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Zischup-Interview mit Kita-Leiterin Martina Rückert

"Männliche Erzieher kommen gut an"

Martina Rückert ist die pädagogische Leiterin der katholischen Kita St. Josef in Rheinfelden. Marie Lützelschwab aus der Klasse 8d der Gertrud-Luckner-Realschule in Rheinfelden hat mit ihr gesprochen.  

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Zischup: Warum glauben Sie, dass männliches Personal in Kindertageseinrichtungen sehr selten ist?
Rückert: Weil der Lohn zu niedrig ist. Männer wollen und müssen eine Familie ernähren. Mit dem Lohn eines Erziehers kann man keine Familie ernähren. Wenn es mehr Lohn gäbe, wäre es bestimmt attraktiver. Auch spielen die fehlende Wertschätzung und Anerkennung des Berufes in der Gesellschaft eine große Rolle.
Zischup: Werden Männer denn anders bezahlt als Frauen?
Rückert: Es gibt den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, kurz TVÖD, mit der Unterkategorie SUE für den Sozial- und Erziehungsdienst. Anhand seiner Qualifikationen und anhand seiner Berufserfahrung wird man eingruppiert. Durch den aktuellen Fachkräftemangel kann man derzeit bei der Einstellung um seinen Lohn verhandeln. Und wenn man das gut macht, kann man auch etwas mehr bekommen.

Zischup: Sieht der Alltag bei männlichem und weiblichem Personal anders aus?
Rückert: Nein, da die Tagesstruktur für die Kinder immer die selbe ist. Diese gibt ihnen Sicherheit im Alltag. Die Rahmenbedingungen sind für männliches wie auch für weibliches Fachpersonal gleich.
Zischup: Warum finden Sie, dass männliches Personal auch für Jungs wichtig ist?
Rückert: Nicht nur für Jungs, auch für Mädchen! Heutzutage wachsen viele Kinder ohne Vater auf und ihnen fehlt der männliche Vorbildcharakter.
Zischup: Was gibt es für Vorteile bei männlichem Personal?
Rückert: Er kann mal mit den Jungs Fußball spielen oder mal ein Loch in die Wand bohren. Und wie schon gesagt, wachsen viele ohne Vater auf, und für die Kinder ist es dann toll, auch mal eine männliche Bezugsperson zu haben.

Zischup: Ist das Betriebsklima anders, wenn Männer mit in der Kita arbeiten?
Rückert: Ich würde behaupten, es gibt keine Unterschiede.
Zischup: Haben Sie schon mal Erfahrungen mit männlichem Personal gemacht?
Rückert: Ja ich habe und hatte schon mal männliches Personal bei mir in der Kita, und als ich noch voll im Gruppendienst tätig war, hatte ich einen männlichen Kollegen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass männliche Kollegen die Arbeit mit den Kindern eher gelassen nehmen und tiefenentspannt sind, während wir Frauen in Hektik verfallen, um alles termingerecht fertig zu bekommen. Mitunter haben die Männer den Beruf belächelt und sich sehr auf die Frauen verlassen.
Zischup: Wie kamen die Männer bei den Kindern an?
Rückert: Sehr gut. Gerade bei denen, die ohne Vater aufwachsen. Und sie kamen auch gut bei den Eltern an.

Zischup: Wie waren die Reaktionen der Eltern auf männliches Personal?
Rückert: Manche Eltern hatten anfänglich Angst, weil viel durch die Medien geht zum Thema Missbrauch. Es wird schon anders geschaut, wenn ein Mann ein Kind auf dem Schoß hat, als wenn eine weibliche Erzieherin das Kind auf dem Schoß hat. In puncto Kinderschutz müssen sich alle, egal ob weiblich oder männlich, einer Schulung zum grenzachtenden Umgang unterziehen. Zudem muss jeder Mitarbeiter, der mit den Kindern arbeitet, ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen.
Zischup: Welche Voraussetzungen braucht ein Mann, dass Sie ihn einstellen würden?
Rückert: Die fachliche Kompetenz, die es braucht um den Beruf auszuführen, und ein gewisses Maß an Empathie für die Kinder, deren Biografie und deren Familie. Ich habe aktuell eine Bewerbung auf dem Tisch, die ich mir mal anschaue – und wer weiß, vielleicht wird es was.

Ressort: Schülertexte

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