"Hungern mussten wir oft"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Elfriede Pfeiffer, die als Jugendliche den Zweiten Weltkrieg miterlebt hat.
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Die 92-jährige Elfriede Pfeiffer hat den Zweiten Weltkrieg miterlebt. Pauline Pfeiffer, Schülerin der Klasse 9b des Scheffel-Gymnasiums in Lahr, erzählt sie, wie es sich damals gelebt hat. Elfriede Pfeiffer ist die Oma von Pauline Pfeiffer.
Elfriede Pfeiffer: Ich war 13 Jahre alt und ging in die siebte Klasse einer Volksschule.
Zischup: Wie war der Schulunterricht damals?
Pfeiffer: Am Anfang war alles normal, aber je länger der Krieg ging, desto mehr Unterrichtsstunden sind ausgefallen. Wenn Fliegeralarm war, mussten wir in den Schulkeller oder wurden nach Hause geschickt.
Zischup: Was hast du in deiner Freizeit gemacht?
Pfeiffer: Wenig, ich war bei der Katholischen Jugend. Man hat sich jede Woche eine Stunde getroffen, und ich hatte Klavierunterricht. Dann musst man zur Hitlerjugend, das war Pflicht, ich habe die Stunden aber meist geschwänzt, da ich Hitler ja nicht unterstützt habe. Nach der Schule musste man noch ein sogenanntes Pflichtjahr machen und jeden Tag zu einer Familie gehen und der Frau im Haushalt helfen.
Zischup: Wie hast du vom Beginn des Krieges erfahren?
Pfeiffer: Durch das Radio, zu Hause hat man das natürlich im Radio gehört, und auch die Lehrer haben ab und zu etwas dazu gesagt.
Zischup: Und hast du als Jugendliche gemerkt, dass plötzlich etwas anders ist als vorher?
Pfeiffer: Ja, das haben wir schon bemerkt, unser Vater hat uns aber auch über den Krieg aufgeklärt. Da Hitler über die Kirche geschimpft hat, wurden wir immer aufgeschrieben und überwacht, wenn wir in die Kirche gegangen sind. Die sind auch zu meinem Bruder, der Pfarrer war, gekommen und haben sein ganzes Zimmer durchgewühlt. Das war schlimm, und wir haben das alles mitgekriegt.
Zischup: Hast du von den Konzentrationslagern gewusst?
Pfeiffer: Das weiß ich nicht mehr genau, man hat natürlich gewusst, dass etwas passiert. Und ich habe auch einmal gesehen, wie Frauen und Männer auf einem Auto fortgefahren worden sind. Wo die hingekommen sind, wusste ich natürlich nicht, aber man hat daheim auch darüber gesprochen, und da haben mein Vater und Bruder auch erzählt, dass die Menschen in ein Lager kommen, also so ein bisschen gewusst hat man es schon.
Zischup: Was hast du gedacht, was mit den Juden passiert?
Pfeiffer: Man wusste, dass sie schlecht behandelt und vielleicht auch getötet werden. Da hat man eben auch daheim darüber gesprochen und gesagt, dass viele getötet wurden.
Zischup: War es gefährlich, seine eigene Meinung zu haben?
Pfeiffer: Das war gefährlich, ja.
Zischup: Gab es eine Zeit, in der du hungern musstest?
Pfeiffer: Ja, hungern mussten wir oft. Dann ist meine Mutter zu ihrer Schwester aufs Land gefahren, und die hat ihr dann ein bisschen Mehl, Eier und Fett eingepackt. Und daraus hat meine Mutter dann Brot gemacht. Man hatte immer nur eine begrenzte Menge an Lebensmitteln zur Verfügung und konnte nicht eben so in den Laden.
Zischup: Und wovor hattest du damals Angst?
Pfeiffer: Angst habe ich immer gehabt, wenn Fliegeralarm war und wenn man die große Bomben fallen gehört hat. Nicht nur ich, auch die anderen Menschen hatten natürlich Angst, man wusste ja nicht, welches Haus als nächstes von den Bomben getroffen wird. Aber wir haben es überlebt, und das ist die Hauptsache.
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