"Ich nähe einfach gerne"

Mein Opa Helmut Schätzle (71) ist einer von wenigen Schuttighutmachern in Elzach. Hier erzählt er, wie er dazu gekommen ist und wie ein Schuttighut hergestellt wird.  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Helmut Schätzle näht einen Schuttighut.  | Foto: privat
Helmut Schätzle näht einen Schuttighut. Foto: privat
BZ: Wo und warum hast du das Handwerk erlernt?
Das habe ich bei einem alten Hutmacher erlernt vor zirka 50 Jahren. Ich habe dem Hutmacher zugeschaut, wie er so einen Schuttighut gemacht hat, und habe es dann selber ausprobiert, weil ich einiges für die Fasnet übrighabe und gerne nähe.

BZ: Was macht dir daran besonders Spaß?
Vor allem das Nähen. Die spezielle Handarbeit, die nicht jeder einfach so beherrschen kann, ist auch was Besonderes. Außerdem mache ich es für die Fasnet und damit unser Brauchtum weitergeht.

BZ: Woher bekommst du die ganzen Materialien für den Schuttighut?
Das Stroh kommt aus China. Früher hatte man heimisches Stroh für die Strohbänder und die Wolle kommt von der Schlumpi aus Elzach. Die Wolle wird extra für den Schuttig hergestellt und muss ja schwer entflammbar sein, da sonst die Bollen des Schuttighuts beim Fackelumzug brennen können. Außerdem wird die Wolle extra eingefärbt für unsere Fasnet. Die meisten Schneckenhäuschen für den Hut kommen vom Kaiserstuhl. Hierzu habe ich Leute, die diese sammeln. Früher konnte man die Schneckenhäusle kaufen.

BZ: Bestellst du die Materialien immer auf einmal für die Fasnet oder für mehrere Jahre?
Die Wolle bestelle ich immer von Jahr zu Jahr und das Geflecht, wenn es wieder gebraucht wird, so alle drei bis fünf Jahre. Die Holzwolle wird nach Bedarf bestellt und die Schneckenhäuschen bekomme ich, wie sie gesammelt werden.

BZ: Wie macht man so einen Schuttighut?
Zuerst muss man einen leeren Hut nähen. Das ist ein Strohhut, welchen früher die Bauersfrauen auf dem Feld auf dem Kopf getragen haben als Schutz vor der Sonne. Diesen Hut hat man dann genommen und hat ein Dreieck daraus geformt. Der geformte Strohhut wird dann ausgestopft mit Holzwolle und dann werden die Schneckenhäuschen darauf genäht. Die Bollen müssen gewickelt sein und die Rosette auch. Alles nur Handarbeit.

BZ: Nähst du das Geflecht selber?
Ja, die Strohhüte nähe ich selber, das ist ein altes Handwerk aus dem Schwarzwald. Strohhutnäherinnen und Strohhutfabriken hat es früher im Schwarzwald gegeben, heute leider nicht mehr. Ich habe es vor 35 Jahren in Schonach gelernt.

BZ: Wie lange brauchst du für einen Hut?
Für die reine Montage, wenn also alles vorgerichtet ist, brauche ich acht bis zehn Stunden. Insgesamt brauche ich rund zwei Tage pro Hut. Für eine Fasnet mache ich 15 bis 20 Stück.

BZ: Wie stellst du dir die Zukunft vor?
Solange ich es gesundheitlich und altersmäßig machen kann, werde ich es machen. Ich mache dann halt weniger, weil die Kraft einfach nachlässt. Von deinem Vater, der jedes Jahr ständig dabei ist und auch weiß, wie es geht, erhoffe ich mir einfach, dass er es weiter macht.


Zeitungsartikel herunterladen Fehler melden

Weitere Artikel