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"Locker 150 Meter im Rückwärtsflug gefallen"

ZISCHUP-INTERVIEWmit Christian Syfrig, dem Schweizer Vizemeister im Segelkunstflug, über Rollen und Unendlichzeichen am Himmel sowie seine WM-Pläne.  

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Christian Syfrig ist Ende August bei d...ten in Kunstflug Vizemeister geworden.  | Foto: Privat
Christian Syfrig ist Ende August bei den Schweizermeisterschaften in Kunstflug Vizemeister geworden. Foto: Privat

Christian Syfrig ist 2021 Vizemeister und im Jahr 2019 Schweizer Meister im Segelkunstflug geworden. Segelfliegen ist allerdings nur sein Hobby, hauptberuflich programmiert er. Früher hatte er darüber nachgedacht, Testpilot zu werden. Im Interview erzählt er Jonas Becker aus der Klasse 9a des Hebel-Gymnasiums in Lörrach über seine Karriere als Segelkunstflieger.

Zischup: Herr Syfrig, wie und wann sind Sie zum Segelsport gekommen?

Syfrig: Ich habe mit 13 Jahren mit dem Modellflug begonnen und mich schon da schnell für den Kunstflug begeistert. Die Flieger wurden dann schnell größer und teurer, bis ich mir sagte, dass man für fast das gleiche Geld richtig Segelfliegen kann. Als ich 17 Jahre alt war, habe ich meinen Gleitschirmschein gemacht und bin dann 2009 zum Segelflug gekommen. Als angehender Segelkunstflieger muss man erst den normalen Segelflug sicher beherrschen. 2014 habe ich den Schein zum Segelkunstflug gemacht.

Zischup: Welche Fähigkeiten braucht man als Segelkunstflieger?

Syfrig: Man darf keine Ressourcen verbrauchen, um das Flugzeug stabil zu starten, zu landen, geradeaus oder um eine Kurve zu fliegen, sodass man alle Aufmerksamkeit auf die Positionierung, die Geschwindigkeit, die strukturelle Belastung auf das Flugzeug und einen selbst, G-Last genannt, sowie auf fremde Flugzeuge und den Funk lenken kann.

Zischup: Was begeistert Sie am meisten am Segelkunstflug?

Syfrig: Dass man sich mit seinem Segelflugzeug in einem dreidimensionalen Raum bewegt, und immer das Flugzeug unter Kontrolle zu haben. Ich habe gemerkt, dass ich, seit ich Kunstflug mache, viel gelassener im normalen Fliegen bin.

Zischup: Was ist Ihre Lieblingsfigur?

Syfrig: Eine Vier-Zeiten-Rolle. Das ist eine Rolle, bei der alle 90 Grad eine kleine Pause in die Drehung eingebaut wird. Man kann sie schön präzise fliegen.

Zischup: Was ist Ihre schwierigste Figur?
Syfrig: Eine Figur in der Form eines Unendlich-Zeichens, jedoch mit drei Schlaufen. Generell sind die Figuren am anspruchsvollsten, bei denen man senkrecht hoch fliegt bis zum absoluten Stillstand, um dann vorwärts oder rückwärts möglichst gezielt und ohne dass es einen verdreht, zu kippen und dann senkrecht runterzufliegen.

Zischup: Bei welcher Figur haben Sie am meisten Punkte erzielt?

Syfrig: Das kann ich nicht genau sagen, dennes gibt folgendes Punktesystem: Jede Figur hat ihren eigenen Schwierigkeitsfaktor. Zum Beispiel hat Geradeausfliegen den K-Faktor zwei und die Vier-Zeiten-Rolle den Faktor K19. Für jede fünf Grad Abneigung von der vorgeschriebenen Route gibt es einen Minuspunkt. Während des Kunstfluges befinden wir uns in einem festgelegten Kubikkilometer. Wenn man seitlich aus diesem rausfliegt, bekommt man zwei Minuspunkte pro Sekunde und wenn man die Mindesthöhe unterschreitet, gibt es 70 Minuspunkte pro Figur unter dieser Höhe. Vor dem Kunstflug wird man mit einem Motorflugzeug auf eine passende Höhe geschleppt.

Zischup: Welche Höhe ist das?

Syfrig: Wir fliegen, wie gesagt, während des Kunstfluges in einem Kubikkilometer, dieser geht in der Schweiz von 350 Meter bis 1350 Meter über dem Boden. Zudem bekommen wir 50 Meter, um uns für den Flug zu positionieren. Das macht 1400 Meter über dem Grund. Man fliegt dann für zirka drei Minuten im Kunstflug.

Zischup: Welchen Belastungen und Geschwindigkeiten ist man ausgesetzt?
Syfrig: Maximal zwischen dem minus fünf- und plus achtfachen des Körpergewichts. Bei der Geschwindigkeit schöpft man das volle Spektrum aus, bis zur Maximalgeschwindigkeit von 280 Kilometern pro Stunde.

Zischup: Wie und wie lange trainieren Sie für ein Wettbewerb?

Syfrig: Die Positionierung und die Einprägung der Umgebung mache ich am Simulator. Für das Fluggefühl fliege ich zehn bis 15 Stunden im normalen Segelflug. Einen Modellhelikopter nehme ich, um die Reaktionstests durchzuführen. Am Schluss übe ich mit einem Kunstflugzeug die Kombination aus allen. Im Turnier sollte man dann eher konstant in den top Fünf sein, als einmal der Beste und dann nur noch Zehnter.

Zischup: Was machen Sie, wenn etwas beim Kunstflug schiefläuft?
Syfrig: In der Grundausbildung lernt man die Notverfahren: Was muss man machen, für wie lange. Auf alle Fälle muss man ruhig und durchdacht agieren.

Zischup: Waren Sie schon einmal in so einer Situation?

Syfrig: Ja, bei einer Übung, als ich rückwärts nach unten flog. In dem Fall kann man entweder am Höhenruder ziehen oder drücken. Ich habe mich für das Drücken entschieden, da man so mehr Kraft hat, um die Ruder zu blockieren, sodass ich nach einem längeren Rückwärtsfall schnell umklappte. Danach hatte ich eine ziemlich hohe Geschwindigkeit im Nachuntenfliegen, wobei ich extrem auf die G-Last aufpassen musste, um das Flugzeug nicht zu überlasten. Weder die Maschine noch ich haben Schaden genommen, aber ich bin locker 150 Meter im Rückwärtsflug gefallen.

Zischup: Was spielt das Wetter beim Segelkunstflug für eine Rolle?

Syfrig: Bei niedriger Wolkenhöhe können wir natürlich nicht die ganzen 1000 Meter nutzen, das heißt von dem Programm werden nicht alle Figuren geflogen. Bei Wind passiert es leichter, dass man vom Kurs abweicht. Wenn es regnet, sinkt man schneller, da der Regen die Oberfläche der Tragfläche ein wenig verändert, was eine negative Auswirkung auf den Auftrieb und ein schnelleres Abreißen der Luftströmung am Flügel, die notwendig ist fürs Fliegen, zur Folge hat. Zudem gibt es bei Regen häufig Abwind, sodass man noch schneller sinkt.

Zischup: Was ist Ihr Karriereziel?

Syfrig: Die Weltmeisterschaft 2022.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 17. Dezember 2021: PDF-Version herunterladen

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