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Zischup-Interview

"Warmes Essen an einem warmen Ort"

Die Freiburgerin Mechthild Hamm, Oma von Zischup-Reporter Lion Hamm, engagiert sich ehrenamtlich in der Suppenküche St. Franziskus. Manchmal ist die größte Herausforderung, dass alles friedlich verläuft. .  

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Mechthild Hamm bei der Arbeit in der Suppenküche  | Foto: Privat
Mechthild Hamm bei der Arbeit in der Suppenküche Foto: Privat
Zischup: Liebe Mechthild, kannst du uns bitte einen kurzen Einblick in deine Arbeit bei der Suppenküche St. Franziskus hier in Freiburg geben?

Hamm: Jeden Donnerstag bereite ich mit dem Team aus zirka fünf Personen alles rund um die Essensausgabe in der Suppenküche vor. Das heißt, wir stellen Tische und Stühle auf und decken die Tische. Außerdem kochen wir Tee und Kaffee und richten Salate und Nachspeisen. Das eigentliche Mittagessen ist schon fertig. Um elf Uhr werden die Gäste eingelassen, dann geben wir Mitarbeiter Getränke und das Essen aus. Anschließend muss alles Geschirr gewaschen, die Tische weggeräumt, alles gekehrt und in sauberem Zustand verlassen werden.

Zischup: Du hast gesagt, das eigentliche Mittagessen ist schon fertig?

Hamm: Ja, 25 warme Essen werden von der Caritas geliefert, die die Suppenküche bezahlen muss. Das reicht aber nicht für alle Gäste. Deswegen werden jeden Tag etwa 15 Essen dazu gekocht. Bisher war immer genug zu essen da, zudem haben wir immer einen Eintopf in Reserve.

Zischup: Es kommen also jeden Tag etwa 40 Personen zu Euch? War das schon immer so?

Hamm: Die Gäste, die die Suppenküche vor Jahren besucht haben, waren in der Regel Stammgäste, die regelmäßig an den Wochentagen zum Essen kamen. Das waren zirka 20 Personen. Inzwischen haben wir viel, viel mehr Gäste und viele ausländische Mitbürger, die kommen und gehen. Inzwischen haben wir im Schnitt 35 bis 40 Gäste, in Stoßzeiten sogar 50.

Zischup: Kannst du einschätzen, wie alt die Gäste sind und aus welchem Umfeld sie kommen?

Hamm: Sie kommen aus allen Alters- und Gesellschaftsschichten. Etwa drei Viertel unserer Gäste sind Männer.

Zischup: Was denkst du, was gefällt den Menschen, die zu Euch kommen, am meisten?

Hamm: Ich denke, ein warmes Essen in einem warmen und trockenen Zimmer gefällt den Menschen am meisten – und in Gemeinschaft zu sein. Die Suppenküche öffnet wochentags immer um elf Uhr. Viele kommen jeden Tag, so dass sie damit auch eine Tagesstruktur haben.

Zischup: Was gibt es für Essen und welches ist am beliebtesten?

Hamm: Es gibt ganz normales Essen wie Spaghetti mit Tomatensoße, Lasagne, Rindergulasch mit Reis und so weiter. Sehr beliebt sind Käsespätzle!

Zischup: Welche Herausforderungen und Erfolge hast du bei der Unterstützung der Bedürftigen in Freiburg erlebt?

Hamm: Da viele Menschen mit verschiedenen Temperamenten und Ansichten in der Suppenküche aufeinandertreffen, ist die größte Herausforderung, dass beim Essen alles friedlich verläuft.

Zischup: Hast du in Gesprächen mit den Gästen erfahren, warum sie in die Suppenküche kommen müssen?

Hamm: Unsere Gäste sprechen nicht gern über ihre Lebensgeschichte. Aber die meisten konnten durch irgendeinen Schicksalsschlag wie Krankheit, Arbeitslosigkeit, Insolvenz, Trennung und so weiter ihr normales Leben nicht mehr weiterführen. Durch fehlende soziale Kontakte und Geldnot führte das in Armut und oft in Obdachlosigkeit.

Zischup: Denkst du, es könnte jeder mal auf die Suppenküche angewiesen sein?

Hamm: Ja, auf jeden Fall! Erst vor kurzem hat mir ein Gast gesagt, dass er sich niemals vorgestellt hätte, jemals eine Suppenküche besuchen zu müssen.

Zischup: Kann jeder in die Suppenküche kommen, oder wird kontrolliert, ob die Menschen auf Hilfe angewiesen sind?

Hamm: Wir kontrollieren niemanden. Jeder, der zu uns kommt, ist willkommen!

Zischup: Kann jeder die Suppenküche unterstützen, oder wie kann die Gemeinschaft in Freiburg helfen?

Hamm: Am besten durch Geldspenden. Aber man kann auch Sachspenden, wie gut erhaltene Kleidung, abgeben oder bei der Essensausgabe mithelfen.

Zischup: Die Suppenküche St. Franziskus gibt es schon seit mehreren Jahren. Warum wurde jetzt der Verein gegründet?

Hamm: Aufgrund der anstehenden strukturellen Veränderung der katholischen Kirche dient der eingetragene Verein zur finanziellen Absicherung.

Zischup: Du arbeitest ehrenamtlich in der Suppenküche. Welche Rolle haben die Freiwilligen?

Hamm: Alle Menschen, die bei uns arbeiten, sind ehrenamtlich tätig und der Verein lebt nur von Spenden. Im Augenblick sind wir gut aufgestellt und haben genug Anfragen zur Mitarbeit. Immer wieder haben wir auch junge Leute, die für die Schule oder fürs Studium ein Sozialpraktikum bei uns ableisten.

Zischup: Was gefällt dir an deiner Arbeit in der Suppenküche, was treibt Dich an?

Hamm: Ich habe immer schon gerne mit und für Menschen gearbeitet und ich finde es auch wichtig, den Menschen zu helfen und die sichtbar zu machen, die vielleicht nicht so viel Glück im Leben hatten. Das macht mir einfach Freude.

Suppenküche St. Franziskus e. V.

Der neu gegründete Verein sichert die Finanzierung der Suppenküche der Seelsorgeeinheit Freiburg-Wiehre-Günterstal und damit, dass jeden Tag Bedürftige eine warme Mahlzeit kostenlos erhalten. Weitere Aufgaben sind unter anderem die Weitergabe gespendeter Kleidung und die Ausgabe von Hygieneartikeln. Die Suppenküche gibt es seit 2014. Sie befindet sich im Pfarrzentrum St. Franziskus in der Prinz-Eugen-Straße 2. Aktuell arbeiten 35 Personen ehrenamtlich im Team und versorgen werktags durchschnittlich 40 Personen mit Essen. Interessierte können den Verein als Mitglied oder Nichtmitglied mit einer Spende unterstützen. Informieren kann man sich bei Renate Heinzmann per E Mail: [email protected].

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. Dezember 2023: PDF-Version herunterladen

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