"Ich ziehe Energie aus meinem Beruf"
ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Neurochirurgen Christian Smely über seinen spannenden Beruf.
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Christian Smely ist Facharzt für Neurochirurgie und arbeitet in der Praxis für Neurochirurgie in Lahr. Suna Aykan aus der Klasse 9a des Max-Planck-Gymnasiums in Lahr wollte von ihm erfahren, wie es so ist, Menschen zu operieren.
Smely: Um etwas Geld zu verdienen, habe ich während meiner Schulzeit über den Malteser Hilfsdienst Sitzwache auf der Krankenstation im Ortenau-Klinikum geleistet. Dort kümmert man sich um besonders kranke Patienten. Dadurch kam ich auf die Chirurgie.
Zischup: Über was haben Sie Ihre Doktorarbeit geschrieben?
Smely: Ich habe in meiner Doktorarbeit über die Strahlenbelastung bei vielfach verletzten Patienten durch Polytrauma, so nennt man Vielfach-Verletzungen, geschrieben. Ein Motorradfahrer zum Beispiel, der eine Hirn-Schädel-Verletzung erleidet, sowie sich beide Beine und Arme gebrochen hat, muss oft operiert und geröntgt werden. Aber die Strahlen beim Röntgen sind bei vielfacher Anwendung schädlich und erhöhen zum Beispiel das Krebsrisiko. Ich habe dafür 1980 die Daten gesammelt, ausgewertet wie auch mit der Fachliteratur, also das, was die Strahlenschutzbehörden schreiben über Strahlenbelastung, verglichen.
Zischup: Wie gehen Sie mit Ihrer Berufsbelastung um?
Smely: Wenn ich nicht hätte Chirurg werden wollen, dann hätte ich nicht die Belastung aushalten können. Aber ich wollte Chirurg werden, daher weiß man, was auf einen zukommt. Ich gewinne aus dieser Belastung Energie, und deswegen stört sie mich bis heute nicht.
Zischup: Wie oft operieren Sie in der Woche?
Smely: Ich operiere an drei Tagen in der Woche meine einbestellten OP-Fälle. Diese betragen ungefähr 20 OPs für Wahlpatienten, und für Notfallpatienten sind es ungefähr zwei pro Woche. Hauptsächlich hat man als Neurochirurg mit Erkrankungen der Wirbelsäule oder auch mit Tumoren im Kopf zu tun.
Zischup: Was sind die schweren Operationen?
Smely: Also, das wäre etwa ein großer Tumor im Gehirn, wie eine Metastase von Nierentumoren, die sehr blutreich und damit schwer zu operieren sind.
Zischup: Was war bis jetzt Ihre schwierigste Operation?
Smely: Das war vor rund zwanzig Jahren, da habe ich eine Nervenzellen-Geschwulst an der Schädelbasis operiert, in Mannheim. Dieser Tumor war sehr groß und ausgedehnt. An diesem habe ich acht, neun Stunden operiert, ohne Pause am OP-Mikroskop, vom Hautschnitt bis zu den Hautklammern. Der Patient war zufrieden nach dem Eingriff.
Zischup: Welche Operation war für Sie persönlich ihr größter Erfolg?
Smely: Man kann nicht sagen, dass nur eine bestimmte Operation mein größter Erfolg war. Ich freue mich immer, einem Patienten helfen zu können. Aus dieser Erfahrung ziehe ich immer wieder neue Energie und Lust weiter zu machen.
Zischup: Haben Sie schon mal jemanden operiert, dessen Nerven anders waren als die Norm?
Smely: Bei meinen 700 Operationen von Wirbelsäuleneingriffen pro Jahr sowie in der Anatomie gibt es bei jedem Patienten immer eine kleine Variante, die anders ist und die den Eingriff besonders macht. Wenn es nicht so wäre, könnte man ja eine Maschine als Operateur hinstellen.
Zischup: Welche Eigenschaften sollte ein Mensch für Ihren Beruf mitbringen?
Smely: Man muss den Beruf mit Spaß ausüben, und er muss den eigenen Neigungen entsprechen. Außerdem muss man eine soziale Seite und Verantwortungsbewusstsein haben und man braucht Belastbarkeit – sowohl körperlich als auch psychisch.
Zischup: Welche Tipps haben Sie für Studenten und angehende Ärzte?
Smely: Ich empfehle ein Praktikum. Man muss wissen, ob man mit kranken Menschen umgehen kann. Und wenn man das Gefühl hat, ja, das interessiert mich, dann würde ich anfangen zu studieren.
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