"Man muss sich darauf einstellen"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Maren Treptow, die unmittelbar nach der Schule als Au-pair bei einer schwedischen Familie einzog.
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Immer mehr Schüler wollen sich nach ihrem Schulabschluss eine Auszeit nehmen. Maren Treptow war als Au-pair in einem Vorort von Stockholm. Im Gespräch mit Mina Lambing aus der Klasse 9a des Lahrer Scheffel-Gymnasiums gibt die heute 21-Jährige Tipps zum Au-pair-Sein. Die beiden sind Cousinen.
Treptow: Ich habe mich für ein Au-pair-Jahr entschieden, da ich nach meinem Abitur reisen wollte. An sich war mir das aber zu teuer. Und über Work & Travel habe ich gehört, dass es ganz schön schwer sein kann, im Ausland Arbeit zu finden. Daher bin ich auf die Idee gekommen, ein Au-pair-Jahr zu machen.
Zischup: Welches Land hast du gewählt und warum hast du dich für dieses entschieden?
Treptow: Meine Wahl ist auf Schweden gefallen, da ich ein Land entdecken wollte, in dem ich noch nie war. Eine neue Fremdsprache zu lernen, hat mich nicht abgeschreckt. Skandinavien kannte ich noch gar nicht und so bin ich schließlich auf Schweden gekommen. Hinzu kam noch, dass in Stockholm viele deutsche Au-pairs waren und die Nachbarin meiner Gastmutter auch ein deutsches Au-pair hatte.
Zischup: Wie läuft die Anmeldung ab?
Treptow: Es gibt verschiedene Plattformen. Ich persönlich habe mich auf der Plattform Aupairworld.com angemeldet. Dort kann man sich schreiben, sich gegenseitig Fragen stellen und Bilder von sich einstellen. Es gibt aber auch andere Plattformen von richtigen Organisationen. Diese vermitteln dich mit deiner Bewerbung, die du schreibst, und schlagen dir Gastfamilien vor. Für diesen Service verlangen die Organisationen eine Provision, allerdings sind sie risikofreier, da man sich nicht selbst um einen Sprachkurs kümmern muss. Sie organisieren ebenfalls eine neue Gastfamilie, falls etwas schiefläuft. Ich wollte mir meine Gastfamilie lieber selbst aussuchen.
Zischup: Auf was sollte man bei einer Anmeldung oder Bewerbung als Au-pair achten?
Treptow: Erfahrungen mit Kindern, sowie Ehrlichkeit in der Bewerbung kommen gut an. Ich finde es wichtig, einen persönlichen Draht zur Familie aufzubauen. Dies kann man etwa durch mehrmaliges Skypen erreichen. Außerdem sollte man sich sicher über seine Vorstellungen über den Alltag, die Familien- oder Wohnsituation sein. Wenn möglich, trifft man vorher feste Vereinbarungen über die Art und Menge der Arbeit oder die Anzahl der Monate, die man mit der Familie verbringen will. Für mich war ebenfalls die örtliche Lage des Hauses der Gastfamilie wichtig, ob man zum Beispiel schnell in die Stadt kommt oder viele andere Au-pairs in der Gegend sind.
Zischup: Hast du deine Entscheidung bereut oder nicht?
Treptow: Nein.
Zischup: Was waren gute Erfahrungen?
Treptow: Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass ich viel gereifter und erwachsener geworden bin. Ich habe mir viel mehr Dinge zugetraut und habe deutlich an Selbstbewusstsein gewonnen. Natürlich bin ich sprachlich und in der Kommunikation viel weiter als zuvor. Ich habe sehr tiefe Freundschaften geknüpft. Auch mit meiner Gastfamilie habe ich immer noch ein sehr gutes Verhältnis und regelmäßigen Kontakt. Dies ist aber leider nicht selbstverständlich. Außerdem habe ich sehr viele für mich neue Orte entdeckt und habe generell coole Erlebnisse gehabt.
Zischup: War der Job nicht hin und wieder stressig?
Treptow: Es war manchmal schon ziemlich anstrengend für mich, da die Familie ganz anders als meine ist und andere Ansichten, Traditionen und Werte hat. Man muss sich eben darauf einstellen. Ein anderer Punkt ist natürlich Heimweh. Falls es mir mal schlecht ging, habe ich versucht, positiv zu denken. So habe ich nie daran gedacht, das Jahr abzubrechen. Letztendlich bin ich sogar länger geblieben als geplant.
Zischup: Wie hast du es geschafft, dich bei Krisen selbst zu motivieren?
Treptow: Es hilft, sich daran zu erinnern, dass es nur eine begrenzte Zeit so ist. Außerdem kann es hilfreich sein, sich mit anderen Au-pairs oder mit einem vorherigen Au-pair der Familie auszutauschen. Wenn es ernsthafte Probleme gibt, ist es auf jeden Fall wichtig, mit der Gastfamilie zu reden, um Lösungen oder Kompromisse zu finden.
Zischup: Glaubst du, dass in 20 Jahren Au-Pairs immer noch genauso gefragt sind wie jetzt?
Treptow: Ich glaube, dass Au-pairs sogar noch mehr gefragt sein werden. Schließlich wollen immer mehr Frauen auch arbeiten gehen, wodurch zwar der Haushalt etwas mehr vernachlässigt wird, den Familien aber immer mehr Geld zur Verfügung steht. Daher können sie sich dann eher ein Au-pair leisten.
Zischup: Für wen würdest du ein Au-pair- Jahr weiterempfehlen?
Treptow: Für jemanden, der zwar ins Ausland reisen will, aber nicht die ganze Zeit von Ort zu Ort ziehen möchte, sondern eine Kultur, Land und Leute im Alltag kennenlernen will. Für jemanden, der noch ein festes Zuhause haben will oder sich für Erziehung interessiert.
Zischup: Muss man nicht auch darauf achten, wie man mit Kindern umgehen kann?
Treptow: Ja. Aber es gibt so viele unterschiedliche Familien und Kinder. Man muss sich vorher überlegen, in welchen Alter die Kinder sein sollten. Manche Au-pairs können zum Beispiel besser mit kleinen Kindern, manche kommen richtig gut mit Jugendlichen klar. Aber ja, man sollte sich generell gut mit Kindern verstehen.
Zischup: Gibt es etwas, das du Jugendlichen, die gerade über ein Au-pair-Jahr nachdenken, mit auf den Weg geben kannst?
Treptow: Man darf nicht allzu große Angst davor haben, sich mal etwas zu trauen. Denn selbst wenn es mit der Familie vielleicht nicht ganz so gut läuft, gibt es viele andere Dinge, die man zu schätzen lernt. Man sammelt so viele neue Erfahrungen und wird selbstständiger, auch wenn man nicht das beste Verhältnis zur Familie hat. Au-pair-Sein besteht nicht nur aus Kindererziehung und Haushalt, sondern bedeutet außerdem, fremdes Essen auszuprobieren, Kulturen zu entdecken, Ausflüge zu machen, zu reisen, neue Freundschaften zu schließen und vieles mehr.
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