"Ich wollte Mechaniker werden"
ZISCHUP-INTERVIEWmit Friedhelm Beyersdorf, Ärztlicher Direktor der Herzchirurgie am Freiburger Universitätsherzzentrum.
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Friedhelm Beyersdorf, 1954 in Bochum geboren, hatte eigentlich gar nicht vor, Herzchirurg zu werden. Ist es dann aber doch geworden. Zisch-Reporter Max Grohmann aus der 9d des Freiburger Rotteck-Gymnasiums wollte von Beyersdorf wissen, was ihm an seinem Job gefällt, und wie junge Menschen es schaffen können, so erfolgreich zu werden wie er.
Beyersdorf: Seit 35 Jahren.
Zischup: Wollten Sie schon immer Chirurg werden, bereits als Kind?
Beyersdorf: Nein, als Kind wollte ich kein Chirurg werden, sondern Mechaniker. Also erlernte ich den Beruf des Orthopädiemechanikers, doch das war nicht ganz mein Fall.
Zischup: Wie sah Ihre Schulzeit aus?
Beyersdorf: Ich war nicht sehr fleißig, meine Noten waren nicht sehr gut, aber es war an sich eine tolle Schulzeit, und ich kann nur Positives berichten.
Zischup: Wo gingen Sie zur Schule?
Beyersdorf: In Wiesbaden, zuletzt aufs Gutenberg-Gymnasium.
Zischup: War es schwer, einen Studienplatz zu bekommen?
Beyersdorf: Ja. Meinen Studienplatz bekam ich damals direkt über das Land Hessen.
Zischup: Hatten Sie noch andere Jobs?
Beyersdorf: Ja, aber nur so nebenbei, da das Studieren schon anstrengend genug war. Ich habe sogar in Baltimore und in Philadelphia studiert, was vor 38 Jahren ziemlich ungewöhnlich war. Hat mir ziemlich großen Spaß gemacht!
Zischup: Um Professor zu werden, muss man forschen: Woran haben Sie geforscht?
Beyersdorf: Am Schutz des Herzens: Bei Herzoperationen muss das Herz abgeschaltet werden, also stillstehen, und ist nicht mit Sauerstoff versorgt. Das kann Schaden anrichten. Ich habe daran gearbeitet, Methoden zu entwickeln, das Herz in dieser Zeit zu schützen. Das war der Hauptpunkt meiner Forschung.
Zischup: Wo waren Sie zum ersten Mal Herzchirurg?
Beyersdorf: An der Uniklinik in Frankfurt. Da ich aber in Amerika viele Freunde hatte, konnte ich einen Teil meiner Forschung in Los Angeles machen, und zwar an der University of California in Los Angeles.
Zischup: Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf – und was eher nicht?
Beyersdorf: Wir Herzchirurgen können kranken Menschen sehr gut helfen. Wir machen eine Operation oder zwei, und danach geht es den meisten Menschen sehr viel besser. Es ist schön zu wissen, etwas Gutes zu tun. Die Patienten sind uns meistens dankbar, und das ist natürlich sehr erfüllend. Nicht so gut ist, dass die Arbeitsbelastung extrem hoch ist. Die Entwicklungen der Medizin gehen immer weiter, besonders in der Herzchirurgie. Die Patienten, die wir behandeln können, werden immer kränker, das fordert uns sehr. Gleichzeitig fließt zu wenig Geld in unser System, so dass wir mehr oder weniger dazu gezwungen sind, immer mehr zu arbeiten. Dazu muss man natürlich geboren sein. Das ist sicherlich verbesserungsbedürftig!
Zischup: Was sind die spannendsten Eingriffe?
Beyersdorf: Generell sind alle Operationen schwer, die mit einem sehr schwachen oder versagenden Herz zu tun haben. Das fordert uns bei Herztransplantationen oder Kunstherzeinsätzen. Heutzutage versuchen wir aber auch, sehr viele Herzklappen zu reparieren. Das sind auch sehr aufwändige Operationen. Die schwersten Eingriffe sind sicher solche, bei denen man zum dritten, vierten, oder gar zum fünften Mal einen herzchirurgischen Eingriff am gleichen Patienten machen muss. Dann ist alles sehr verwachsen, man kommt gar nicht richtig voran.
Zischup: Auf was sind Sie besonders stolz?
Beyersdorf: Wir haben eine ziemlich hohe Qualität der Versorgung erreicht, und die Komplikationsrate ist sehr gering. Das macht mich sehr stolz, und auch, dass wir ganz tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Das alles kann man nie alleine machen, da gehören immer ganz viele dazu, ein Team. Und davon profitieren auch die Patienten, wenn das gut klappt.
Zischup: Wie viele Leute arbeiten für Sie?
Beyersdorf: Das ist schwer zu beantworten. Wenn wir das Herzzentrum Freiburg und das in Bad Krozingen zusammennehmen, haben wir 13 Oberärztinnen und -ärzte, 40 Assistenzärztinnen und -ärzte und ein großes Pflegepersonalteam auf den verschiedenen Stationen. Hinzu kommen die Mitarbeiter der Kardiotechnik, außerdem Sekretärinnen und medizinisch-technisch Angestellte. Da kommen schon mehrere Hundert zusammen.
Zischup: Wie viele Operationen führen Sie durch?
Beyersdorf: Wir helfen vier- bis fünftausend Patienten pro Jahr.
Zischup: Haben Sie Tipps dafür, so erfolgreich wie Sie zu werden?
Beyersdorf: Es ist alles machbar, im Prinzip kann das jeder, aber es kommt auch nicht vom Himmel gefallen. Man muss das, was man macht, mit großer Liebe machen, und sich mit voller Begeisterung für seinen Job interessieren. Dazu gehört, dass man das chirurgische Handwerk wirklich gut verstehen muss. Das kann man früh üben, schon jetzt in deinem Alter kannst du anfangen, zu knoten und chirurgische Technik zu lernen.
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