"Meine Augen sprechen"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Valentin Haag, der eine sehbehinderte Skiläuferin begleitet.
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Valentin Haag war lange Jahre aktiver Ski-Langläufer und hat im Jugend- und Juniorenbereich an Deutschlandpokalrennen und diversen Deutschen Meisterschaften teilgenommen. Seine aktive Karriere hat Haag beendet. Jetzt begleitet er die sehbehinderte Para-Skiläuferin Johanna Recktenwald. Louisa Haag, Schülerin der Klasse 9a des Marie-Curie-Gymnasiums hat mit Valentin Haag über diese Aufgabe gesprochen.
Haag: Gerne – ich bin aus Kirchzarten und 20 Jahre alt. Aktuell bin ich Student der Mathematik an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Ich bin im ersten Semester. Im Alter von neun Jahren bin ich durch meine Eltern zum Skilanglauf gekommen. Nach ersten kleineren Erfolgen im Schülerbereich habe ich dann mit intensiverem Training begonnen und war im Juniorenbereich Mitglied im Landeskader Baden-Württemberg. Nach dem Winter 2019/2020 habe ich dann meine aktive Karriere beendet. Seit Sommer 2020 bin ich Begleitläufer für eine sehbehinderte Skilangläuferin, welche in Freiburg lebt.
Zischup: Was sind deine Aufgaben als Begleitläufer?
Haag: Als Guide begleite ich Johanna Recktenwald, eine sehbehinderte Para-Skilangläuferin und Para-Biathletin, im Training und bei Wettkämpfen. Das heißt, ich laufe vor ihr her und zeige ihr den Weg. Dabei muss man vor allem auf Hindernisse und Geländewechsel hinweisen. Ich bin aber auch der verlängerte Arm des Trainers und versuche darauf zu achten, dass die Vorgaben erfüllt werden. Außerdem bin ich auch bei anderen Dingen oft die helfende Hand. Zum Beispiel beim Essen oder beim Vorbereiten der Ausrüstung beim Training und bei Wettkämpfen. Die Begleitung im Training oder Wettkampf erfordert ein sehr hohes Grundvertrauen der Sportlerin in den Guide. Denn ich bin ja quasi ihre Augen und sie muss sich zu 100 Prozent auf mich verlassen können. Meine Augen sprechen und ihre Ohren sehen. Dies muss man trainieren und im Laufe der Zeit immer weiter festigen, bis man perfekt harmoniert.
Zischup: Was hat dich nach Beendigung deiner aktiven Karriere dazu bewogen, diese Aufgabe zu übernehmen?
Haag: Mein Vater ist selber ehemaliger Para-Sportler und jetzt ehrenamtlich als Funktionär im Para-Sport tätig. Dadurch kenne ich das Team schon länger und habe sie in meiner Zeit als aktiver Sportler oft beim Training getroffen und dadurch erste Kontakte geknüpft. Dass sehbehinderte oder blinde Sportler Skilanglauf betreiben, hat mich schon lange fasziniert und bei meinen Begegnungen mit den Sportlerinnen und Sportlern ist mir die Rolle und Bedeutung des Begleitläufers bewusst geworden. Vor zwei Jahren wurde ich vom Bundestrainer angesprochen, ob ich nicht Interesse hätte, als Begleitläufer tätig zu werden. Nach dem Ende meiner aktiven Karriere lag es daher nahe, in diese Richtung zu gehen. Ich betreibe Langlauf schon seit über zehn Jahren und der Sport ist inzwischen fester Bestandteil meines Lebens. Deswegen wollte ich dem Sport nicht ganz den Rücken kehren. Somit ist es für mich schön, dabei bleiben zu können und als Teil eines Teams auf eine Sache hinzuarbeiten.
Zischup: Wie muss ich mir die Beeinträchtigung von Johanna vorstellen?
Haag: Johanna hat eine sogenannte Zapfen-Stäbchen-Dystrophie. Diese entwickelte sich zunehmend. In der ersten Klasse konnte sie noch normal sehen, aber ihr Sehvermögen wurde dann zunehmend schlechter. Momentan hat sie noch einen Sehrest zwischen zwei und drei Prozent.
Zischup: Wie gestaltet sich deine Trainingswoche mit Johanna?
Haag: Im Normalfall haben wir am Dienstag ein gemeinsames Training zusammen im Dreisamtal auf Skirollern oder zu Fuß. Mittwoch und Freitag findet immer Biathlontraining mit der Mannschaft am Notschrei statt. Donnerstag sind wir auch immer hier unten auf Skirollern unterwegs. Samstags steht dann meistens noch eine Laufeinheit oder wieder Skiroller auf dem Plan.
Zischup: Was sind deine Ziele mit Johanna?
Haag: Unser mittelfristiges Ziel ist die Qualifikation für die Paralympischen Winterspiele in Peking 2022. In diesem Winter stehen noch verschiedene Weltcups und als Höhepunkt die Weltmeisterschaften in Lillehammer an.
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