Zischup-Interview mit FSJlerin Jennifer Lutz
"Ich bin gegenüber anderer Kulturen offener geworden"
Jennifer Lutz macht ein FSJ bei einer Flüchtlingsunterkunft. Louisa Layher aus der Klasse 8d der Gertrud-Luckner-Realschule in Rheinfelden hat sie zu ihrer Tätigkeit befragt.
Louisa Layher, Klasse 8d, Gertrud-Luckner- Realschule (Rheinfelden)
Do, 25. Jul 2019, 0:00 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Wie sind Sie dazu gekommen ein FSJ zu machen?
Lutz: Ich wollte nach der Schule noch nicht gleich studieren gehen und wusste auch noch nicht genau, was ich studieren will. Ich wollte auch einfach etwas vom Leben sehen und mit anderen Leuten arbeiten, also habe ich mich im Internet erkundigt und auf der Seite des Bundesfreiwilligendiensts habe ich dann auch etwas in Lörrach gefunden und wurde nach der Bewerbung und dem Bewerbungsgespräch angenommen.
Zischup: Was waren Ihre größten Schwierigkeiten am Anfang?
Lutz: Anfangs war es schwierig, sich zu orientieren. In der Schule war es immer so, dass ich meinen Stundenplan hatte und wusste, dass ich jetzt zu dem und dem Raum muss. Ich habe es zwölf Jahre gemacht und wusste wie es funktioniert. Aber dort war alles neu, und es gab auch viele neue Leute, bei denen mir das Namen-Merken schwer gefallen ist, gerade auch die ausländischen Namen. Ich musste mir auch einfach einen Überblick verschaffen und eine Rolle in dem System finden. Weil es so breit gefächert ist, war es manchmal schwierig, zu entscheiden, ob ich für bestimmte Aufgaben zuständig bin oder ob ich sie abgeben soll.
Zischup: Was macht Ihnen bei der Arbeit am meisten Spaß?
Lutz: Das Gefühl, dass ich anderen Menschen helfen kann. Hier bekomme ich so oft Dankbarkeit und Herzlichkeit für Dinge zurück, die eigentlich klein erscheinen, zum Beispiel Hilfestellung bei den Hausaufgaben.
Zischup: Aus welchen Ländern kommen die meisten Leute?
Lutz: Die meisten Leute kommen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, Indien, Algerien, Kosovo, Eritrea, Türkei und Nigeria.
Zischup: Haben Sie auch etwas von Schicksalsschlägen der Menschen dort mitbekommen?
Lutz: Ja, ich habe die Schicksalsschläge mitbekommen. Gerade wenn die Leute gemerkt haben, dass sie mir vertrauen können. Sie haben mir versucht, alles zu erzählen, was natürlich nicht so einfach war, weil wir zwei unterschiedliche Sprachen gesprochen haben. Eine Kollegin von mir ist selbst Afghanin und hat aufgrund ihrer sprachlichen Kenntnisse die Menschen besser verstehen können.
Zischup: Haben Sie sich durch diese Erfahrungen persönlich verändert?
Lutz: Ich bin auf jeden Fall offener gegenüber anderen Kulturen geworden. Zudem habe ich mich im Umgang mit Menschen verbessert – dadurch, dass ich Deutschkurse gegeben habe und vor einer Gruppe von Menschen irgendwas koordinieren musste. Und ich schätze mein Leben hier in Deutschland mehr als vorher, zum Beispiel dass Schulbildung bei uns selbstverständlich ist und ich nicht mit 60 Jahren die Buchstaben erlernen muss, wie es oft bei den Flüchtlingen der Fall ist.
Zischup: Würden Sie es weiter empfehlen sowas nach der Schule zu machen?
Lutz: Ich würde es für viele Leute weiter empfehlen, aber es gibt auch Menschen, für die das nicht in Frage käme. Man kann niemanden zwingen, diesen Dienst zu machen. Viele Freunde und Freundinnen von mir wollten lieber gleich studieren gehen. Für mich jedenfalls ist es ein schönes Gefühl, sich für andere Menschen, die Hilfe benötigen, einzusetzen und deren Dankbarkeit zurückzubekommen.
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