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"Da atmet man den SC Freiburg"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Lena Nuding, Torfrau des SC Freiburg, und Daniel Kraus, Trainer des Erstligateams der SC-Damen, über ihre Karrieren und den Stadionumzug.  

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Lena Nuding (links) bei einem Trainingsspiel Foto: SC Freiburg
Der Frauenfußball ist ein wichtiges Thema in Deutschland und auch hier in Freiburg. Jonathan Ziemke und Joan Dömeland, Schüler der Klasse 9c des Marie-Curie-Gymnasiums in Kirchzarten, haben mit der Torhüterin der SC-Frauen, Len
a Nuding, und deren Trainer Daniel Kraus über den Frauenfußball und ihre Karrieren gesprochen.

Zischup: Frau Nuding, am 1. November spielten die SC-Frauen gegen den VfL Wolfsburg im Pokal. Dies war das erste Spiel Ihres Teams im Dreisamstadion. Wie haben Sie die Stimmung im Stadion wahrgenommen?
Nuding: Für uns als Mannschaft war es etwas richtig Besonderes, vor so vielen und lauten Fans zu spielen. Das Stadion hat generell eine eigene Atmosphäre. Es ist alles viel professioneller, und es bietet uns einfach einen viel größeren und schöneren Rahmen als das Mösle-Stadion.

Zischup: Was bekommt man als Spielerin auf dem Platz von den Fans mit?
Nuding: Ich glaube, man muss unterscheiden zwischen den Männerspielen, wenn das Stadion komplett voll ist, und unseren Spielen. Den Unterschied haben wir jetzt schon gemerkt bei den gut 3000, die da waren. Das ist dann deutlich präsenter, weil es sehr schwierig ist, auf dem Platz miteinander zu reden, weil es drumherum viel lauter ist.

Zischup: Wollten Sie schon immer im Tor spielen?
Nuding: Das ist eine gute Frage (lacht). Als ich angefangen habe, Fußball zu spielen, habe ich bei den Jungs im Feld gespielt. Bei einem Hallenturnier war unser Torwart krank und ich musste ins Tor. Es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich von da an nicht mehr ins Feld wollte.

Zischup: Wie war Ihr Weg zum Fußballprofi?
Nuding: Es war bei mir ein Prozess, der bei einem kleineren Verein begonnen hat. Es hat sich langsam entwickelt mit Stützpunkttrainings und Lehrgängen. Dann kam ich über die zweite Liga in die erste. Also Schritt für Schritt.

Zischup: Wenn wir grade bei Ihrer Karriere sind, was war Ihr größter Erfolg?
Nuding: Auf jeden Fall der Einzug ins DFB-Pokalfinale 2019, das dann leider verloren ging. Der Weg dorthin war etwas ganz Besonderes.

Zischup: Wie oft trainieren Sie in der Woche und gibt es auch Aufgaben, die Sie außerhalb des Trainings erledigen müssen?
Nuding: In einer normalen Woche sind es etwa acht Trainingseinheiten, die variieren können. Aufgaben, die zuhause erledigt werden, sind dann zum Beispiel die Regeneration oder das Anschauen der vergangenen Spiele.

Zischup: Treffen sich Spielerinnen auch außerhalb des Trainings?
Nuding: Ja, schon. Dadurch, dass man fast jeden Tag zusammen ist, ist man froh, manchmal nicht alle auf einmal zu sehen. Aber es ist schon so, dass man einiges zusammen erlebt, was einen dann eng verbindet.

Zischup: Gibt es auch Kontakt zu den SC-Männern?
Nuding: Es ist wenig Kontakt, da wir hier im Schönbergstadion trainieren und die Männer im Dreisamstadion. Wir schauen uns nach Möglichkeit aber schon die Spiele der Männer an.

Zischup: Wir spielen selbst manchmal im Tor. Manchmal gibt es blaue Flecken. Lernt man es als Torhüterin, sich richtig fallen zu lassen?
Nuding: Meistens lernt man es schon. Es kann aber schon sein, dass es einmal weh tut, wenn es in einer spontanen Situation ist und man falsch hinfällt.

Zischup: Neulich gab die Torhüterin des VfL Wolfsburg, Almuth Schult, ein Interview, bei dem sie sich über die teilweise fehlenden professionellen Strukturen im Frauenfußball beschwert hat. Fehlen hier in Freiburg auch Strukturen?
Nuding: Ich glaube, die Strukturen sind grundsätzlich schon da. Man muss einfach schauen, wie man diese Strukturen dann nutzt, um das Bestmögliche zu erreichen, und ich glaube, da sind wir auf einem guten Weg. Der Umzug ins Dreisamstadion wird dabei ein großer Schritt sein. Wenn man sich die Trainingsplätze im Dreisamstadion mal anschaut, ist es schon ein Unterschied zu dem jetzigen Trainingsgelände. Dies ist auch wichtig für den Frauenfußball hier, damit wir das ganze Potential ausschöpfen können.

Zischup: Welche Tipps würden Sie Kindern geben, die selber Fußballprofi werden wollen?
Nuding: Es ist wichtig, nicht den Spaß am Fußballspielen zu verlieren. Manchmal braucht es etwas länger, um zu erkennen, welches Talent in einem steckt. Wenn man Profi werden will, muss man auf jeden Fall immer dran bleiben.

