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Zischup-Bericht

Mit dem Mut der Verzweiflung

Irinas schmerzhafter Weg zu einem "normalen" Ohr.  

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Irina Faißt wurde 1996 mit einer schweren Ohrmuscheldysplasie – einer Fehlbildung des Ohrs – geboren. Daher informierten sich ihre Eltern über Mittel, welche ihr ein neues Ohr ermöglichen könnten. Nach langem Suchen fanden sie eine Klinik, die sich auf Ohrmuschelrekonstruktionen spezialisiert hatte. Da Irina auf dem betroffenen Ohr nichts hören konnte, und "es satt hatte, von allen ständig angeschaut zu werden", ließ sie sich auf die OP ein. Sie verlief in drei Schritten, die sehr schmerzhaft waren.

Irinas Eltern waren völlig überrascht gewesen, denn in der Schwangerschaft war von der Ohrmuschelfehlbildung nichts festgestellt worden, und somit stellten sich nach der Geburt viele Fragen, ewa: Wird Irina hören und sprechen können? Die Eltern suchten nach Spezialisten und reisten mit der zwölf Wochen alten Irina nach Lübeck. Dort erhielten sie viele Informationen über Möglichkeiten für ein neues Ohr. Es hieß: "So eine Operation wird frühestens mit der Vollendung des zwölften Lebensjahrs durchgeführt", und somit setzte der Oberarzt Ralf Siegert Irina auf eine Warteliste für das Jahr 2008. "Ich hatte keine Probleme in meiner Kindheit", sagt Irina, obwohl sie auf dem betroffenen Ohr schwerhörig war, "ich hörte auf meinem gesunden Ohr, konnte sprechen und ganz normal Kindergarten und Schule besuchen."

Aus einem Teil der Rippe wird ein neues Ohr

Später wechselte ihr Arzt Ralf Siegert von Lübeck nach Recklinghausen. Irina und ihre Eltern reisten fast jährlich zur Kontrolle zu ihm in die Klinik. Für eine OMA-Operation (Ohrmuschelaufbau-OP), die aus zwei bis drei Operationen besteht, muss man einen bestimmten Rippenumfang haben, da aus vier Rippen fingergroße (Männerhände wohlgemerkt) Stücke entnommen werden, von denen dann der Knorpel genutzt wird. Aus diesem Knorpel wird ein neues Ohr geformt, die "Fehlstücke" am Kopf werden entfernt und das neue Ohr wird unter die Haut gelegt. Festgenäht werden muss das Ohr nicht, da der Körper von alleine sofort reagiert. Er merkt, dass es einen Körperteil gibt, der nicht richtig fest ist, und schickt sofort kleine "Helfer" hin, die ihn wieder an sich binden. Da Irina sehr dünn ist, wurde der Termin für die OP von 2008 auf 2011 verschoben.

"Es war eine schwere Entscheidung für mich, ob die OP wirklich durchgeführt werden sollte. Ich machte mir mehr Sorgen als Irina, da ich ihr gerne die Schmerzen ersparen wollte", sagt Irinas Mutter. Aber Irina entschied sich für die OP: "Die Blicke der anderen störten mich, außerdem wollte ich meine Haare nicht immer offen tragen müssen." Dann, im Oktober 2011, stand der OP-Termin bevor. Die Schwestern auf der Kinderstation des Prosper-Hospitals Recklinghausen waren sehr nett. "Wenn die erste OP vorbei ist, dann ist das Schlimmste geschafft", sagten sie. "Es war ein komisches Gefühl, nicht zu wissen, was mit mir passiert", berichtet Irina. Sie war am nächsten Tag die erste Patientin im OP. Ihre Eltern gingen mit ihr zum OP-Saal und mussten sich dann vor der Tür verabschieden. Das fiel ihnen sehr schwer. Sie vertrauten dem Operateur Ralph Magritz und seinem Team, das nun viel Feinarbeit leisten musste. Nach zehn Stunden kam Magritz, um den Eltern mitzuteilen, dass Irinas OP gut verlaufen sei und es ihr den Umständen entsprechend gut gehe. Eine riesige Last fiel von ihnen ab.

"Als Irina wieder in ihr Zimmer kam, war sie kalkweiß, völlig hinüber und hatte starke Schmerzen", teilt ihr Vater mit. Alles, was mit dem Kopf zu tun hatte, war schmerzfrei, aber die Schmerzen an den Rippen waren kaum auszuhalten. Die Schwestern und Ärzte sagten auch, dass die OP an den Rippen immer das Schlimmste sei. "Als ich aufwachte, sah ich zwei Schläuche, die an meinem Kopf waren, und einen an meinen Rippen, die wurden mir später gezogen, was sehr unangenehm war." Um das Ohr war ein riesiger Verband. Wieder zuhause musste ihre Mutter täglich den Verband wechseln. Einmal pro Woche mailte Irina ein Foto an Dr. Magritz und er schrieb zurück, dass er mit dem Heilungsprozess sehr zufrieden sei. Sie musste noch sechs Wochen lang den Verband tragen.

Die zweite OP wurde in den Sommerferien 2012 durchgeführt. Während Urlaubspostkarten bei ihr eintrafen, musste Irina ihre Ferien wieder in Recklinghausen verbringen. Bei der zweiten OP wurde das Ohr "gerichtet" und ein Titanimplantat für das Knochenleiterhörgerät implantiert. Diese OP dauerte fünf Stunden und war etwas erträglicher als die erste. Danach gab es wieder einen riesigen Verband. Rund zwölf Wochen später konnte Irina ihr Hörgerät ausprobieren, das per Magnet auf das implantierte Gegenstück aufgesteckt wird. Ein neues Hören begann. Die dritte OP im Februar dieses Jahres dauerte nur noch zwei Stunden. Irina erhielt dabei auch ein Ohrloch für einen Ohrring und natürlich wieder den riesigen Verband. "Auch wenn die Operationen sehr schmerzhaft waren, bereue ich nicht, dass ich sie habe durchführen lassen. Es hat sich gelohnt", freut sich Irina.

Ressort: Schülertexte

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