"Mit Händen und Füßen sprechen"
Zwischen 1994 und 2005 saß Peter Dreßen für die SPD im Bundestag. Heute ist er Chef der Emmendinger Tafel. Die Emmendinger Tafel ist eine von rund 900 Tafeln in Deutschland, die Lebensmittel sammeln, um sie an bedürftige Menschen auszugeben. Die Schülerinnen Sophie Warnstorf und Lea Worm der Klasse 9c des Goethe-Gymnasiums in Emmendingen haben sich mit Dreßen getroffen, um mit ihm über die Tafel in Zeiten der Flüchtlingskrise zu sprechen.
Sophie Warnstorf, Lea Worm, Klasse 9c, Goethe-Gymnasium & Emmendingen
Mo, 25. Apr 2016, 11:58 Uhr
Schülertexte
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Zwischen 1994 und 2005 saß Peter Dreßen für die SPD im Bundestag. Heute ist er Chef der Emmendinger Tafel. Die Emmendinger Tafel ist eine von rund 900 Tafeln in Deutschland, die Lebensmittel sammeln, um sie an bedürftige Menschen auszugeben. Die Schülerinnen Sophie Warnstorf und Lea Worm der Klasse 9c des Goethe-Gymnasiums in Emmendingen haben sich mit Dreßen getroffen, um mit ihm über die Tafel in Zeiten der Flüchtlingskrise zu sprechen.
Dreßen: Nachdem ich insgesamt zwölf Jahre im Bundestag war, hat meine Frau zu mir gesagt, dass ich eigentlich noch zu jung wäre, um auf dem Rentnerbänkle Platz zu nehmen. In Emmendingen gab es zu dieser Zeit noch keinen Tafelladen. Und ich war der Meinung, dass es so etwas Tolles auch bei uns in Emmendingen geben muss, also trommelte ich ein paar meiner Freunde zusammen und wir riefen dann zusammen die Emmendinger Tafel ins Leben. Aufgrund meines Engagements wurde ich dann auch zum Chef der Tafel ernannt. Dies alles verdanke ich also meiner Frau.
Zischup: Haben Sie Freude an Ihrer Arbeit in der Tafel und wie lange arbeiten Sie dort schon?
Dreßen: Auf jeden Fall bereitet mir die Arbeit in der Tafel sehr viel Spaß. Wie ich ja bereits erwähnt habe, bin ich seit Anfang an dabei. Das sind nun auch schon fast zehn Jahre, in denen ich hier schon viel erlebt habe. Die Arbeit im Tafelladen macht mir vor allem auch deswegen so großen Spaß, weil ich hier immer wieder schöne Geschichten erzählt bekomme. Erst jüngst erzählte mir eine junge Mutter, dass sie ihrer Tochter eine Saisonkarte fürs Emmendinger Freibad kaufen konnte – und das nur, weil sie durch die Tafel so viel Geld sparen konnte, dass es auch noch für eine Saisonkarte gereicht hat. Die Tochter hat sich sehr über die Karte gefreut, denn ihre Familie kann sich keinen Urlaub leisten und so hatte sie immerhin die Möglichkeit, ins Schwimmbad zu gehen.
Zischup: Melden sich in der Tafel genug Freiwillige oder müssen Sie Mitarbeiter suchen?
Dreßen: Manchmal müssen wir nach Mitarbeitern suchen, aber es melden sich zum Glück auch immer wieder freiwillige Helfer bei uns. Alles in allem haben wir keine großen Probleme bei der Suche nach Mitarbeitern. Auch Flüchtlinge haben die Chance, hier bei uns im Tafelladen zu arbeiten. Derzeit sind zwei Flüchtlinge bei uns angestellt.
Zischup: Was hat sich in der Tafel verändert, seit immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen?
Dreßen: Ein wichtiger Punkt ist, dass wir jetzt viel mehr Kunden haben als früher. Das heißt, wir brauchen viel mehr Ware. Wir erleben allerdings auch, dass einige deutsche Stammkunden nicht mehr kommen, weil sie Angst vor den Flüchtlingen haben.
Zischup: Erhält die Tafel durch die aktuelle Flüchtlingslage mehr Spenden als davor?
Dreßen: Eindeutig ja. Wir erhalten Sachspenden in Form von Lebensmitteln und Geldspenden. Vor kurzem hat uns eine Gruppe 1000 Euro gespendet. Aber natürlich freuen wir uns auch über kleinere Spenden.
Zischup: Und gibt es im Laden Schwierigkeiten bei der Verständigung mit den Flüchtlingen?
Dreßen: Wir sprechen hier manchmal mit Händen und Füßen, da natürlich keiner der Mitarbeiter, die schon länger mitarbeiten, Arabisch sprechen. Hinzu kommt, dass viele Flüchtlinge keine oder nur wenige Sprachkenntnisse in Englisch haben. In dieser Hinsicht sind uns unsere Angestellten mit Migrationshintergrund eine große Hilfe, da sie sich mit den Kunden verständigen können. Eine weitere Hilfe für die Flüchtlinge sind die Regeln der Tafel, die wir ins Arabische übersetzt haben. Diese sind an die Eingangstür geheftet.
Zischup: Wie stehen sie zur aktuellen Flüchtlingskrise?
Dreßen: Es ist schlimm, was in Ländern wie Syrien passiert. Ich fände es nicht gut, wenn wir Zäune um unser Land bauen würden, da die Menschen, die zu uns wollen, schon so viel in ihrem Leben durchgemacht haben. In dieser Hinsicht stehe ich voll hinter Angela Merkel. Aber wie Angela Merkel auch bin ich der Meinung, dass wir das Problem nicht erst hier, sondern schon in den Kriegsländern lösen müssen.
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