Zischup-Schreibwettbewerb-Herbst 2015
Meine Flucht aus Afghanistan
Fatima Jafari*, Klasse 8d, Staudinger Gesamtschule, Freiburg & *Name geändert
Mi, 23. Dez 2015, 14:17 Uhr
Schülertexte
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
In Kandahar habe ich mit meinen Eltern, meinen vier Brüdern und meiner Schwester in einem eigenen Haus gelebt. Mein Vater war Polizist und meine Mutter Hausfrau. Ich kann mich nicht mehr an sehr viel erinnern, weil ich damals noch sehr klein war. Die Taliban haben meinen Vater umgebracht, da er den Chef der Taliban verhaftet hatte. Deswegen wollten sie unsere ganze Familie umbringen. Wir sind darum mit dem Auto nach Quetta in Pakistan gefahren. Quetta ist in der Nähe der afghanischen Grenze.
Wir lebten drei bis vier Jahre in Quetta. Meine Brüder arbeiteten dort, weil wir Geld zum Leben brauchten. Die Taliban haben uns in Quetta gesucht und auch gefunden. Sie haben meinen ältesten Bruder angeschossen und er musste lange im Krankenhaus liegen. Damals war ich gerade mal sieben Jahre alt. Nachdem mein Bruder wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, sind wir zurück nach Afghanistan, und von dort sind wir nach Mashhad in Iran geflogen. Von dort aus wurden wir von einem Schleuser in einem Lastwagen in die Türkei gebracht. Wir waren vier Wochen lang unterwegs, bis wir endlich in der Türkei ankamen. Dort waren wir nur vier Tage.
Zusammen mit 40 anderen Flüchtlingen sind wir dann mit einem kleinen Boot von Istanbul nach Griechenland gefahren. Vor der griechischen Küste fiel der Motor des Bootes aus. Zum Glück kam die griechische Polizei mit einem Schiff und holte uns an Land. Dort hat uns die Polizei registriert und dafür unsere Fingerabdrücke genommen. Wir kamen in ein Lager und mussten uns einem Raum mit 40 anderen Flüchtlingen teilen. Dann brachte uns die Polizei zu einem Hafen, von wo aus wir mit einem großen Schiff nach Athen gebracht wurden.
Von Athen aus bin ich mit meiner Schwester nach Deutschland geflogen. Meine Mutter und meine Brüder blieben in Griechenland zurück. Ein Mann hat uns dabei geholfen, über die Grenze zu kommen.
Wir sind nach Deutschland gekommen, weil wir Verwandtschaft haben, die in Freiburg lebt. Da wir ohne Eltern hierher kamen, hat sich das Jugendamt auch gleich um uns gekümmert.
Ich habe mich hier von Anfang an wohl gefühlt, weil ich keine Angst mehr vor den Taliban haben musste. Ich kann hier so leben, wie ich es will. Ich kann zur Schule gehen, Freunde haben, sie treffen und auch meine Freiheit genießen. Natürlich habe ich mir anfangs viele Sorgen und Gedanken um den Rest meiner Familie gemacht, schließlich waren meine Mutter und meine Brüder ja in Griechenland geblieben. Doch nach einem Jahr konnten sie endlich zu uns nach Deutschland kommen. Und darüber waren meine Schwester und ich sehr froh! Erst haben wir drei bis vier Monate in einem Flüchtlingsheim gelebt. Danach haben wir aber zum Glück eine eigene Wohnung bekommen, in der wir bis heute wohnen. Bis jetzt war ich sehr froh und glücklich, hier in Freiburg zu sein, aber seit den Anschlägen in Paris Mitte November, fühle ich mich nicht mehr so wohl. Denn ich habe das Gefühl, dass viele Menschen hier denken, dass alle Muslime Terroristen sind. Unsere Religion wird auch beleidigt. Dabei kommen die Flüchtlinge doch hierher, weil sie in ihren Ländern in Lebensgefahr sind und nicht um andere Menschen zu töten.
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.