"Eine Welt voller Technik macht Angst, fasziniert aber auch"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Boris Magrini, der die Ausstellung "Farsight Freeport" im Basler Haus der elektronischen Künste kuratiert hat, über digitale Kunst.
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Mit digitaler Kunst will man Menschen zum Nachdenken bringen. Worüber, erklärt Boris Magrini, Kurator der Ausstellung "Farsight Freeport". Mara Boden aus der Klasse 8 der Freien Waldorfschule Rieselfeld in Freiburg hat sich mit ihm unterhalten.
Magrini: In der Philosophie kommt immer wieder die Frage auf, was unterscheidet uns eigentlich von Computern? Ist es unser Gehirn oder unser Geist? Und diese Fragen haben mich fasziniert. Vor etwa zehn Jahren fing ich damit an, mich für Computer-Kunst zu interessieren, also für das, wie Künstler den Computer kreativ einsetzen. Und das hat mich zu Elektronischer Kunst gebracht.
Zischup: Was finden Sie interessant an elektronischer Kunst?
Magrini: Elektronische Kunst meint auch digitale Kunst oder Medienkunst. Das sind drei Begriffe für eine Sache. Wir nennen es Medienkunst, weil viele verschiedene Medien mit hineinspielen. Also Medien, die nicht traditionell sind – wie Bücher oder Radio. Die neue Medien sind oft elektronisch, das finde ich faszinierend, denn sie sind sehr aktuell. Die Künstler machen Werke damit, sie sprechen damit über unsere Zeit. Künstler sprechen über Themen, die heutzutage sehr relevant sind.
Zischup: Haben Sie sich die Ausstellung so vorgestellt, wie sie jetzt ist?
Magrini: Also Ja und Nein. Es war ein langer Prozess, und natürlich hatten wir ganz am Anfang keine Ahnung, wie die Ausstellung sein wird. Wir kannten Lawrence Lek, den Künstler, schon. Wir haben gesehen, wie er arbeitet und was er schafft, aber wir wussten nichts, bis er eine Skizze und einen Plan gemacht hatte. Je mehr wir uns der Ausstellung näherten, desto mehr wurde uns allen klar, wie sie aussehen wird.
Zischup: Und wie hat das Publikum auf die Ausstellung von Lawrence Leki reagiert?
Magrini: Ich habe sehr viel positives Feedback bekommen. Es gefällt den meisten, da es spannend für sie ist. Sie finden eine Zukunft in diesem Sinne ab und zu ein bisschen schrecklich. Die vielen Roboter, diese Welt ohne Menschen, voller Technik. Das macht den Menschen Angst, aber fasziniert sie natürlich auch ein bisschen. Die Ausstellung lässt die Menschen ernsthaft über die Zukunft nachdenken.
Zischup: Welche Botschaft soll die Ausstellung den Leuten vermitteln?
Magrini: Wir versuchen, viele verschiedene Themen anzusprechen. Man sollte über die Digitalisierung nicht sagen: Es ist alles schlecht, aber man sollte auch nicht sagen: Es ist alles gut. Man sollte immer genug Freiheiten lassen, um über das Thema nachzudenken und sich darüber austauschen. Wir wollen, dass die Leute hierherkommen, dass die Leute etwas Neues sehen, etwas Spannendes, aber auch einen kritischen Gedanken gegenüber der Technologie und der Gesellschaft finden.
Zischup: Wie lange haben Sie für die Ausstellung gebraucht?
Magrini: Der Prozess ist ziemlich lang. Vor einem Jahr haben wir angefangen, uns darüber zu unterhalten, zu diskutieren und uns mit verschiedenen Leuten zu treffen. Zwei Wochen brauchten wir für den Aufbau der elektronischen Geräte. Doch schon vor dem ganzen Prozess gab es jede Menge zu organisieren. Auch Kleinigkeiten, die aber dennoch wichtig sind. Also kann man das alles nicht so wirklich mit einer Zeitangabe benennen.
Zischup: Was haben Sie vorher so gemacht?
Magrini: Ich habe Kunstgeschichte und Philosophie studiert an der Uni in Genf. Dann habe ich zehn Jahre als Kurator gearbeitet, und dann habe ich eine Doktorarbeit geschrieben in Zürich zum Thema Computerkunst. Früher habe ich mich eher auf Chemie und Mathematik konzentriert. Seit meinem 15. Lebensjahr war ich mir sicher, dass ich Kurator werden wollte.
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