Keine Lust – gibt’s nicht
Verantwortung, Belastung, Freude, Leistungsdruck: Was bedeutet ein eigenes Pferd wirklich für Jugendliche? .
Charlotte Zajonc, Klasse 9a, Erasmus-Gymnasium (Denzlingen)
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Ein eigenes Pferd bedeutet Verantwortung. Vor allem Jugendliche lernen so die Disziplin, jeden Tag in den Stall zu gehen und sich um ein Lebewesen zu kümmern, egal ob es regnet, zu kalt oder warm ist oder man keine Lust hat. Denn das Pferd muss täglich versorgt werden. Diese Routine kann Struktur in einen stressigen Alltag bringen.
Die Beziehung zwischen Mensch und Pferd ist etwas ganz Besonderes. Denn wenn man regelmäßig Zeit mit einem Pferd verbringt, baut man eine emotionale Bindung auf. Wenn diese Bindung "erstellt" ist, wird das Pferd zu einem richtigen Vertrauten, Freund und Begleiter, mit dem man schöne Dinge erleben kann und der einem in schwierigen Zeiten Beistand leisten und Halt geben kann.
Auch psychische Gesundheit kann durch Pferde positiv beeinflusst werden. Zeit mit den Tieren zu verbringen, kann nämlich helfen, Stress abzubauen und sich allgemein besser zu fühlen, vor allem nach einem stressigen Schultag.
So schön die Vorstellung auch sein kann, ein eigenes Pferd zu haben, beinhaltet dies doch unfassbar viel Verantwortung. Einfach mal in den Urlaub fahren oder an stressigen Tagen zu Hause bleiben – das gibt es bei einem eigenen Pferd nicht. Auch das Pferd jeden Tag zu füttern, misten, pflegen und zu bewegen, ist unfassbar viel Verantwortung für einen Jugendlichen.
Noch dazu kommt eine extreme finanzielle Belastung, denn ein Pferd zu kaufen und vor allem zu besitzen ist sehr teuer. Die laufenden Kosten wie Stallmiete, Futter, Tierarzt und Ausrüstung können sich in einem Jahr schon auf mehrere tausend Euro belaufen. Diese finanzielle Belastung kann sich dann für Jugendliche beispielsweise durch Schuldgefühle bemerkbar machen, vor allem wenn die Familie unter finanziellem Druck leidet.
Vor allem im Leistungssport macht sich der psychische Druck stark bemerkbar, da sich die jungen Reiter und Reiterinnen oft im Stress befinden, egal ob dieser von Trainer/Trainerin, Turnieren oder von sich selbst kommt. Oder auch wenn sie nicht genug von außen unterstützt werden und auf sich allein gestellt sind. Aber vor allem, wenn es nur noch um Leistung und nicht mehr um den Spaß und die Freude am Reitsport geht, wird das eigene Pferd schnell zur Belastung und oftmals geht dann auch die Freude verloren.
Es ist ein sehr großes Privileg, ein eigenes Pferd zu besitzen. Die Tiere bringen viel Freude mit sich und die tiefe emotionale Bindung, die Bewegung an der frischen Luft sowie auch das Gefühl, wirklich gebraucht zu werden, sind guttuende und wertvolle Erfahrungen für Jugendliche. Aber die Verwirklichung des Traumes vom eigenen Pferd bedeutet eine große Verantwortung, hohen zeitlichen Aufwand, finanzielle Belastung und Leistungsdruck. Diese Faktoren können die Freude verringern und eventuell das Hobby in Stress umwandeln.
Aufgrund dessen sollten sich Familien gründlich überlegen, ob ihr Kind dieser Aufgabe dauerhaft gewachsen ist. Wer es aber schafft, die gute Mitte zwischen Pflicht und Spaß zu halten, dem sollte nichts im Wege stehen, solange der Traum nicht zur psychischen oder physischen Belastung wird.