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Die verschwundene Generation

ZISCHUP-INTERVIEW mit der Freiburgerin Cordula Sauter, die bei einem Theaterstück in Winterthur mitspielt.  

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Rechts im Bild: Cordula Sauter in eine...tücks „Die Verschwundenen“  | Foto: Privat
Rechts im Bild: Cordula Sauter in einer Szene des Theaterstücks „Die Verschwundenen“ Foto: Privat

In den 70er- und 80er-Jahren verschwanden in Argentinien und anderen südamerikanischen Ländern Hunderttausende Menschen. Leute, die sich gegen die Militärdiktatur wehrten, wurden verhaftet, entführt und anschließend gefoltert und ermordet. Die Öffentlichkeit blieb oft noch jahrelang in dem Glauben, die Verschwundenen wiederzusehen. Zischup-Reporterin Sophia Gödde aus der Klasse 9a der Staudinger-Gesamtschule in Freiburg, interviewte Cordula Sauter, eine Freiburger Künstlerin die bei dem Jugend-Theaterstück "Die Verschwundenen – Desaparecidos" des Schweizer Theaters Katerland in Winterthur mitspielt.

Zischup: Wie kamst du dazu, bei dem Stück mitzumachen?
Sauter: Ich habe auf einer Onlineplattform mein Profil als Akkordeonistin und Schauspielerin reingestellt, und da das Theater Katerland einen Akkordeonisten für das Stück "Die Verschwundenen – Desaparecidos" gesucht hat, habe ich mich dort beworben.

Zischup: Für wen spielt ihr dieses Theaterstück?
Sauter: Wir spielen das Stück hauptsächlich für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene. Das waren bis jetzt Schweizer Schulklassen.
"Ein Kapitel, über das die Menschen nicht gerne reden."
Zischup: Warum habt ihr dieses Thema ausgewählt, obwohl es nicht mehr aktuell ist oder nichts direkt mit Deutschland oder der Schweiz zu tun hat?
Sauter: Unser Regisseur macht jedes Jahr ein Jugendstück. Warum das Theater das Stück ausgewählt hat, kann ich nur vermuten. Da Taki Papaconstantinou, der Regisseur, oft in Hamburg spielt und der Autor, Ad de Bont, das Stück vor sechs Jahren für das Hamburger Schauspielhaus geschrieben hat, vermute ich, dass es dort eine Verbindung gibt. Und bezüglich der Aktualität habe ich mich auch gefragt, warum sie das in ihr Programm mit aufnehmen, aber sie sagten, dass in den 50er-Jahren Kinder in Schweizer Bergdörfern ihren Eltern weggenommen und in anderen Häusern untergebracht wurden, sogenannte Verdingkinder. Also das übergeordnete Thema ist nicht die Politik, sondern es sind zerrissene Familien.

Zischup: Wie reagiert das Publikum auf so ein heftiges Thema?
Sauter: Gute Frage. Das hängt vom Alter der Jugendlichen ab. Junge Schüler lachen an heftigen oder emotionalen Szenen oder lenken sich ab, weil sie die Spannung nicht aushalten können. Je älter die Zuschauer sind, desto besser können sie es verstehen und auch damit umgehen.

Zischup: Was gefällt dir persönlich am besten bei diesem Theaterstück?
Sauter: Gefallen eher weniger, da es schon ein heftiges Thema ist. Aber am meisten gereizt hat mich, dass ich selber Vorschläge zu den musikalischen Szenen machen konnte und ich es mit dem Regisseur immer abgesprochen habe, welche Art von Musik er braucht oder wie die Stimmung sein soll, die diese Szene untermauert.

Zischup: Was interessiert dich an diesem Thema am meisten?
Sauter: Meine eigene Betroffenheit. Ich war damals 15, also 1978, als in Argentinien die Fußballweltmeisterschaft war und ich in den Nachrichten mitbekommen habe, dass es in Argentinien eine Militärherrschaft gibt. Ein bisschen hat man in Europa mitbekommen, dass das ziemlich heftig ist, wie sie die Leute verschwinden lassen. Ich habe mich damals gewundert, wieso man eine Weltmeisterschaft austragen kann, obwohl bekannt ist, dass das Land quasi Krieg gegen den intellektuellen Teil des eigenen Volkes führt, und es von der ganzen Weltgemeinschaft toleriert wird. Und da wollte ich, da es sich angeboten hat, tiefer in das Thema einsteigen und mich damit beschäftigen.

Zischup: Welche Verbindungen hast du zu Argentinien?
Sauter: Ich bin Akkordeonistin und spiele Tangos. Der Tanz kommt ja aus Argentinien. Das ist für mich die Verbindung dorthin.

Zischup: Du warst selbst dort. Was hat dich am meisten beeindruckt?
Sauter: Dass die Leute ihr Land, glaube ich, sehr lieben und dass sie locker sind. Als ich dort war, habe ich mir das Foltermuseum und damalige Foltergefängnis, die ESMA (Escuela Mecanica de la Armada – die Hochschule der Marine, d. Red.) angeschaut. Ich sprach auch mit Menschen, die ich dort kennengelernt habe, auf diese Zeit von 1976 bis 1983 an und stellte fest, dass das ein Kapitel ist, über das die Menschen gar nicht gerne reden. Es ist ihnen peinlich und unangenehm, weil damals so wenig Widerstand in der Bevölkerung war. Die Menschen trauten sich nicht, dagegen anzukämpfen, und ich vermute, dass es noch lange dauern wird, bis dieser dunkle Teil der argentinischen Geschichte richtig aufgearbeitet wird.

Ressort: Schülertexte

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