"Was es braucht, ist echte Leidenschaft"
Henri Schwarz hat seine gute Bekannte Veronika Bendiks interviewt, eine Freiburger Schauspielerin und Sprecherin. .
Henri Schwarz, Klasse 8d, Goethe-Gymnasium (Emmendingen)
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BZ: Hattest du Lieblingsthemen in der Ausbildung zur Schauspielerin?
Im Unterricht fand ich unter anderem das Thema Stimme spannend. Es ist bemerkenswert, was man mit der Stimme alles machen kann! Aber auch Rollenarbeit fand ich schon immer sehr interessant.
BZ: Braucht es bestimmte Voraussetzungen, um Schauspielerin zu werden?
Ich glaube, eine Voraussetzung ist, dass du dafür brennst. Was es braucht, ist echte Leidenschaft. Aber das trifft mit Sicherheit auch auf andere Berufe zu.
BZ: Warum überhaupt hast du dich für den Beruf der Schauspielerin entschieden? Und was begeistert dich heute daran?
Ein wichtigerer Grund war der Umstand, dass ich mir nicht vorstellen konnte, jeden Tag am gleichen Ort mit den gleichen Menschen zu arbeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, jeden Tag immer das Gleiche zu tun. Ich glaube, das würde mich sehr unglücklich machen. Ich brauche diese Abwechslung. Und die ist natürlich bei der Schauspielerei gegeben. Man arbeitet mit unterschiedlichen Schauspielkolleg*innen und verschiedenen Regisseur*innen, Musiker*innen und so weiter zusammen. Für eine bestimmte Zeit findet man sich in einem intensiven Austausch mit sehr verschiedenen Menschen. Und dies wiederum verändert das eigene Leben oder eigene Ansichten. All das bringt dich weiter. Man hat auch mit ganz verschiedenen Themen zu tun. Es ist eine intensive Arbeit. Was mich damals begeisterte, begeistert mich auch heute noch, das ist identisch, es hat sich nur ein wenig ausgebaut. Kunst bietet auch einen gewissen Schutzraum, zum Beispiel durch das Bühnenbild, durch Licht und Musik, sie wird so zu einem Raum, auch tabuisierte Themen zu behandeln.
BZ: Ist Schauspielerei ein schöner oder ein schwerer Beruf oder beides? Würdest du heute die gleiche Berufswahl treffen?
Es ist ein schöner und ein schwieriger Beruf. Und definitiv würde ich dieselbe Berufswahl treffen. Selbstzweifel sind in diesem Beruf, so empfinde ich das zumindest, immer wieder sehr groß, vermutlich ist das auch in anderen Berufen so, und ich möchte dies nicht für die Schauspielerei besonders abheben. Aber: Du stehst mit deinen Gefühlen auf der Bühne. Und da ist es natürlich, wenn du etwas vielleicht nicht gut machst, was vorkommen kann, immer gleich sehr persönlich. Das finde ich zuweilen schwierig, wenngleich genau diese Erfahrung auch die Chance in sich trägt, weiterzukommen, sich zu entwickeln, zu lernen.
BZ: Erzähle doch mal: Wie ist ein typischer Tag als Schauspielerin in Freiburg?
Ich erzähle dir von einem Tag, wenn ich in ein Projekt eingebunden bin: Ich stehe früh auf, um die Kinder in den Tag zu begleiten. Dann setze ich mich meist an meinen Text und bereite die Probe vor. In der Regel beginnt eine Probe um zehn Uhr und dauert bis in etwa 14 Uhr. In der Mittagspause gehe ich heim, empfange die Kinder aus der Schule, verbringe mit ihnen ein wenig Zeit. Und meist gegen 17, 18 Uhr beginnt die Abendprobe. Auch auf diese versuche ich mich am Nachmittag vorzubereiten. Eine Abendprobe geht meist bis etwa 22 Uhr. Oder ich spiele abends.
BZ: Wie bereitest du dich auf eine Rolle vor?
Das kommt auf die Rolle an. Was ich liebe, ist, wenn ich mich so richtig in eine Rolle in einen Text, in ein Thema hineindenken darf. Es geht darum, erst einmal einen Text, ein Stück zu verstehen. Ich finde, erst dann kann man anfangen, sich die Figur zu erarbeiten. Welche Rolle spielt die Figur im Stück? Was sind das für Beziehungen zu den anderen, zu sich selbst? Wie tickt diese Figur? In welcher Zeit spielt das Stück? Oft recherchiert man auch erstmal viel über das Thema. Es ist auf jeden Fall ein Teil der Arbeit, der mir sehr viel Spaß macht.
BZ: Wie gehst du mit Lampenfieber um? Hattest du schon mal einen Blackout? Und wenn ja, was macht man dann?
Aufregung und Lampenfieber sind ganz schlimm bei mir. Aber ich habe das Riesenglück, dass, sobald ich auf der Bühne bin, beide verschwinden. Bisher war es immer so, und ich hoffe, dass es so bleiben wird. Früher habe ich zum Beispiel sehr viel Geige gespielt, auch Solo-Geige in Orchestern, und immer hatte ich Angst, dass mein Bogen vor lauter Aufregung zittert. Aber das hat er nie. Vor Premieren ist die Aufregung besonders groß. Und ich habe auch da kein Rezept. Ich hatte einmal einen kompletten Blackout bei einem Monolog. Das war schrecklich. Ich hatte dann aber die Idee, auf die Uhr zu schauen, so konnte ich einschätzen, wo ich ungefähr bin. Ich bin dann tatsächlich an der richtigen Stelle wieder eingestiegen... Wenn man im Ensemble spielt, hat man meistens das Glück, dass zumindest eine*r der Kolleg*innen weiß, welcher Text kommt, und so helfen kann.
BZ: Möchtest du gern deutschlandweit oder weltweit berühmt werden?
Um Berühmtheit geht es mir nicht. Ich möchte einfach die Arbeit machen können und hoffe, weiter an vielen und verschiedenen Projekten mitwirken zu dürfen, die mich erfüllen.
BZ: Würdest du gern mal ein bei einem bestimmten Projekt mitwirken, bestimmte Themen aufgreifen oder mit einer bestimmten Person zusammenarbeiten?
In der heutigen Zeit gibt es so viele Themen, die ich wichtig fände zu behandeln. Gerade die politische Situation fordert eigentlich dazu auf, diese auf die Bühne zu bringen. Sehr spannend finde ich zudem das Thema Beziehungen zwischen Menschen. Ich meine nicht nur Liebesbeziehungen. Wie weit lässt man sich auf Begegnungen ein oder eben nicht? Ich arbeite gerade an einem Monolog. Es geht um eine Figur, die an der Zeit, in der sie lebt, verzweifelt. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und die Verflechtung der Menschen mit ihrer Zeit bewegen mich. Ich finde den Regisseur und Drehbuchautor Fatih Akin toll, mit ihm würde ich tatsächlich gerne mal arbeiten oder einfach ein Bier trinken gehen.
BZ: Gibt es eine Rolle, die du nie im Leben annehmen würdest, egal wie viel Geld dir angeboten werden würde?
Wenn ich für eine Rolle 20 Kilogramm ab- oder zunehmen müsste, würde ich diese wohl nicht annehmen.