"Mit Schutzzonen dem Klimawandel entgegentreten"
Der Freiburger Luis Kuchenmüller (29) ist Meeresbiologe. Im Zischup-Interview spricht er über seine Forschung in Australien, fern der Heimat. .
Jano Philippi, Klasse 8a, Kolleg St. Sebastian, (Stegen)
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BZ: Und welcher Weg führte Sie von Freiburg nach Australien?
Nach meinem Studium in Bremen wusste ich nur, dass ich gerne im Ausland weiterforschen würde, hatte aber kein konkretes Land im Blick. Für mein spezielles Thema und nach einigen Recherchen gab es dann schließlich die Optionen Kanada, Norwegen und Australien. Schließlich habe ich mich für das Land entschieden, dass am meisten Sonne versprach. Und nun lebe ich mittlerweile seit über drei Jahren hier in der Nähe von Melbourne in Geelong und arbeite für die Deakin Universität.
BZ: Was sind dort Ihre Aufgaben?
Ich bin hier im Rahmen eines Stipendiums für meine Doktorarbeit. Diese beinhaltet sowohl Experimente als auch viel Zeit am Laptop für das Schreiben wissenschaftlicher Texte zu meinem Thema.
BZ: Können Sie das Thema etwas näher beschreiben?
Meine Doktorarbeit bezieht sich auf das Herz-Kreislauf-System der Regenbogenforelle und darauf, wie diese Sauerstoff transportieren und aufnehmen. Außerdem habe ich mit dem sogenannten Port-Jackson-Hai und der Korallenforelle gearbeitet. Im Speziellen interessiere ich mich dafür, ob größere Fische es schwerer haben, Sauerstoff zu transportieren, als kleinere Fische derselben Spezies. Ganz besonders im Angesicht des Klimawandels.
BZ: Wie hat sich Ihre Sicht auf die Klimaveränderungen durch Ihre Arbeit verändert?
Meine Entschlossenheit, etwas zu bewirken und handeln zu wollen, ist noch deutlich stärker geworden. Sicher fühlt man sich manchmal machtlos, aber wenn man so nah am Thema arbeitet, dann bekommt man auch die Erfolgsgeschichten mit. Ich bin etwa ein großer Verfechter von Schutzzonen im Meer oder Nationalparks an Land. Ich glaube, das sind sehr wirkungsvolle Mittel, um dem Klimawandel und dem Verlust der Biodiversität entgegenzutreten.
BZ: Wie dürfen wir uns Ihr Leben als Freiburger in Australien vorstellen? Mussten Sie sich sehr umstellen?
Ich selbst lebe in einem kleinen Surfer-Ort in der Nähe Melbournes, direkt an der bekannten Great Ocean Road im Bundesstaat Victoria. Täglich Zeit am Meer zu verbringen und das Kleinstadtleben tut mir während des stressigen Forschungsalltags sehr gut. Melbourne ist eine geniale Stadt, die sehr divers, fortschrittlich und aufgeschlossen ist. Sie wurde viele Jahre zu den lebenswertesten Städten der Welt gezählt und ich genieße es, Kurztrips dorthin zu unternehmen.
BZ: Gibt es etwas, das Sie besonders an Freiburg vermissen?
Mit der Heimat verbinde ich natürlich meine Freunde und Familie, die mir fehlen, aber auch das Lebensgefühl und das Setting der Stadt im Tal vermisse ich oft.
BZ: Was sind für Sie die größten Unterschiede zwischen dem Leben in Australien und dem im Breisgau?
Positiv ist definitiv die Nähe zum Meer. Ich kann zum Beispiel vor der Arbeit surfen und danach schnorcheln oder schwimmen gehen. Negativ ist, dass ich aufgrund der weiten Wege täglich auf ein Auto angewiesen bin. Das ist auch eine Sache, die ich an Freiburg sehr vermisse, dass man mit dem Fahrrad einfach unabhängiger ist.
BZ: Welche Empfehlungen würden Sie jungen Menschen geben, die eine ähnliche internationale Karriere anstreben?
Es gibt sehr viele Stipendien und daher sollte man sich im Voraus gut informieren. Zudem sollte man unbedingt für neue Kulturen und Freundschaften aufgeschlossen sein und man muss auch bereit sein, Dinge hinter sich zu lassen. Die notwendige Abenteuerlust wird sich immer durch wertvolle Lebenserfahrungen auszahlen.
BZ: Möchten Sie auch nach Ihrer Doktorarbeit in Australien bleiben?
Ich habe das große Glück, dass ich in Australien meine Partnerin kennengelernt habe, und wir überlegen gerade gemeinsam, wo wir leben möchten. Dabei spielen sowohl berufliche Möglichkeiten als auch politische Verhältnisse und private Aspekte eine Rolle. Prinzipiell sind wir aber für neue Erfahrungen offen.