"Mit gemischten Gefühlen"
ZISCHUP-INTERVIEW mit der Erzieherin Franziska Blattert über Kinderlachen, Sprachförderung und Coronatests.
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Auch die Allerkleinsten leiden unter Corona. Franziska Blattert arbeitet als Erzieherin und Sprachförderin in einer Kita in Rheinfelden. Im Interview mit Alicia Blattert aus der Klasse 9b des Georg-Büchner-Gymnasiums in Rheinfelden erzählt sie, wie anders der Kita-Alltag durch die Pandemie geworden ist. Franziska und Alicia Blattert sind Mutter und Tochter.
Blattert: Im Moment geht es mir so wie in dem Film "Und täglich grüßt das Murmeltier". Ich lebe von Tag zu Tag und jeder Tag fühlt sich gleich an. Ich habe auch gar kein Zeitgefühl mehr.
Zischup: Was ist deine Meinung zur Öffnung der Kitas?
Blattert: Ich persönlich sehe die Öffnung der Kitas mit gemischten Gefühlen. Für die Kinder finde ich es positiv, da Kinder das soziale Umfeld mit gleichaltrigen Kindern brauchen. Auch für das Leben eines Kindes und die Vorbereitung für die Grundschule ist es wichtig, dass sie bestimmte Rituale erfahren, die sie auch in den Kitas erlernen und erleben dürfen. Vielen Kindern in unserer Einrichtung fehlen die für uns einfachen Grundfertigkeiten wie Schneiden, Kleben, Malen, Puzzeln, Spiele spielen oder wie das konzentrierte Zuhören einer Geschichte. Leider wird heutzutage Kindern oft ein Handy oder ein Tablet in die Hand gedrückt oder es wird vor den Fernseher gesetzt, um es zu beschäftigen. Ich sehe aber auch die Risiken. Es gab auch schon Kitas, die aufgrund von Coronafällen oder sogar Mutationen von Corona teilweise Gruppen oder die ganze Einrichtung wieder schließen mussten.
Zischup: Worüber freust du dich bei der Öffnung deiner Einrichtung?
Blattert: Ich freue mich darüber, dass ich die Möglichkeit habe, die Kinder wieder persönlich zu sehen. Ich kann meine Angebote wieder mit ihnen durchführen und sie somit fördern. Die Freude der Kinder und das Kinderlachen sind ansteckend und machen Spaß.
Zischup: Welche Schutzmaßnahmen musst du im Kita-Alltag umsetzen?
Blattert: Das fängt schon beim Betreten der Kita an. Unsere Einrichtung besteht aus vier Gruppen. Diese wurden je einer Farbe zugeordnet. Vor dem Eingang steht nun ein Tisch bereit mit Legosteinen in den entsprechenden Farben der jeweiligen Gruppe. Die Eltern können mit ihnen die Einrichtung betreten, wenn ein Legostein ihrer entsprechenden Gruppenfarbe auf dem Tisch liegt. Falls nicht, müssen sie warten, bis Eltern wieder herauskommen und wieder ein Legostein ihrer Gruppenfarbe frei wird. Gleich beim Eintreten der Kita steht ein Desinfektionsständer bereit, um sich die Hände zu desinfizieren. Dieser ist ausschließlich für die Eltern gedacht. Es besteht auch die Pflicht einer Maske. Ansonsten darf die Einrichtung nicht betreten werden. Es sollte auch nur ein Elternteil mit in die Einrichtung. Ältere Geschwisterkinder dürfen die Einrichtung nicht betreten. Die Eltern begleiten ihre Kinder in die Garderobe. Das Kind zieht sich dort um und geht sich dann im Waschraum noch die Hände mit Seife waschen. An der Türschwelle zum Gruppenraum findet die Übergabe des Kindes statt. Wir begrüßen die Kinder im Moment nicht per Hand, sondern mit Ellenbogen an Ellenbogen. Zudem kommt zurzeit noch dazu, dass die Gruppen nur im festgelegten Tandem gemischt werden dürfen. Die Kinder können somit keine Gruppenbesuche machen. Gruppenübergreifende Angebote und Projekte können auch nicht stattfinden. Dieses Jahr war nicht einmal Fastnacht möglich.
Zischup: Wie sieht ein ganz normaler Tag in deiner Kita aus?
Blattert: Ich bin Erzieherin und Fachkraft für ISF plus, also für intensive Sprachförderung eingestellt und mache Sprachförderung in Kleingruppen mit vier bis sieben Kindern. Dazu suche ich schöne Bilderbücher, Fingerspiele, Reimspiele und Klanggeschichten aus. Oft verknüpfe ich dies und male dazu mit Buntstiften oder Wasserfarben noch etwas zum Thema. Die Angebote dauern je nach Alter und Schwierigkeitsgrad 30 bis 45 Minuten. Nach der ersten Gruppe essen wir gemeinsam mit der Gesamtgruppe. Danach geht es in Kleingruppen weiter. Für die Kinder ist es schön, mal etwas in einer Kleingruppe zu machen. Man kann dann auch individueller und intensiver auf sie eingehen und sie gezielter fördern. Wenn es die Zeit zulässt und ich mit allen Sprachgruppen fertig bin, kann ich auch noch mit in den Garten. Danach steht noch die Dokumentation der Vorbereitung und der Durchführung an.
Zischup: Wie haben sich die Angebote für die Kita-Kinder zwischen dem ersten und dem zweiten Lockdown verändert?
Blattert: Wir haben im ersten Lockdown Hausaufgaben für die Kinder, die zuhause und nicht in der Notbetreuung in der Kita waren, über die Kita-Info-App bereitgestellt. Falls die Eltern zuhause nicht die Möglichkeit hatten, diese auszudrucken, lagen diese in unserem "Bücher-Kühlschrank" an der Straße in Folien bereit zum Mitnehmen. Die Hausaufgaben konnten in der Kita wieder abgegeben werden. Diese wurden dann in die Ordner der Kinder abgeheftet. Es wurden auch Telefontage für die jeweiligen Gruppen eingeführt, sodass die Möglichkeit bestand, sich mit den Gruppenerzieherinnen auszutauschen. Im zweiten Lockdown konnten die Familien den direkten Kontakt zu den Bezugserzieherinnen via eigens dafür eingerichtete Mailadresse halten. Zudem haben wir via Zoom-Meetings Bilderbücher vorgelesen. Neuland für uns war, dass wir unseren Plantag per Videokonferenz abhalten mussten.
Zischup: Was hältst du von den Schnelltests für das Kita-Personal?
Blattert: Ich finde das positiv. So ist das Personal besser geschützt und man kann das Risiko eindämmen. Meiner Meinung nach ist es für die momentane Situation eine gute Lösung. Wenn der Test negativ ausfällt, ist man erleichtert und kann beruhigt seiner Arbeit weiter nachgehen. Falls das Testergebnis positiv ausfällt, können die entsprechenden Schutzmaßnahmen schneller eingeleitet werden.
Zischup: Was sind deine Wünsche für die Zukunft?
Blattert: Ich wünsche mir, dass wir wieder unbeschwert leben, reisen, Kultur erleben können, wobei ich mich frage, wann das wieder wirklich möglich sein wird. Weiterhin wünsche ich mir auch eine Öffnung für die weiterführenden Schulen und Universitäten, da ich selbst drei Kinder in dieser Altersgruppe habe. Diese Altersgruppen können auch voneinander lernen und brauchen den sozialen Umgang miteinander.
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