Zischup-Interview
"Wir leben in ständiger Angst nicht genug zu haben"
Bei uns landen viele Lebensmittel, die eigentlich noch gut sind, in der Tonne. Nadja Hafner und Sasikan Koonwong, Schülerinnen der Klasse 9b des Martin-Schongauer-Gymnasiums in Breisach wollten wissen, was mit dem Essen ihrer Schulkantine passiert. Sie haben mit Ilona Baumann vom Cafeteria-Team gesprochen.
Nadja Hafner, Sasikan Koonwong, Klasse 9b, Martin-Schongauer-Gymnasium & Breisach
Fr, 18. Aug 2017, 13:57 Uhr
Schülertexte
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Dies liegt daran, dass Bakterien in das Essen gelangen könnten.
Zischup: Wie kann man ungefähr einschätzen, wie viele Lebensmittel täglich in den Müll gelangen?
Baumann: Dies lässt sich nicht einschätzen. Bei sowas spielen das Wetter, der Nachmittagsunterricht, euer persönliches Wohlbefinden, das Gericht selbst und andere Faktoren eine wichtige Rolle.
Zischup: Gibt es Vorschriften, an die Sie sich halten müssen?
Baumann: Ja, natürlich! Beispielsweise muss ich ständig auf die Temperatur des Essens achten und sie alle zwei Stunden messen. Wenn die Temperatur nicht stimmt, dann ist das Essen nicht in Ordnung, und ich darf es nicht herausgeben, bis es wieder aufgewärmt worden ist. Die Theke und die Kühlschränke müssen ebenfalls eine bestimmte Temperatur haben, da manche Lebensmittel gefroren geliefert werden. Wenn es zu warm wird, würde das Fleisch antauen und müsste sofort verbraucht werden.
Zischup: Werden sie kontrolliert, ob sie ihre Vorschriften einhalten?
Baumann: Ja klar! Ab und zu stattet uns der Wirtschaftskontrolldienst einen Besuch ab. Die kontrollieren dann, ob alles stimmt.
Zischup: Können sie übriggebliebenes Essen spenden?
Baumann: Ja, das haben wir eine Zeit lang gemacht.
Jedoch hat die Tafel, die das alles abholt, damit angefangen auszusortieren, was sie wollen und was nicht. Die Tafel sollte nicht aussortieren, da es bestimmt auch Leute gibt, denen schmecken würde, was aussortiert wurde. Dies ist der Grund, weshalb wir und viele weitere Firmen aufgehört haben zu spenden.
Zischup: Gibt es mittlerweile Lösungen, die das Wegwerfen von Lebensmitteln verhindern?
Baumann: Ja, wir bekommen seit ein paar Wochen das Essen in kleinen Portionen verpackt. Dies ermöglicht uns, nur so viel auszupacken, wie wir auch wirklich benötigen. Den Rest des verpackten Essens kann ich dann einfach wieder in den Kühlschrank tun, und ein anderes Mal verwenden, wobei wir aber auch auf das Haltbarkeitsdatum achten müssen.Wir öffnen also nur so viele Verpackungen, wie wir benötigen und wenn das nicht reicht, öffnen wir halt noch eine. Ebenso haben wir die Möglichkeit im Sommer die übriggeblieben Süßwaren, Brezeln und so zu dem Weinbrunnen zu bringen. Das ist eine Gastronomie, die zu unserem Betrieb gehört. Dieser verkauft die Ware weiter und der Rest, den sie nicht verkaufen, wird dann weggeworfen.
Dadurch haben wir so gut wie keinen Abfall mehr.
Zischup: Was ist Ihr persönliches Statement zu dem Thema, dass so viele noch essbare Lebensmittel weggeworfen werden?
Baumann: Die Gesellschaft heutzutage lebt in ständiger Angst, nicht genug auf dem Teller zu haben. Ich persönlich nehme lieber nur kleinere Portionen und mache den Teller leer, als eine große Portion, die später nicht gegessen wird. Deshalb sind die Portionen hier auf 350 Gramm gesetzt worden, denn laut dem statistischen Amt reicht diese Menge aus, dass Schüler konzentriert bleiben, weiter lernen und Sport machen können. Uns ist aber auch bewusst, dass Ältere einen größeren Hunger haben als Jüngere, daher können die Schüler gerne nach einem Nachschlag fragen.
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