Zischup-Interview
Die kleinste Schule Deutschlands
Zischup-Reporterin Nicole Bopp hat mit ihrer Oma Erika Sexauer über deren Schulzeit auf der Stohrenschule geredet. Von ihrem Fenster aus kann Nicole den Schauinsland sehen und dort oben liegt sie, die kleinste Schule Deutschlands.
Nicole Bopp, Klasse 9a, Staudinger-Gesamtschule & Freiburg
Di, 3. Jun 2014, 12:27 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Wie kamen die Kinder zur Schule und woher kamen sie?
Sexauer: Das war aufregend und zum Teil sehr lustig. Im Winter und Frühjahr gab es damals ja richtige Winter. Da kamen die Schüler daher auf Skiern, die meistens wurden von den Eltern selbstgebastelt und irgend so ein Prügel war der Stock. Die Schüler kamen von den einzelnen Höfen um den Schauinsland herum.
Zischup: Welche Fächer gab es überhaupt und welche nicht?
Sexauer: Es gab Deutsch, Rechnen, Erdkunde und Musik, aber keinen Sportunterricht.
Zischup: Waren alle in einem Zimmer?
Sexauer: Es gab nur ein Zimmer für insgesamt rund 16 Schüler. Deshalb waren vormittags die fünfte, sechste, siebte und achte Klasse und nachmittags die erste, zweite, dritte und vierte Klasse dran. Die erste Klasse, die war super. Es war ein Jüngling und ich, nur zwei Schüler.
Zischup: Wie lange dauerte ein Schultag?
Sexauer: Vier Unterrichtsstunden, dazwischen gab es fünf Minuten Pinkelpause. Es gab eine Grund- und eine Hauptschule. Man war entweder um eins oder um fünf Uhr fertig.
Zischup: Wohnte der Lehrer über der Schule?
Sexauer: Das war unterschiedlich. Mein Vater war die meiste Zeit im Krieg und dann kam eine junge Lehrerin, die hat aber in einem Gasthaus übernachtet und ist natürlich auch mit ihren Skiern hin und her. Einmal nach der Schule, als sie heimwollte, waren ihre Skier nicht mehr da. Nur noch die Stöcke waren da. Die Skier hatten sich verselbständigt, runter ins Tal, und die mussten wir dann suchen. Wir haben sie auch gefunden.
Zischup: Was gab es in der Schule nicht?
Sexauer: Es gab einen Pausenhof mit einem Brunnen, wo ständig Wasser lief, aber wir hatten ansonsten nichts auf dem Pausenhof.
Zischup: Wie wurde man Lehrer an der Schule?
Sexauer: Indem man sich beworben hat, und das hat ein Vater gemacht.
Zischup: Hast du auf der Stohrenschule etwas Besonderes erlebt?
Sexauer: Einmal hatte ich etwas an den Mandeln und der Arzt meinte, ich müsse mir die Mandeln operieren lassen, weil ich schon oft etwas an den Mandeln gehabt hatte. Dann haben meine Eltern mich ins Krankenhaus nach Freiburg gebracht. Nach wenigen Tagen wurde ich entlassen, doch an diesem Tag war so ein stürmisches Wetter, sodass die normalen Kabinen der Schauinslandbahn nicht gefahren sind, sondern nur eine Sturmkabine. Ich saß mit meinen frisch operierten Mandeln in der offenen Sturmkabine, damit der Wind durch konnte. Ich habe es überlebt.
Zischup: Wie war es mit dem Einkaufen?
Sexauer: Ein Bäcker kam nach oben und wir hatten vor dem Häusle einen kleinen Garten, wo wir Obst und Gemüse angepflanzt haben, und bis auf die Kartoffeln ist alles meistens was geworden.
Zischup: Warum seid ihr dann vom Schauinsland weggezogen?
Sexauer: Das war, nachdem meine Zwillingsgeschwister auf der Welt waren, da war das für meine Mutter nicht mehr tragbar ohne Einkaufsmöglichkeiten. Mein Vater war im Krieg in Russland also ganz weit weg, und meine Mutter war mit uns vier Kindern allein auf dem Schauinsland. Dann hat sie sich versetzen lassen. Es ging nach Bötzingen und dort war mein Vater wenige Wochen Lehrer, bevor er wieder eingezogen wurde. Auch nachdem er aus der Kriegsgefangenschaft in Frankreich entlassen wurde, unterrichtete er weiter in Bötzingen.