Zischup: Herr Kraus, wie schon angesprochen, hatten Sie an Allerheiligen das DFB-Pokalspiel. Dort haben wir uns die Frage gestellt, ob sich eine Ansprache vor einem Pokalspiel von der Ansprache vor einem Bundesligaspiel unterscheidet?
Kraus: Ich glaube grundsätzlich nicht, denn Spiel ist Spiel. Die Voraussetzungen vor einem Pokalspiel sind natürlich etwas anders als bei einem Bundesligaspiel, denn letztendlich gibt es auf jeden Fall einen Gewinner.

Zischup: Sie haben nur vier Punkte aus den ersten sieben Spielen in der Bundesliga geholt. Was sind die Ziele für die restliche Saison?
Kraus: Grundsätzlich sind wir nicht zufrieden mit der Punktausbeute. Andererseits muss man natürlich sehen, wie wir die Spiele verloren haben, und dass nicht viel gefehlt hat, um diese Spiele zu gewinnen. Aber wir müssen einfach mal einen Strich drunter ziehen und sagen, dass es einen Grund hat, dass wir nur vier Punkte aus sieben Spielen haben. Wir müssen deutlich effizienter werden. Wie man beim Spiel in Potsdam gesehen hat, haben wir in der 90. Minute durch ein Tor nach einer eigenen Ecke verloren. Daran müssen wir arbeiten.

Zischup: Wo waren Sie schon Trainer?
Kraus: Ich war in Jena Trainer, wo ich auch früher selbst gespielt habe. Ich war danach in Essen und jetzt bin ich seit drei Jahren hier in Freiburg.

Zischup: Wie kam es zur Entscheidung, die Frauen zu trainieren?
Kraus: Die Entscheidung, hierher zu kommen, war keine schwierige, da ich auch davor schon jahrelang mit der Managerin Kontakt hatte. Mit meinem Vertragsende in Essen hat es ganz gut gepasst, da in Freiburg der Trainerposten frei war.

Zischup: Auch an Sie die Frage: Was war Ihr größter Erfolg in Ihrer Karriere?
Kraus: Es ist die Frage, woran man Erfolg misst, da ich nur Mannschaften trainiert habe, die selbst um keine Titel gespielt haben. Dann misst man Erfolg auch an den Entwicklungen der Spielerinnen, da ich auch mit vielen zusammengearbeitet habe, die nun in der Nationalmannschaft spielen.

Zischup: Wie bereiten Sie ein Training vor?
Kraus: Das ist spannend. Wir machen uns immer früh Gedanken über die nächsten Gegner und passen das Training an die kommenden Spiele an. Wir schauen natürlich auch, was in den vergangenen Spielen nicht so gut lief.

Zischup: Wie wichtig ist die mentale Stärke einer Mannschaft für sportlichen Erfolg im Fußball?
Kraus: Ich denke, sie ist elementar wichtig. Noch mehr bei den Männern, da dort alle auf einem sehr hohen Niveau spielen – aber Drucksituationen gibt es in jedem Spiel. Deswegen glaube ich, ist es wichtig, selbstbewusst zu sein und zu genießen, dass man in einem Team spielt, in dem auch andere für einen laufen oder arbeiten.

Zischup: Wie motivieren Sie eine Mannschaft nach einer Niederlage?
Kraus: Ich glaube, motiviert sind wir alle, da jeder das Gefühl hat, man steht nicht zu Recht da, wo man steht, und man könnte oder müsste auch besser sein. Ich glaube, man muss sagen, dass wir Selbstbewusstsein und Fokus brauchen, aber eben auch Freude.

Zischup: Was macht einen guten Trainer aus?
Kraus: Eine klare Spielidee. Und zu wissen, dass man es mit vielen Menschen zu tun hat, die ganz unterschiedliche Interessen und Altersstrukturen haben. Außerdem ist es wichtig, einen klaren Weg zu haben, trotz der Erwartungen der Öffentlichkeit. Dazu ist es wichtig, eine Mannschaft zu entwickeln und Spielerinnen auszubilden.

Zischup: Was wird sich durch den Umzug ins Dreisamstadion ändern?
Kraus: Alles! Es ist notwendig, dass wir umziehen. Wenn man die Bedingungen hier mit anderen vergleicht, sind wir weit hinterher. Um mehr zu erreichen, müssen wir an allen Stellschrauben drehen, und der Umzug ins Dreisamstadion bietet uns ganz andere Möglichkeiten für Krafttraining und Regeneration. Außerdem atmet man im geschichtsträchtigen Stadion jeden Tag den SC Freiburg.

: Die Torfrau und der Trainer

Lena Nuding (28), geboren in Ludwigsburg, kam 2018 zum SC Freiburg und spielt im Tor. Ihre vorherigen Stationen waren der VFL Sindelfingen (2010-2011), der 1. FC Köln (2011-2016) und der MSV Duisburg (2016-2018).
Daniel Kraus (37), geboren in Leipzig, ist Trainer und kam 2019 zum SC Freiburg. Er spielte als Torwart beim FC Carl Zeiss Jena (2004-2010) und begann danach seine Karriere als Trainer ebenfalls in Jena (2010-2016). Bevor er zum SC Freiburg wechselte, war er von 2016-2019 bei der SGS Essen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 17. Dezember 2021: PDF-Version herunterladen

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