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Stromae  | Foto: Michael Ferire
Stromae Foto: Michael Ferire
Stromae: Feiern wir die, die nicht feiern!

Es fängt mit der Stimme an. Schon mit den ersten Tönen des Chors ist klar, dass das Album "Multitude" anders sein wird. Stromae, seit acht Jahren von der Bildfläche verschwunden, meldet sich euphorisch und hoffnungsvoll zurück, was man so nicht erwartet hätte. "Invaincu" – Ungeschlagen: Der erste Titel bringt einen zum Lächeln, er überzeugt, nie aufzugeben. Gerade für einen Künstler, der mit psychischen Problemen zu kämpfen hat, ein wichtiges Statement. Der 37-jährige Belgier leidet seit 2015 unter Angstzuständen, weswegen er eine Tournee abbrechen musste und sich aus der Öffentlichkeit zurückzog. Dieses Thema verarbeitet er in "L’Enfer", dem vielleicht tiefgreifendsten Stück des Albums, das auch am meisten berührt. Wie "Invaincu" beginnt es mit einem Chor, der sich im Refrain wiederfindet, abwechselnd mit Strophen, in denen Stromaes unverkennbare Stimme nur von Klavier begleitet wird.

Obwohl er seinem Erfolgskonzept, der Kombination von Melancholie und tanzbaren Beats, treu geblieben ist, hat sich der Künstler stilistisch vieles getraut. Ob für elektronische Musik ungewöhnliche Taktarten ("Fils de Joie"), schleppende Cumbia-Rhythmen ("Santé") oder Weltmusik-Elemente: Der Maestro (Stromae mit vertauschten Silben) hat sich scheinbar keine Grenzen gesetzt. Er beweist ebenso sein Können im Songwriting: Er nahm immer teil am Schreibprozess, der Großteil der Lieder stammt vollständig aus seiner Feder. Zum Vergleich: Der R’n’B-Hit "Peaches" von Justin Bieber hat nicht weniger als sieben Songwriter. Doch finden sich in "Multitude" auch politische Botschaften, die zum Denken anregen. So inszeniert Stromae im Musikvideo zu "Fils de Joie" mit Extravaganz und Militär die fiktive Beisetzung einer Sexarbeiterin. Er fordert damit auf, nicht die zu vergessen, die von der Gesellschaft stigmatisiert werden. Mit "Santé" thematisiert Stromae alle, die harte Arbeit erledigen, damit Bessergestellte feiern können. Schlussendlich ist das Werk der Arbeiterklasse gewidmet. Oder mit Stromaes Worten: Feiern wir die, die nicht feiern!
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