusammen bin. Sie nimmt sich Zeit, spielt mit ihren Enkelkindern und genießt alltägliche Dinge und die gemeinsamen Momente. So wie jetzt, bei Zimtschnecken im warmen Wohnzimmer.
Weitere Schülertexte aus den Zischup-Projekten gibt’s hier!
Schlagworte: Nora Löhmann, Meine Oma
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