"Seid offen für die neue Kultur, aber bleibt euch selbst treu"
Das Thema Integration von ausländischen Menschen ist immer präsenter in der Gesellschaft geworden. Elias Hsu hat dazu seinen Vater Thomas Hsu interviewt. Er war schon als Kind mit diesem Thema konfrontiert. .
Elias Hsu, Klasse 8b, Kant-Gymnasium (Weil am Rhein)
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen

BZ: Gab es eine Kultur, mit der du dich besonders verbunden fühltest?
Nicht wirklich. Jede Kultur hat ihre Stärken und Schwächen. In Deutschland schätze ich Fleiß, Zuverlässigkeit und Struktur, aber die Menschen sind oft verschlossener. In Indonesien sind die Leute unglaublich offen und kontaktfreudig, doch Freundschaften sind oft oberflächlicher. Jede Kultur hat ihre eigenen Regeln. Ich musste lernen, mich darauf einzulassen, ohne meine Identität zu verlieren.
BZ: Welche Herausforderungen hattest du bei der Integration, und wie hast du diese gemeistert?
Jede neue Kultur bedeutete Missverständnisse. Ein Beispiel: In Indonesien lieh ich jemandem etwas, und ich erwartete es automatisch zurück – der andere tat es aber nicht. Als ich nachfragte, wurde mein Gegenüber wütend. Später erfuhr ich, dass in Indonesien eine ungeschriebene Regel gilt: Wenn man etwas verleiht, sollte man nicht darauf bestehen, es zurückzubekommen. Solche kleinen Unterschiede machen Integration schwierig, aber auch spannend.
BZ: Wie hast Du dich in den verschiedenen Ländern eingelebt? Gab es große Unterschiede?
Die Art und Weise, wie Kinder miteinander umgehen, ist weltweit ähnlich: Einerseits offen und herzlich, andererseits nutzen sie jede Schwäche aus. Als Fremder hat man solche Schwächen. Das macht Integration überall anspruchsvoll.
BZ: Was war am schwersten zu akzeptieren?
Nicht eine einzelne Sache, sondern der gesamte Prozess. Kultur ist Teil der eigenen Identität, und es ist schwer, sich anzupassen, ohne sich selbst zu verlieren. Sprache zu lernen ist vergleichsweise einfach – die wahre Herausforderung ist, soziale Normen und Werte zu verstehen.
BZ: Welche Fähigkeiten hast du durch deine Erfahrungen gewonnen?
Das sind vor allem drei Dinge: Erstens: Menschen aus verschiedenen Kulturen sehen die Welt unterschiedlich – das sollte man verstehen und respektieren. Zweitens: Der Standort kann über Erfolg entscheiden. In manchen Ländern gibt es schlichtweg weniger Chancen. Drittens: Anpassungsfähigkeit ist der Schlüssel. Wer sich an Veränderungen anpassen kann, hat einen großen Vorteil in einer sich ständig verändernden Welt.
BZ: Was können junge Menschen von deinen Erfahrungen in der Anpassung an unterschiedliche Kulturen lernen?
Integration verläuft in drei Phasen: Erstens: Euphorie – alles ist neu, spannend und aufregend. Zweitens: Frustration – man merkt, dass es nicht so einfach ist, sich wirklich anzupassen. Man fühlt sich fremd, vermisst die alte Heimat. Drittens: Ankunft – man beherrscht die Sprache, versteht die Kultur und fühlt sich wohl. Dieser Prozess dauert länger, als viele denken – oft ein Jahr oder mehr. Wer glaubt, dass ein Integrationskurs reicht, wird sich wundern. Es ist ein intensiver, manchmal schmerzhafter, aber lohnender Weg.
BZ: Was würdest du jungen Migranten raten?
Seid offen für die neue Kultur, aber bleibt euch selbst treu. Es gibt einen Grund, warum ihr eure Heimat verlassen habt – aber vergesst nicht, dass auch sie wertvolle Aspekte hat. Nutzt die Stärken des neuen Landes, seht es als Chance. Wer sich darauf einlässt, wird nicht nur ein neues Land kennenlernen, sondern auch an sich selbst wachsen.