In Frieden leben – und in die Schule gehen
Ein Besuch in einer Berufsvorbereitungsklasse in Emmendingen / Die meisten Schüler sind Flüchtlinge aus Krisengebieten.
Sophia Gleichauf, SG9B &
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Die VAB-O ist eine Klasse von Schülern aus unterschiedlichen Herkunftsländern. Sie kommen aus Syrien, Polen, der Ukraine, Afghanistan, Serbien, Mazedonien und Gambia. Sie sind zwischen etwa 16 und 23 Jahre alt, viele können ihr genaues Alter nicht angeben. Sie sprechen Russisch, Polnisch, Arabisch, Englisch oder Französisch. Fast alle sind zum ersten Mal auf einer deutschen Schule. Einige haben sogar noch nie zuvor eine Schule besucht. Hier sollen sie in die deutsche Gesellschaft integriert werden, die deutsche Sprache lernen, später eine Ausbildung machen. Die meisten sind Flüchtlinge aus Krisengebieten und es gibt viele bewegende Schicksale. In Pjotrs* Heimat herrscht Krieg, er hat Menschen sterben sehen und musste seine gesamte Familie in der Ukraine zurücklassen.
Jamal* kommt aus Afghanistan, wo er mit seinem Vater gelebt hatte. Als dieser starb, wollte Jamals Familie ihn nicht aufnehmen und so floh er alleine nach Deutschland. Hier ist er bei einer Pflegefamilie untergebracht. Wenn er gut genug Deutsch gelernt hat und den Schulabschluss schafft, würde er sehr gern eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker machen. Obwohl er schon viele Monate hier ist, hat er noch keine Freunde gefunden. Er beklagt sich nicht, sondern ist froh, hier in Frieden leben zu können.
Alle hier haben Schweres durchgemacht, mussten ihre Heimat verlassen, einige sind ganz allein in Deutschland. Mit den geringen Sprachkenntnissen ist es schwierig, Anschluss zu finden.
Wir, die Gäste aus dem Sozialwissenschaftlichen Gymnasium Emmendingen, merken schnell, dass hier manches anders ist als in den Schulklassen, die wir kennen. Die Schüler sind außergewöhnlich diszipliniert, gleichzeitig herrscht eine besonders fröhliche und harmonische Atmosphäre. Wir werden mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt, man hat für uns auch Essen und Getränke besorgt, und alle sind darum bemüht, dass wir uns wohlfühlen.
Vom Verhalten dieser fremdländischen Schüler bin ich überrascht und irgendwie beschämt, und ich gerate ins Nachdenken darüber, ob wir "Normalbürger" unser im Vergleich doch recht sorgloses Leben eigentlich zu schätzen wissen.
*Namen von der Redaktion geändert.
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