Suchen, wischen, flirten
Online-Dating ist heute für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit / Es hat Vorteile, birgt aber auch Gefahren.
Jule Bender, Klasse 10, BBZ Stegen (Stegen)
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Wenn ich mich auf den Straßen so umschaue, sehe ich zwar viele Menschen, allerdings haben die meisten ein Handy vor der Nase. Wie will man so eine zufällige Bekanntschaft machen? Oder für einen Pfeil von Amor empfänglich sein?
Eigentlich sind sie für Menschen über 18 Jahre gedacht, aber auch Minderjährige kommen leicht mit einem falschen Geburtsdatum hinein. Nachdem mit einem Foto, dem Alter, Beruf, Wohnort und Hobby ein neues Profil erstellt ist, werden verschiedenste Bilder von anderen Nutzern vorgeschlagen. Jetzt hat jeder die Qual der Wahl, ob man das Profil liken möchte, oder lieber das Nächste anschaut. Der Wisch nach rechts gibt ihm ein Like, wischt der Daumen nach links, verschwindet der Andere wieder. Wenn es ein "Match" gibt, die Profile also gegenseitig geliked wurden, darf man miteinander chatten und sich kennenlernen.
Laut der Internetseite http://www.zu-zweit.de nutzt jeder dritte Deutsche das Online-Dating, rund 68 Prozent davon sind Männer. Die User haben allerdings verschiedenste Vorstellungen, was sie auf den jeweiligen Seiten finden möchten. Vom Flirt über Freundschaft bis zur Lebenspartnerschaft reicht das Spektrum der Wünsche. Ob es auch manchmal Liebe auf den ersten Blick gibt, ist die Frage und von manch einem die Hoffnung. Entweder schon im Profil, spätestens mit den ersten Nachrichten wird das auch meist ohne Zeitverschwendung abgeklärt.
Wie geht’s? Was machst du? Was suchst du hier? Das sind die ersten typischen Fragen im Chat, verriet mir ein 23-Jähriger, der schon seit vielen Jahren auf einer Dating-App unterwegs ist. Bis jetzt hat er dort noch nicht die erhoffte große Liebe gefunden, doch er gibt die Hoffnung nicht auf. In unserem Gespräch sagte er auch, dass es für ihn als schüchternen Mann viel einfacher sei, über diesen Weg in Kontakt mit Frauen zu kommen. Er fühle sich so "unsichtbar" genug für den ersten Schritt und generell auch wohler, da er nur das zeigen müsse, was er wolle. In manchen Fällen könne diese Anonymität aber auch verwirrend sein. Er berichtete mir von einem Date mit einer Frau, die bei dem Treffen total anders war. Er habe sich dadurch belogen gefühlt.
Kritische Stimmen – oft kommen diese aus der älteren Generation – geben im Gespräch mit mir zu bedenken, dass eben beim Foto die nonverbalen Botschaften über Gestik, Stimme oder Pheromone, das sind Duftstoffe, gar nicht zum Zuge kommen könnten. Stattdessen verlasse man sich auf ein Bauchgefühl, das den Daumen veranlasse, beim Handy nach links oder rechts zu wischen. Die Optik steht dabei im Vordergrund. Immerhin haben laut einer Studie auf http://www.splendid-research.com 31 Prozent der Nutzer einen Partner auf einem Dating-Portal gefunden. Auch erforschten Josué Ortega (Uni Essex) und Philipp Hergovich (Uni Wien), dass Online-Ehen stabiler sind.
Doch nicht nur Like oder Dislike sollte die Nutzer beschäftigen. Bei all den Schmetterlingen und rosaroten Wolken sind auch schwarze Schafe unterwegs. Und zwar in Form von Fake-Profilen. Ganze zehn Prozent der Dating-App-Accounts sollen mit geklauten Bildern und Informationen erstellt sein, liest man auf http://www.zu-zweit.de Dies kann nicht nur enttäuschend, sondern sogar sehr gefährlich werden, wenn plötzlich Geld verlangt wird und es dann um ein persönliches Treffen geht.
Einen Fake-Check empfiehlt ein anderer Bekannter, der, seit er 18 Jahre alt ist, auf diesen Portalen unterwegs ist: "Ich verlange immer weitere aktuelle Fotos mit bestimmten Handbewegungen, die ich vorher durchgebe oder eine Sprachnachricht", teilt er mir mit. Er fordere zusätzlich auch noch einen Snapchat und, wenn vorhanden, auch einen Instagram-Account der jeweiligen Person. Trotz der potentiellen Gefahr, auf einen Fake reinzufallen, lernte er seine Freundin über eine Dating-App kennen und führt mit ihr seit zwei Jahren eine glückliche Beziehung. Die beiden empfehlen, sich schnell real zu treffen, da dies eine viel einfachere Lösung sei, sich tiefer kennenzulernen. Dauerhaftes Schreiben stand für sie nie zur Debatte. Das Pärchen wusste von Anfang an, was es wollte. Es wollte schnell offen, direkt und ehrlich kommunizieren.
Eine weitere Bekannte – sie ist 21 Jahre alt – gibt mir Hinweise für die Frauenwelt betreffs des ersten Dates weiter. Sie selber informiere vorher immer ihre beste Freundin, damit diese im Notfall Bescheid wisse. Auch empfehle es sich sehr, ein Handy mit GPS dabei zu haben. "Als Frau sollte man auf keinen Fall das erste Mal gleich zu dem Mann nach Hause gehen, sondern sich in der Öffentlichkeit treffen", war ihr wichtigster Tipp.
Nach all meinen Gesprächen scheint mir das Online-Dating bei verantwortungsvollem Umgang also eine mögliche Unterstützung, allerdings keine Zauberformel zu sein, Amor eine Chance zu geben. Moderne Techniken hin oder her, an einem Punkt waren sich alle einig: Schlussendlich sollte das Herz und nicht der Daumen über die Liebe entscheiden!
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.