"Mehr Zeit zum Lernen tut sehr gut"

Für das nächste Schuljahr sollen die weiterführenden Schulen wieder von G8 auf G9 umgestellt werden. Ein Interview mit Rektor Stefan Wiedenbauer vom Kant-Gymnasium in Weil am Rhein.  

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Stefan Wiedenbauer  | Foto: Stefan Wiedenbauer
Stefan Wiedenbauer Foto: Stefan Wiedenbauer
Viele Artikel beschäftigen sich mit den Meinungen der Eltern und Schülern zur Umstellung von G8 auf G9, aber wenige mit denen der Lehrer und dem Aufwand der Schulen. Deswegen habe ich Stefan Wiedenbauer zu diesem Thema befragt.

BZ: Was ist Ihre Meinung dazu, dass G9 wieder eingeführt wird?
Ich persönlich finde das sehr gut, da ich selber drei Kinder habe, die das G8 durchgemacht haben, und ich auch gesehen habe, wie stressig das oft ist. Ich finde einfach, dass die Schüler in G8 zu viel Unterricht haben. Die Schüler, zum Beispiel in der Kursstufe, sind manchmal sehr gestresst von der Schule und auch davon, dass sie bald Abitur machen werden. Ein bisschen mehr Zeit zum Lernen tut allen sehr gut.

BZ: Gibt es auch Nachteile bei der Einführung von G9?
Nachteile gibt es auch. Lehrer stöhnen schon ein bisschen, da es heißt, dass es weniger Unterricht geben wird – also auch weniger Stunden pro Fach in jeder Woche. Es wird zum Beispiel so sein, dass wir Mathe, Deutsch und Englisch nicht mehr wie bisher vier Stunden pro Woche haben, sondern nur drei. Deswegen wird das ein bisschen schwierig. Natürlich muss man dann im Schuljahr weniger Stoff abarbeiten, aber so ein Hauptfach mit nur drei Stunden pro Woche finde ich persönlich wenig.

BZ: Man muss doch bestimmt auch neue Bücher kaufen, sind das viele?
Der Vorteil ist, dass wir nicht alle Bücher auf einmal kaufen müssen, sondern es fangen nächstes Jahr nur die Fünft- und Sechstklässler mit G9 an. Deswegen können wir die Bücher jedes Jahr nacheinander kaufen und nicht alle auf einmal. Da fließt aber trotzdem wahnsinnig viel Geld rein – im Jahr mehr als 10.000 Euro. Derzeit bezahlt das Kant-Gymnasium um die 30.000 bis 50.000 Euro im Jahr, schon ohne die Umstellung auf G9, nur für Bücher. Und das sind jetzt nur Bücher, die kaputt gehen, die man austauschen muss, oder Bücher, die veraltet sind – und das wird jetzt sicher nochmal mehr werden.

BZ: Gibt es noch andere Veränderungen an der Schule wegen G9?
Tatsächlich wissen wir es im Moment selber noch nicht genau. Man musste für die Umstellung auf das neunjährige Gymnasium das Schulgesetz ändern. Und um ein Gesetz zu ändern, muss man das im Landtag ändern – ein politischer Prozess, der viel Zeit benötigt. Diese endgültige Entscheidung, dass das jetzt wirklich kommt, ist erst Ende Januar gefallen. Erst seit dem Zeitpunkt haben wir genaue Informationen darüber erhalten. Das heißt, dass wir erst jetzt anfangen können zu planen. Ich gehe davon aus, dass es AGs weiterhin geben wird, wahrscheinlich noch mehr als vorher. Bei Angeboten wie Chor oder Orchester werden wir auf jeden Fall schauen, dass das weitergeht und dass viele Schüler auch die Gelegenheit haben, daran teilzunehmen.

BZ: Was machen Sie mit den Klassenzimmern?
Im Endeffekt wird es so sein, dass ein ganzer Jahrgang mehr da sein wird. Und dann wird das Problem sein, wo vier zusätzliche Klassen untergebracht werden. Da bin auch ich gespannt drauf, denn im Moment weiß ich das auch nicht genau. Es kann sein, dass die Schülerzahlen ein bisschen abnehmen, dass Räume frei werden, oder aber auch dass die Schülerzahlen zunehmen. Dann haben wir noch mehr Probleme.

Schlagworte: Stefan Wiedenbauer
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