Zischup-Interview mit Baumwart Heinz Scherb
"Der Schnee fehlt uns"
Der Klimawandel verändert auch den Schwarzwald. Elyas Yildiz aus der Klasse 8b der Pestalozzi-Realschule in Freiburg hat darüber mit dem Baumwart Heinz Scherb gesprochen.
Elyas Yildiz, Klasse 8b, Pestalozzi-Realschule (Freiburg)
Fr, 22. Mai 2020, 13:02 Uhr
Schülertexte
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Im Gegensatz dazu sagen die an der Professur für Waldbau der Universität Freiburg tätigen Forscher Valentina Vitali und Jürgen Bauhus, dass andere Nadelbäume eine mögliche Alternative zur Schwarzwaldfichte darstellen könnten. Denn in der Wirtschaftlichkeit spielt Nadelholz eine große Rolle. Als Ersatz zur Fichte, sagt Bauhus, komme die Weißtanne und die Douglasie in Frage.
Es gibt also verschiedene Ansätze. Zum einen gibt es gute Gründe, um einen Mischwald zu pflanzen. Zum anderen scheinen auch Nadelhölzer sich als Ersatzbaumart durchaus zu eignen. Es gibt natürlich hier auch forstwirtschaftliche Interessen, die mitberücksichtigt werden müssen. Welche dieser beiden Holzarten sich tatsächlich mehr eignen, um sich dem Klimawandel anzupassen, ist die große Frage. Hierzu befragte ich Herrn Heinz Scherb, staatlich geprüfter Baumwart aus Opfingen.
Zischup: Was ist ihrer Meinung nach das Problem des Schwarzwaldes?
Scherb: Das Problem des Schwarzwaldes ist der Wasserhaushalt. Wir haben 1200 Liter Wasser pro Quadratmeter, es sollten aber durchschnittlich 2500 Liter auf 1200 Meter Höhe sein. Das ist das große Problem, das heißt aber nicht, dass es die falschen Bäume im Schwarzwald gibt, man muss die Standfestigkeit auf der Höhe besser bewerten. Ich könnte mir vorstellen, unten am Fuße Laubbäume und ab 600 Meter Nadelbäume zu pflanzen. Am Fuß ist es für Laubbäume hervorragend, weil es mehr Wasser gibt und im Winter sind sie durch den Schattenbereich geschützt.
Ungefähr zwischen 1920 und 1935 haben wir sehr starke Winter gehabt, mit Temperaturen zwischen minus 20 und minus 25 Grad. Es gab auch reichlich Schnee. Der Schnee fehlt uns. Wenn es zwischen 60 und 70 Zentimeter schneit, dann stirbt das Ungeziefer, wie Käfer und Maden, ab. Wir haben mittlerweile zu milde Winter.
Zischup: Herr Waldenspuhl sagt, dass der Wald eine natürliche Verjüngung braucht, damit sich das Ökosystem weiterentwickeln kann. Wie sehen sie das?
Scherb: Auf den ersten Blick sehe ich das auch so, aber auf den zweiten Blick sehe ich das anders, denn es muss in den ersten zwei Jahren sehr stark nachgegangen werden – und hier sehe ich die Probleme. Ich sage jetzt mal in der Reinigung – der Herrgott macht nicht alles – da gehört viel mehr hinterhergegangen. Das ist für die Zukunft sicher der richtige Weg.
Zischup: Es ist ja bekannt, dass die Fichte stirbt. Herr Bauhus meint, dass die Douglasie und die Weißtanne als Ersatzbaumart in Betracht gezogen werden könnten. Was ist ihre Meinung dazu?
Scherb: Ich sehe das auch so. Unter 600 Meter bin ich dafür, dass man Laubbäume pflanzt, aber oberhalb Nadelbäume, wie Douglasien und Weißtannen. Die Weißtanne würde ich noch besser finden, weil sie sogar noch besser zum Felsen steht als die Douglasie. Zudem sprengt die Douglasie gern, die Weißtanne ist ein bisschen stabiler. Die Douglasie braucht beim Wiederaufbau länger.
Zischup: Ist ein Nadelwald oder ist ein Laubwald besser in der Forstwirtschaft?
Scherb: Das hängt von der Höhe ab, tendieren würde ich zu einem Laubwald.
Zischup: Was würden die zwei Waldformen für den Waldboden ausmachen, bezüglich niedrig wachsender Pflanzen und Erosion?
Zischup: Das ist wichtig! Je niedriger der Wald, desto enger kann man setzen. Wenn Bäume enger gesetzt sind, ist es besser gegen Erosion, für das Wild ebenso, außerdem für das Wasser und gegen Erdrutsch. Die Büsche sind vom Frostbereich her stärker belastbar, wie die Weißtanne oder insgesamt Nadelbäume. Wenn das Richtige gepflanzt wird, ist es immer besser für das Wild und gegen die Erosion, es gibt keine Regenrinnen und der ganze Hang ist besser gesichert. Die Büsche sind bei Stürmen ein Schutz für die Bäume. Sie sind sehr stabil im Wurzelbereich und können die Erosion sehr stark eindämmen.
Zischup: Der Mischwald soll resistenter gegen Borkenkäfer und Stürme sein, sind aber Weißtannen und Douglasien nicht besser in Dürreperioden?
Scherb: Ja, aber das hat wieder etwas damit zu tun, dass Laubbäume weiter unten wachsen als Nadelbäume. Sie brauchen einen anderen, humushaltigeren Boden und die Laubbäume halten es nicht so aus wie Nadelbäume, zum Beispiel die Weißtanne. Zudem wachsen Laubbäume schlechter und würden über 600 Meter nicht überleben.
Zischup: Wie viel Prozent des Schwarzwaldes sollte Mischwald und wie viel Nadelwald sein?
Scherb: Es wäre schön, wenn 50 Prozent Nadel- und 50 Prozent Laubbäume wären, aber das geht natürlich nicht. Deswegen würde ich sagen: ungefähr 65 Prozent Laubbäume und 35 Prozent Nadelbäume.
Zischup: Was kann jeder Einzelne tun, um dem Schwarzwald zu helfen?
Scherb: Es wäre schön, wenn jeder zwei, drei Bäume pflanzt.
Zischup: Wie sieht der Wald in 200 Jahren aus?
Scherb: Hoffentlich besser als jetzt!
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