Jakobsweg

"Man ist nie allein"

Zischup-Reporter Philipp Kaiser hat ein Interview mit den Profipilgern Ivan Hoyanic und Hanni Ebner aus Höchenschwand geführt. Hoyanic ist Pfarrer und Ebner Sekretärin im Pfarramt.  

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Endlich da: Pfarrer Hoyanic vor der Kathedrale in Santiago am 24. Juli 2019. Foto: privat
"Der weite Himmel ist Blau, die Sonne brennt. Eine leichte Brise kühlt die Luft. Der fromme Diener des Herrn wandert mit Freude dem fernen Horizont entgegen." (Geschrieben auf dem Weg nach Santiago de Compostela am 28. Juni.2018 vor der Stadt Santa Domingo de la Calzada gegen 11 Uhr).

Zischup: Dies sind die Gedanken, die Ihnen Herr Pfarrer Hoyanic letztes Jahr durch den Kopf gingen. Aber wann sind Sie denn das erste Mal nach Santiago de Compostela gepilgert?
Hoyanic: Seit vielen Jahren pilgere ich nach Santiago de Compostela, jedes Jahr auf einem anderen Pilgerweg. Meine erste Pilgerreise habe ich eigentlich als Student unternommen. Dann war ich viele Jahre im Himalaya und im Orient unterwegs. 2012 kam ich auf meinen Jakobsweg wieder zurück. Dieser führte mich aus Frankreich über die Pyrenäen und Nordspanien nach Santiago de Compostela, Etwa fünf Wochen dauerte diese Pilgerreise. Immer wenn ich nach Santiago unterwegs bin, denke ich an diese erste Reise mit großer Freude zurück.
Ebner: Meine erste Pilgerreise war 2014. Da ich eigentlich sehr unerfahren war, habe ich in Deutschland in Rothenburg am Neckar angefangen. Eine Freundin hat sich mir gleich angeschlossen. Wir haben uns vorgenommen, immer Etappen von 200 Kilometer zu gehen. So sind wir 2019 in Le Puy (Frankreich) angekommen. Le Puy ist die erste große Station, wo viele Pilgerweg zusammentreffen.

Zischup: Was ist so besonders am Jakobsweg und Santiago de Compostela?
Ebner: Am Jakobsweg ist so besonders, dass man nie das Gefühl hat, allein zu sein, sondern dass immer jemand mit auf dem Weg ist. Es ist eigentlich der Heilige Jakobus, der in jeder Kirche präsent ist und immer neue Kraft mit auf den Weg gibt. Auch ist der Weg immer sehr gut beschildert.
Zischup: Es gibt unterschiedliche Wege. Welcher davon ist Ihr Lieblingsweg?
Hoyanic: Jeder Weg hat seinen Reiz und unterscheidet sich von den anderen Wegen. Auf dem Hauptweg, dem "Camino frances", erlebt man viele Begegnungen mit Pilgern aus aller Welt. Ich traf auch mal auf einen Niederländer, der nicht getauft war, und er fragte mich, ob ich ihn in meiner Funktion als Pfarrer im nächsten Bach taufen will (lacht) was ich natürlich nicht gemacht habe. Außerdem sieht man viele Große Städte wie zum Beispiel Pamplona, Burgos, Leon und viele Klöster und Kirchen.
Ebner: Unterschiedliche Wege gibt es immer. Vor Le Puy ist die beeindruckendste Strecke. Die Strecke liegt in der Franche-Comté und führt an der Loire entlang, die auch landschaftlich sehr schön ist. Der Weg ist aber auch anstrengend.

Zischup: Zum wievielten Mal pilgern Sie jetzt nach Santiago de Compostela?
Ebner: Das siebte Mal. Nur dieses Mal werde ich einen Sprung von Frankreich nach Spanien machen. Dieses Jahr ist geplant, dass ich von Pamplona bis Burgos gehen werde.
Zischup: Was erlebt man unterwegs?
Ebner: Da wir eigentlich nur privat übernachtet haben, haben wir viele Leute kennengelernt. Viele dieser Leute waren auch schon auf dem Pilgerweg.

Zischup: Was geht einem durch den Kopf, wenn man endlich in Santiago angekommen ist?
Hoyanic: Frau Ebner wird das sicher nach langer Reise erfahren, wie ich es bei meiner ersten Pilgerreise erfahren durfte: Dankbarkeit, große Freude und noch größere Freude. Es ist aber sehr schwer, dieses Gefühl zu beschreiben, man muss es einfach erlebt haben. Jedoch ist es nicht selbstverständlich, dass man gesund ankommt. In freier Natur den ganzen Tag kann viel passieren. Manche Pilger müssen aufgeben. Wenn man gegen die Mittagszeit vor der Kathedrale in Santiago steht, sieht man viele Pilger die glücklicherweise angekommen sind und nicht weniger von ihnen weinen vor Glück und Dankbarkeit. Aber wie immer ist das erste Mal immer etwas Besonderes.

Zischup: Wie geht so eine Pilgerreise zu Ende?
Hoyanic: Als ich meine erste große Pilgerreise 2012 vor acht Jahren beendet habe, bin ich durch das Hauptportal in die Kathedrale mit meinem Rucksack eingetreten. Damals hat man zuerst den Heiligen Jakobus im Hauptportal, dem Portico de la Gloria, begrüßt und ist dann kniend in die Kathedrale weitergegangen. Jetzt, seit die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden sind, kann man den Haupteingang der Kathedrale nicht mehr betreten. Die Portico de la Gloria ist jetzt ein Teil des Kathedralmuseums und gehört zum Weltkulturerbe. Der Abschluss der Pilgerreise geschieht am Hauptaltar der Kathedrale, wo man die Figur des Heiligen Jakobus von hinten umarmt und küsst. Und dann anschließend zum Grab des Apostels in die Krypta geht. Mit einem Gebet am Grabe des Apostels wird die Pilgerreise abgeschlossen. Und wenn ich dann zuhause in meinem Höchenschwand zurück bin, feiern wir einen Dankgottesdienst zu Ehren des Apostels Jakobus, und ich lege mir das Jakobusmessgewand an, das mir von unserem Messmer Max Kefer und seinen Ministranten gestiftet wurde. Im Herbst beginnt dann die Planung für das nächste Jahr. Für dieses Jahr bin ich leider mit meiner Planung noch nicht soweit. Aber die Vorfreude ist schon da, wie auch bei Frau Ebner
Ebner: So Gott will, werde ich im heiligen Jahr in Santiago de Compostela ankommen.

Zum Schluss die Gedanken von Hanni Ebner beim Pilgerweg: "Ich vergleiche den Weg mit dem richtigen Leben. Mit Höhen und Tiefen: Manchmal stand ich vor einem Berg: Werde ich ihn überwinden? Manchmal stand ich an einer Kreuzung: Finde ich den weiteren Weg? Manchmal ging ich bergab: Wie bequem? Manchmal stand ich an einem Bach: Kann ich ihn überqueren?
Gespräche mit anderen Pilgern: Ich bin nicht allein!
Beim Ankommen in der Unterkunft: Herzliches Willkommen! Am Ende der geplanten Tour: Ich habe es geschafft!

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