Zischup-Interview
"Ich hatte eine riesen Angst"
Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, war Ingrid Meinshausen zwölf Jahre alt. Florian Meinshausen aus der Klasse 9a des Denzlinger Erasmus-Gymnasiums hat mit ihr über die Zeit damals gesprochen.
Florian Meinshausen, Klasse 9a, Erasmus-Gymnasium (Denzlingen)
Do, 5. Mär 2020, 10:50 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Kannst du dich noch gut an den Krieg erinnern?
Ingrid: Ja, eigentlich schon. Ich kann mich noch gut an Erlebnisse erinnern, die besonders waren. Zu der Zeit lebte ich mit meinen Eltern und meinen zwei Brüdern in Jena.
Zischup: Was ist das gravierendste Erlebnis, an das du dich erinnern kannst?
Ingrid: Da fallen mir viele ein, aber drei insbesondere. Das erste war, dass ich bei den Nachbarn aus der Mülltonne Apfelschalen geklaut habe, weil ich so einen großen Hunger hatte. Dadurch habe ich eine schlimme Mundfäule bekommen. Das zweite Erlebnis, an das ich mich gut erinnere, ist, dass wir eine Untermieterin bei uns im Haus wohnen hatten. Sie war eine gute Freundin von meiner Mutter. Ich mochte sie sehr und war oft bei ihr. Sie hatte eine Box mit Brot und wenn sie nicht da war, habe ich mir aus der Box Brot geklaut.
Das letzte Erlebnis war, dass ich nachts im Keller schlafen musste, falls Jena bombardiert werden würde. Eines Tages wurde Jena bombardiert und das Licht fiel aus, daraufhin nahm meine Mutter mich und meinen Bruder in ihren Arm und wir beteten zusammen. Ich hatte damals eine riesen Angst.
Zischup: Hast du das Kriegsende mit der ganzen Familie erlebt?
Ingrid: Nein, nur meine Mutter, mein Bruder und ich waren zum Kriegsende im Mai 1945 zusammen. Mein anderer Bruder war damals 16 Jahre alt und wurde noch in den letzten Tagen in den Volkssturm einberufen. Mein Vater war damals aus beruflichen Gründen in Italien.
Zischup: Hast du in dieser Zeit in Lebensgefahr gelebt?
Ingrid: Ja, wenn eine der Bomben unser Haus getroffen hätte, wären wir ziemlich hilflos gewesen. Zum Glück ist das nicht passiert (lacht).
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