13-PS-Abenteuer
Mit der Ape von Grenzach-Wyhlen bis nach Sizilien – langsam reisen in einem wirklich kleinen Auto
Wer langsam reist, sieht mehr. Marion und Ralf Hermann aus Grenzach-Wyhlen waren vier Monate mit ihrer umgebauten Ape unterwegs und haben die Herzen der Italiener erobert.
Mo, 28. Apr 2025, 6:30 Uhr
Grenzach-Wyhlen
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Mit einem VW-Camper waren sie in den Ferien bisher bequem und komfortabel in Italien unterwegs, kamen jedoch nie weiter bis an die ligurische Küste oder in die Dolomiten. "Das wollten wir ändern. Endlich mal bis runter nach Sizilien fahren. Mit viel Zeit, um Land und Leute richtig kennenzulernen. Was liegt da also näher, als dieses Abenteuer mit einem echt italienischen Fahrzeug anzugehen?", erzählt Marion Hermann und meint damit weder Edelkarossen wie Ferrari oder Lamborghini noch den italienischen Klassiker aus Turin, sondern ein aufs Wesentliche reduziertes Gefährt mit drei Rädern.
"Gebraucht gekauft, stand die Ape TM703, Baujahr 2010, schon zwei Jahre mit nur 7500 Kilometern auf dem Tacho ungenutzt in unserer Garage. Bis wir beschlossen, sie zu einem kleinen Reisemobil umzubauen", sagt Ralf Hermann und ergänzt: "Sie ermöglicht mit nur 13 PS die Entdeckung der Vorzüge der Langsamkeit. Komplette Entschleunigung und Zeit zum Herumschauen, für Entdeckungen am Wegesrand". Das sei besonders bergauf möglich, wenn sich das Tempo mancherorts auf bis zu zehn Stundenkilometer reduziere.
Erstmal ein Lego-Modell
Knapp drei Monate Entwicklungs- und Bauzeit waren nötig, bis der Diesel mit langer Pritsche fernreisetauglich war. Und die beiden Tüftler eine Lösung zur Erweiterung der für zwei Personen doch recht kleinen Grundfläche von 1,5 mal zwei Metern gefunden und umgesetzt hatten. Mit Lego-Bausteinen wurde zunächst ein Modell im Maßstab 1: 5 gebastelt, erzählen die zwei – in originalgetreuen Probe-Aufbauten im Wohnzimmer erfolgreich die Bequemlichkeit beim gemeinsamen ausgestreckten Liegen getestet.
Das Innenleben: Fünf große Euroboxen, inklusive einer Küche mit einem zweiflammigen Gaskocher. Dabei war auch eine Box mit einer kompletten Kletterausrüstung und jede Menge Werkzeug. "Wir sind dann mit einem leichten Gefühl der Unsicherheit aufgebrochen, weil wir wussten, dass wir das zugelassene Gesamtgewicht mit Aufbau und vollständiger Beladung leicht überschritten haben. Aber eigentlich hat die ganze Kiste bei der Fahrt nur etwas vibriert, alles hat gehalten. Definitiv erst gewöhnungsbedürftig war aber die Tatsache, dass man die Beine beim Fahren nicht ausstrecken kann", erinnert sich Ralf Hermann an anfängliche Rücken- und Knieschmerzen.
Pannenhilfe: Pizza, Stadtführung und dann die Reparatur
"Die einzig wirklichen Probleme" verursachte die Schaltung des auf "Pepino" (deutsch: Gürkchen) getauften Rollermobils und zwang die Reisenden dreimal zu unfreiwilligen Stopps. Einer davon ausgerechnet an den Weihnachtsfeiertagen in einem Tunnel in Kalabrien. Doch die kleine Ape öffnet auch hier die Herzen der Italiener: "Der Werkstattbesitzer hat uns zuerst einmal eine gute Pizzeria gezeigt und danach mit uns noch eine Stadtführung durch Cinquefrondi und Polistena gemacht. Am nächsten Morgen hat er Pepino dann repariert, sodass wir am Nachmittag weiter nach Sizilien fahren konnten", schildert Marion Hermann eines von vielen Beispielen spontaner Gastfreundschaft.
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Sich trotz der Sprachbarriere willkommen gefühlt zu haben, hänge definitiv mit der unkonventionellen Art der Fortbewegung zusammen. "Es gibt schon den einen oder anderen Umbau einer Ape im Stil von Wohnmobilen, wenn man das Netz durchsucht. Aber in Italien haben uns ganz viele Leute bestätigt, dass sie noch nie so etwas gesehen hatten", erklärt Ralf Hermann die Begeisterung für das kleine Vehikel, das überall Neugier weckte und für Gesprächsstoff sorgte.
Vom Ziel ihrer insgesamt viermonatigen Fahrt waren die beiden passionierten Klettersportler besonders fasziniert: "In Sizilien sind die Felsen an der Nordwestküste total beeindruckend. Außerdem gibt es wahnsinnig schöne Buchten. Sizilien ist riesig, und deshalb haben wir vor, die Insel in naher Zukunft wieder zu besuchen", sagt seine Frau. Doch vielleicht geht es mit Pepino jetzt erst einmal zum Nordkap. Seine Premiere hat er mit der insgesamt 7500 Kilometer langen Tour jedenfalls erfolgreich bestanden.