Account/Login

Leben im Ausland

World Wide weg

Viele Jugendliche wollen schon während der Schulzeit ins Ausland. Valentin ist einer von ihnen. Jonte Weixler, Schüler der Klasse 8c des Kollegs St. Sebastian in Stegen, hat Valentin begleitet und zeigt auf, was es dafür alles braucht.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Strahlend, aber abgekämpft betritt Valentin sein Zuhause in Littenweiler. Er kehrt gerade von einem der Vorbereitungswochenenden zurück, das die Schüleraustauschorganisation AFS für ihre "hopee", also für ihre Austauschschüler, vor deren Abreise, anbietet. Ein Austauschjahr bedeutet bei AFS, dass man ein ganzes oder halbes Schuljahr im Ausland in einer Gastfamilie lebt und die dortige Schule besucht.

Bewerbung
Valentin nimmt mich mit in sein Zimmer, wo auf dem Schreibtisch etliche Papierstapel mit dem AFS-Logo liegen wie zum Beispiel die "Orientierungshilfe für Austauschschüler". Diese Papierstapel erhielt Valentin erst nach seiner Auswahl, doch auch am Anfang seiner Bewerbung gab es stapelweise Formulare: Für die Erstbewerbung musste er rund 30 Seiten ausfüllen, ähnlich viele Formularseiten galt es auch noch online auszufüllen, unter anderem musste er auch einen dreiseitigen Essay über seine Person schreiben. Diese Informationen waren wichtig für das Auswahlteam im Vorfeld des Auswahlwochenendes. "Auf dem Auswahlwochenende wurden wir zwei Tage lang auf Herz und Nieren geprüft und mussten auch zum Einzelinterview", erzählt Valentin. "Und egal, ob man nun ausgewählt wird oder nicht, war schon dieses Wochenende eine supertolle Erfahrung." Umso schöner aber, wenn dann all die Bewerbungsarbeit davon gekrönt wird, dass man das OK für sein Auslandsjahr bekommt.

Familienplatzierung
Kleinere Probleme gab es für Valentin erst bei der Länderwahl. Gefühlt die halbe Welt steht zunächst zur Auswahl, doch stellte sich heraus, dass Valentin für einige seiner Lieblingsländer (wie Kanada oder Norwegen) mit seinen fünfzehn Jahren noch zu jung war. So fiel seine Wahl letztlich auf die USA, den Austauschklassiker. Valentin freut sich vor allem auf das reiche Schulleben, das auch die Möglichkeit beinhaltet, in den Schulteams sportlich aktiv zu sein. Wo in den USA er eine Familie findet, die bereit ist, ihn für ein Jahr als Kind in ihre Familie aufzunehmen, das entscheidet sich oft erst kurz vor dem Abflug. "Das macht die Sache etwas spannender", meint Valentin und grinst dabei schelmisch, "ich würde mich aber sehr freuen, wenn ich meine endgültige Familie bereits vor dem Abflug wüsste."

Ankunft im Gastland
Später treffe ich Ekansh Agarwal aus Madurai in Südindien, bei dem genau das nicht geklappt hat. Er steckt mitten in seinem AFS-Austauschjahr in Deutschland. Obwohl er erst seit vier Monaten in Deutschland ist, hat er bereits drei Stationen durchlaufen. Da AFS stets unter latentem Gastfamilienmangel leidet, kann es passieren, dass Schüler zunächst für einige Wochen in sogenannten Welcome-Familien platziert werden. So auch Ekansh, der für zwei Monate rund 15 Autominuten westlich von Freiburg unterkam. Obwohl er sich wohl fühlte, musste er wechseln. Dabei, so meint er, könnte eventuell auch eine Rolle gespielt haben, dass er Vegetarier sei. In seiner nächsten Familie gab es jedoch ein Zimmerproblem. Es gab zu wenig Platz in der Wohnung: Pech gehabt. Um Zeit zu gewinnen für die Suche nach einer neuen Gastfamilie, nahm Ekansh an einer von AFS im Rahmen ihres kulturellen Begleitprogramms organisierten Studienfahrt teil. Er lächelt kaum merklich, während er davon erzählt.
Inzwischen hat sich eine Familie auf der anderen Seite Freiburgs, in Stegen-Eschbach, entschlossen, sich auf ein solches interkulturelles Abenteuer einzulassen und Ekansh ist spürbar erleichtert, endlich Gewissheit über seine endgültige Gastfamilie zu haben. Wenn man den Blick über die sonnenbeschienenen Wiesen und Wälder des Schwarzwaldes streifen lässt, hätte es ihn auch schlechter treffen können, auch wenn dieser Umzug einen Schulwechsel für ihn bedeutet.

Rückkehr nach Hause
Ekansh ist mit seinen Familienwechseln sicher eher die Ausnahme. Die meisten Austauschschüler waren nur zu Gast in einer Familie, so zum Beispiel Lukas. Drei Jahre sind bereits vergangen, seit er von seinem Austauschjahr in den USA zurückkam. Seither ist viel geschehen: Lukas hat sein Abitur gemacht und studiert nun an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Dort wohnt er in einer WG am Stadtrand. An den Wänden seines Zimmers hängen immer noch die Bilder seines großen Abenteuers: Lukas auf einem Jetski, beim Schwimmen im Schulteam und Lukas mit seiner Gastfamilie. Zu Gast war Lukas bei einer Familie in Indiana und im Rückblick betrachtet er dieses Jahr als außergewöhnlich lehrreich und interessant. Die Rückkehr war laut Lukas ein schwerer Schritt, denn "man baut sich dort über viele Monate ein zweites Leben auf und gewöhnt sich an die neue Umgebung. Und kaum hat man sich daran gewöhnt, muss man es wieder loslassen und zurückkehren in ein Zuhause, das sich zwischenzeitlich ja auch geändert hat." Auch der erneute Einstieg in die Schule war am Anfang etwas schwierig, denn die Schulsysteme sind doch sehr unterschiedlich und weil Lukas quasi die zehnte Klasse übersprungen hat, gab es in manchen Fächern durchaus Nachholbedarf. Inzwischen jedoch sind diese kleinen Anpassungsprobleme vergessen und übrig bleiben die Erinnerungen an die guten Seiten seines Austauschjahres, ohne das er wahrscheinlich niemals so "entschlossen bei der Durchführung von Projekten" geworden wäre. Auch in andererlei Hinsicht hatte das Jahr wohl großen Einfluss auf seine Persönlichkeit.

Empfehlung

Empfehlen kann Lukas ein Austauschjahr nicht jedem, doch stimmen seine Voraussetzungen für das Gelingen durchaus mit den Auswahlkriterien des AFS-Teams bei Valentins Bewerberwochenende überein: "Offenheit für andere Kulturen, Menschen und Beziehungen, das Austauschjahr aus eigenem Antrieb heraus angehen und mit vollem Herzen dabei sein."

Ressort: Schülertexte

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel