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"Mein langfristiges Ziel sind die Paralympics"

Katrin Huber reitet gerne. Und gut. Klingt nicht weiter spektakulär. Aber Katrin Huber reitet nur mit einem Arm. Das hat Zischup-Reporterin Luise Oschwald, Schülerin der Klasse 9d des Schulverbunds Löffingen, interessiert. Luise reitet selber gerne und wollte von Katrin Huber wissen, ob es schwer ist, mit nur einem Arm zu reiten. Also ist sie zu ihr nach Stuttgart gefahren und hat ein Interview geführt.  

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Katrin Huber reitet gerne. Und gut. Klingt nicht weiter spektakulär. Aber Katrin Huber reitet nur mit einem Arm. Das hat Zischup-Reporterin Luise Oschwald, Schülerin der Klasse 9d des Schulverbunds Löffingen, interessiert. Luise reitet selber gerne und wollte von Katrin Huber wissen, ob es schwer ist, mit nur einem Arm zu reiten. Also ist sie zu ihr nach Stuttgart gefahren und hat ein Interview geführt.

Zischup: Hattest du schon immer diese Behinderung?
Huber: Ich hatte mit 21 Jahren einen schweren Verkehrsunfall mit einem Motorrad. Und seither ist mein linker Arm gelähmt.
Zischup: Wie kamst du zum Reiten?
Huber: Ich habe mit sechs Jahren mit Voltigierstunden angefangen und später durfte ich einmal in der Woche Reitunterricht nehmen. Ich musste mir das immer so ein bisschen zusammensparen. Immer zum Geburtstag, zu Weihnachten und Ostern habe ich eine Zehnerkarte bekommen. Das hat dann immer genau für das Jahr gereicht, abzüglich Urlaub. Es wurde immer ganz genau ausgerechnet und so habe ich einmal in der Woche die Schulpferde geritten.
Zischup: Ist es schwer, mit einem Arm zu reiten?
Huber: Es ist insofern schwer, weil man ein Pferd braucht, das sehr fein im Maul ist, weil die Hilfengebung über den Zügel nur ganz sachte erfolgen kann. Ich kann eine Parade, also das Annehmen der Zügel, nur minimal geben, denn in dem Moment, in dem du zum Beispiel links eine Parade gibst, gehst du automatisch rechts ein bisschen vor und das musst du dann ganz sachte und vorsichtig abstimmen und da muss das Pferd schon genau hinhören und mitmachen.
Zischup: Auf was muss man besonders achten, dass man auch nicht runterfällt?
Huber: Ich glaube, das hat man nie im Griff, dass man nicht runterfällt. Was Menschen wie ich brauchen, sind ein bisschen nervenstärkere Pferde, weil wir nicht so schnell etwas ausgleichen können. Mein Pferd Henry zum Beispiel bleibt auf Turnieren gerne mal vor Schreck oder aus einer Unsicherheit heraus vor der Zuschauermenge oder einem Plakat stehen. Ich kann dann nicht mit Körpereinsatz dafür sorgen, dass er mir wieder zuhört, sondern muss mir einen anderen Weg suchen, damit er sich wieder auf mich konzentriert. So eine Behinderung bringt da schon ein paar Beeinträchtigungen mit sich. Richtig mutig finde ich schwerstbehinderte Parareiter, die sich nur schwer oben halten können, wenn das Pferd mal erschrickt. Also das ist echt eine gefährliche Geschichte. Da braucht man nervenstarke Pferde.
Zischup: Wie richtest du das Pferd?
Huber: Da fühle ich mich überhaupt nicht eingeschränkt. Ich mache das eigentlich in der gleichen Geschwindigkeit wie andere. Wenn ich mit einem neuen Pferd arbeite, dann muss ich ihm erst mal beibringen, dass er zum Trensen freiwillig das Maul aufmacht, weil ich das eben einhändig machen muss. Letztendlich muss er sein Maul aufmachen wollen, und da braucht man einfach am Anfang unendlich viel Geduld, etwas Geschick und viele Leckerlis, damit er die Trense als etwas überaus Tolles empfindet. Ich habe bis jetzt eigentlich alle Pferde getrenst bekommen. Klar, beim einen dauernd es ein bisschen länger, beim anderen kürzer, aber letztendlich, wenn sie es verstanden haben und wenn man sie auch als Partner betrachtet, dann bekommt man die problemlos einhändig aufgetrenst.
Zischup: Hast du schon oft an Turnieren teilgenommen?
Huber: Dieses Jahr waren es ein paar im Regelsport, also Turniere für nichtbehinderte Reiter. Wir haben dieses Jahr erst angefangen, weil der Henry in den vergangenen zwei Jahren in fremder Umgebung sehr, sehr aufgeregt war. Für mich war es zu viel Risiko, weil er einfach auf dem Abreiteplatz so wild wurde, dass ich ihn selbst nicht unter Kontrolle bekam. Aber dieses Jahr war für uns beide als Team eine super Saison, weil er auch relativ konstant blieb. Wir waren eigentlich fast immer platziert, auch einige Male recht weit vorne. Jetzt haben wir unsere erste M, die mittelschwere Leistungsklasse, geritten, und auch hier ist es so, dass, wenn er bei mir bleibt und mir während der Aufgabe zuhört, wir eigentlich bei den Besten dabei sind. Ende nächsten Jahres möchte ich mich gerne einmal in der S-Klasse versuchen. Das ist die schwere Leistungsklasse. Wenn ich mich in dieser Klasse einhändig gegen sehr, sehr gute Reiter durchsetzen könnte, wäre das für mich eine schöne Geschichte, vielleicht auch, weil der Weg, mit Henry zusammenzuwachsen, nicht unbedingt der einfachste war.
Zischup: Welche Disziplin willst du bei den Paralympics reiten?
Huber: Das ist auf jeden Fall Dressur. Also mein langfristiges Ziel sind die Paralympics, also die Olympischen Spiele für Sportler und Sportlerinnen mit Behinderung. Da sind dann natürlich nur richtig gute Reiter am Start. Man muss schauen, wie es sich entwickelt, auch wie der Henry sich entwickelt und wie wir uns zusammen entwickeln. Die Pferde werden langfristig ja nicht schlechter, sie werden immer besser. Und es werden natürlich auch nur die besten Reiter und Pferde mitgenommen. Das kostet ja alles auch Geld. Darum muss im Vergleich mit den anderen Nationen natürlich auch eine Aussicht auf Erfolg bestehen. Insofern ist es noch ein langer, schwieriger Weg. Und auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen – sowohl für Henry als auch für mich.
Zischup: Trainierst du oft, um dort einmal teilzunehmen?
Huber: Wir trainieren generell, um besser zu werden und dass die Verständigung zwischen uns besser klappt, nicht unbedingt, um dort teilzunehmen. Ein abwechslungsreiches Training haben wir jeden Tag. Einmal in der Woche hat Henry allerdings Pause und ich dann auch.
Zischup: Bist du sehr aufgeregt, wenn du an so ein Turnier gehst?
Huber: Das kommt immer ein bisschen drauf an, wie der Henry drauf ist. Wenn er aus dem Hänger schon total aufgeregt aussteigt, dann bin ich schon auch eher aufgeregt, weil ich nicht weiß, was mich erwartet. Ob er zum Beispiel für mich beim Turnier dann schwierig zu handlen sein wird. Aber wenn er schon relativ cool in Richtung Abreitehalle läuft und er sich dort schon beim Führen toll anfühlt, dann ist das alles kein Problem für mich. Ich habe mich auch schon ein paar Mal verritten, das passiert am ehesten dann, wenn man aufgeregt ist. Henry und ich brauchen da viel mehr Routine, und wie schon gesagt, werden wir es im nächsten Jahr so richtig krachen lassen.

Ressort: Schülertexte

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