Mitten im Stück wechseln die Geschwister am Klavier die Plätze

"Emotional, virtuos und spaßig" – das ist die Antwort auf meine Frage, wie die Pianisten Laetitia und Philip Hahn ihre Musik beschreiben würden. Ein Konzertbesuch.  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Philip und Laetitia Hahn  | Foto: Stefan Kranz
Philip und Laetitia Hahn Foto: Stefan Kranz
Es ist Samstag, 1. März, kurz vor 17 Uhr im Pflugsaal in Lahr. Jeden ersten Samstag im Monat findet ein Klavierkonzert von "Weltklassik am Klavier" statt. Ich besuche regelmäßig diese Konzerte, deshalb fällt mir gleich auf, dass heute offensichtlich mehr Zuschauer da sind als sonst.

Erst gestern seien die Geschwister noch im Fernseher zu sehen gewesen, heute spielen sie solo und als Duo verschiedenste Kompositionen am Klavier vor – das waren die Anfangsworte von der Moderatorin Thi Dai Trang Nguyen. Sie selbst sei seit Tagen aufgeregt, weil selten so junge und talentierte Menschen wie heute Abend bei uns sind. Dann beschreibt Nguyen in wenigen Sätzen, wie Laetitia (21) und Philip (15) zum Klavierspielen kamen und seit wann sie spielen. Zudem erzählt Nguyen, dass die beiden noch dieses Jahr ein Buch veröffentlichen. Ich spiele selbst seit zirka sechs Jahren Klavier und finde es sehr beeindruckend, mit wie viel Leidenschaft man so ein Instrument ausüben und zudem noch ein Buch veröffentlichen kann! Vielleicht ist der überdurchschnittliche IQ der beiden die Erklärung dafür?! Ein sehr beeindruckendes Geschwisterpaar.

Philip Hahn eröffnet den Abend mit drei wunderbaren Etüden von Frédéric Chopin. Er nutzt die Bühne und lässt seinen Gefühlen freien Lauf. Von Fortissimo bis Pianissimo – alles ist dabei! Das Publikum ist sichtlich begeistert und zeigt das in Form von Applaus.

Seit Philip Hahn ein Kleinkind ist, sitzt er am Klavier und geht seiner Leidenschaft nach. Seine ältere Schwester hat die gleiche Leidenschaft. Sie spielt von Franz Liszt "Liebestraum Nr. 3" und "Après une lecture du Dante – Fantasia quasi Sonata". Sie spielt präzise, gefühlvoll und elegant. Beim zweiten Stück schafft Laetitia es, eine mysteriöse und dramatische Stimmung zu erzeugen. Und beide wie selbstverständlich ohne Noten!

Nach der Pause spielen die beiden Eigenkompositionen und bearbeitete Stücke von Beethoven, Mozart und Rimsky-Korsakov. Ab jetzt spielen sie nur noch von Noten, die sie auf ihrem Tablet angezeigt bekommen. Auch die Lichteffekte sind nach der Pause anders. Die lila Farbe schafft eine besondere Stimmung und die vierhändige Sonate der beiden gibt einem das Gefühl, in einer Traumwelt zu sein. Wie stolz müssen sie sein, in diesem Alter eigene Stücke zu schreiben? Und wie stolz müssen ihre Eltern sein, die seit der Pause in der ersten Reihe sitzen? Ich weiß selbst, wie schwer es ist, nach Noten zu spielen, geschweige denn selbst ein Stück zu komponieren! Weiter geht es mit der bekannten 9. Sinfonie von Beethoven, die die beiden eigeninterpretiert, der aktuellen Zeit angepasst, vorspielen. Dafür bekommen Laetitia und Philip Standing Ovations – zu Recht! Gleich danach ein weiterer Höhepunkt. Der Türkische Marsch von Mozart, bearbeitet von den beiden, sorgte für eine Überraschung: Sie wechseln während des Spielens den Platz! Zuerst spielt Laetitia die rechte Hand, danach Philip. Absolut faszinierend, in welcher Geschwindigkeit sie die Plätze tauschen und somit keine Unterbrechung zu hören ist. Später antwortet Laetitia auf eine Publikumsfrage, wie lange sie schon im Duo spielten, dass sie erst seit der Coronazeit gemeinsam spielten.

Mit dem Hummelflug von Rimsky-Korsakow endet der Abend. Und wieder steht das Publikum und applaudiert, bis es eine Zugabe gibt. Es ist eine mir sehr bekannte Polka, die ich später gegoogelt habe: die Tritsch-Tratsch Polka von Strauß/Cziffra, interpretiert von den beiden.
Schlagworte: Philip Hahn, Thi Dai Trang Nguyen, Polka von Strauß
Zeitungsartikel herunterladen Fehler melden

Weitere Artikel