"Nike hat viel mit Popkultur zu tun"

Während des Zischup-Projekts besuchte die Klasse 8c der Gertrud-Luckner-Realschule Rheinfelden im Vitra Design Museum die Ausstellung "Nike: Form Follows Motion". Anschließend interviewte sie Chefkurator Jochen Eisenbrand.  

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Die Zeichnung des original Swoosh-Designs von Carolyn Davidson (1972) Foto: Nike
BZ: Herr Eisenbrand, was macht ein Chefkurator?
Als Chefkurator helfe ich den Kollegen, leite sie an und mache auch selbst Ausstellungen. Da man muss sich Themen überlegen. Welchen Themen oder welchen Personen möchte man seine Ausstellungen widmen? Wie möchte man die Geschichte erzählen? Was zeigt man dazu? Wo kommen die Sachen her? Denn die kommen ja nicht unbedingt aus unserer eigenen Sammlung. Wo können wir die Sachen leihen? Es wird dann rumrecherchiert und man versucht, Sachen zusammenzutragen und dann eine gute Geschichte zu erzählen mit den Exponaten.

BZ: Was macht Ihren Job so besonders?
Ich liebe meinen Job, weil man sich jedes Mal wieder auf ein neues Thema einlässt. Die Nike-Ausstellung haben vier Kollegen zusammen gemacht. Ich habe schon einige Ausstellungen gemacht, über Clubs zum Beispiel. Darüber, wie diese eingerichtet sind, was die Leute da anziehen, was für Musik läuft. Ich habe auch Ausstellungen über verschiedene Designer gemacht. Da kann man sich immer wieder ganz auf ein neues Thema einlassen, trifft viele Leute. Man kann auch viel reisen zum Recherchieren. Außerdem zeigen wir unsere Ausstellungen nicht nur hier, sondern auch in anderen Museen. So kann man zu diesen Museen reisen, wenn die Ausstellungen unterwegs sind.

BZ: Wie wird man Chefkurator?
Da gibt es verschiedene Wege. Viele Leute, die das machen, haben Kunstgeschichte studiert. Ein Studium ist normalerweise Voraussetzung. Ich habe Kulturwissenschaften studiert, es gibt aber auch Leute, die Architektur studiert haben.

BZ: Wie viele Jahre arbeiten Sie schon in Ihrem Job?
Oh, ich bin schon eine kleine Ewigkeit hier. Länger als ihr alt seid. Ein Vierteljahrhundert schon.

BZ: Wollten Sie schon immer Chefkurator werden?
Nein, ich wusste in der Schule, also in eurem Alter, noch gar nicht, was ich werden möchte. Ein bisschen später wusste ich, dass ich irgendwas mit Kultur machen will. Ich habe erst bei Filmfestivals gearbeitet, in Hamburg und in Berlin. Und dann war hier eine Stelle frei und das, was ich vorher gemacht habe, das hat hier für diese Stelle gepasst. Es ist immer gut, Praktika zu machen und auszuprobieren, was einem gefällt.

BZ: Was war Ihre Lieblingsausstellung bisher?
Eine Ausstellung, die mir sehr gut gefallen hat und auch die ganze Arbeit daran, das war eine Ausstellung über Alexander Gerard. Das ist ein italienisch-amerikanischer Designer, dessen Nachlass wir haben, also das ganze Archiv für alles, was der je gemacht hat. Ich finde die Sachen ganz toll, die er gemacht hat. Die Ausstellung ist sehr schön geworden. Da hatte ich mit dessen Familie zu tun, also dem Sohn und den Enkeln, und konnte viel in den USA recherchieren. Dort gibt es ein Museum, das hat auch eine Sammlung von ihm. Das hat viel Spaß gemacht.

BZ: Was ist Ihr Lieblingsdesign bei den Nike-Schuhen?
Ich finde den Air Force One, den Klassiker, gut.

BZ: Wie lange gibt es dieses Museum schon?
Seit 1989.

BZ: Und wie viele Ausstellungen gab es hier schon?
Wir nummerieren unsere Ausstellungen fast seit Beginn durch. Wir sind jetzt bei Nummer 90 und wahrscheinlich gab es so etwa 100. Wir haben seit 30 Jahren zwei große Ausstellungen im Jahr, das sind 60 Ausstellungen. Dann haben wir aber auch noch das Schaudepot. Da kann man Teile unserer Sammlung sehen. Seit 2016 machen wir dort auch Ausstellungen. Dann haben wir noch einen kleinen Raum, die Vitra Design Galerie. Wahrscheinlich sind es insgesamt zwischen 100 und über 200 Ausstellungen gewesen.

BZ: Woher haben Sie die Schuhe und die Klamotten, die bei der Nike-Ausstellung zu sehen sind?
Wir hatten davor schon einmal mit Nike zu tun, weil sie in unserer Ausstellung über Plastik einen Schuh gezeigt haben, der nie in den Verkauf gekommen ist. Das ist ein Schuh, der aus drei verschiedenen Plastikteilen zusammengesteckt ist, damit man ihn später gut recyceln kann. Deshalb waren wir mit Nike im Gespräch. Und da wurde uns erzählt, dass es an der Westküste der USA ein riesiges Archiv gibt mit allem, was sie bei Nike seit den Anfängen in den 1960er Jahren gemacht haben. Da waren wir natürlich neugierig. Daraufhin sind die Kolleginnen und Kollegen, die diese Ausstellung hier vorbereitet haben, in die USA, nach Portland, gereist und haben sich das Archiv anschaut. Dort durften wir auswählen, welche Stücke wir zeigen wollen. Im Grunde kommt also fast alles, was hier in der Ausstellung ist, aus den Archiven von Nike.

BZ: Woran erkennen Sie, dass die Stücke echt sind?
Ich persönlich würde das nicht erkennen. Aber da haben wir natürlich die Garantie, weil die Ausstellungsstücke vom Unternehmen selbst kommen.

BZ: Warum haben Sie die Ausstellung gemacht?
Wir haben diese Ausstellung gemacht, weil wir schon lange was zum Thema Design und Sport machen wollten. Da wir schon den Kontakt mit Nike hatten, war es naheliegend, eine Ausstellung über Nike zumachen. Nike ist nicht nur der weltgrößte Sportartikelhersteller, sondern hat auch viel mit Popkultur zu tun.

BZ: Wie lang ist denn die Ausstellung noch?
Sie läuft ein bisschen länger als zuerst geplant, bis 18. Mai . Zum einen, weil das eine der erfolgreichsten Ausstellungen ist, die wir je hatten. Wir zählen im Moment über 400 Besucher pro Tag. Und weil wegen des European Song Contests in Basel Mitte Mai so viele Leute in die Gegend kommen. Danach hoffen wir, dass die Ausstellung auf Reisen geht. Wir sind mit Museen in London und New York im Gespräch.

Die Ausstellung "Nike: Form Follows Motion" ist noch bis 18. Mai im Vitra Design Museum zu sehen.
Schlagworte: Alexander Gerard
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