Hunger, Angst, Leid – und ein Stückchen Schokolade

Vergessene Geschichten: Anna Huber erinnert sich im Gespräch mit zwei Schülern an den Zweiten Weltkrieg. .  

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Anna Huber gibt ihre Erinnerungen weiter.  | Foto: privat
Anna Huber gibt ihre Erinnerungen weiter. Foto: privat
Der Zweite Weltkrieg war eine Zeit des Mangels und der Angst. Man hatte kaum etwas zu essen, und das wenige, was vorhanden war, musste oft versteckt werden. Soldaten kontrollierten den Alltag und die Gefahr, von einer Bombe getroffen zu werden, war nicht auszuschließen. Familienangehörige wurden in den Krieg gezwungen, während die Zurückgebliebenen ums Überleben kämpften. Viele dieser Geschichten kommen meistens gar nicht zur Geltung. Deshalb haben wir Anna Huber, Karas Großmutter, gefragt: Wie war das Leben damals wirklich?

Anna Huber erzählte, dass das Leben stark eingeschränkt war. Schon die kleinste Meinungsäußerung konnte gefährlich sein. Ihr eigener Vater, der offen über die Realität sprach, wurde deshalb verhaftet. Die Menschen lebten in ständiger Unsicherheit, nicht nur wegen der Bombenangriffe, sondern auch wegen der politischen Verfolgung.

Nach Kriegsende 1945 übernahmen Besatzungstruppen aus verschiedenen Ländern die Kontrolle. Sie beschlagnahmten Lebensmittel, sodass viele Menschen Hungersnöten ausgesetzt waren. Eine eindrückliche Geschichte der Großmutter war eine heimliche Schweineschlachtung auf dem Bauernhof ihrer Familie. Damit die Nachbarn nichts von dem verbotenen Schlachten mitbekamen, machten sie absichtlich viel Lärm, um das Schreien des Tieres zu übertönen. Die übrigen Lebensmittel versteckten sie in Bodenrinnen und im Heu, um nicht alles an die Besatzungssoldaten zu verlieren.

Auf die Frage, ob das Leben auf dem Bauernhof ein Vorteil war, antwortete sie: "Ja." Denn durch eigene Felder und das Vieh war die Ernährungssituation besser als in der Stadt. Dennoch war es eine ständige Herausforderung, die Familie zu versorgen.

Eines der schlimmsten Erlebnisse von Anna Huber war ein Bombenangriff während des Schulunterrichts. Eines Tages, als sie mit anderen Kindern (1. bis 8. Klasse) in der Schule war, schlug plötzlich eine Bombe direkt neben dem Gebäude ein. Ein lauter Knall erschütterte die Schule. Die Kinder waren in Panik, viele weinten. Dieses Erlebnis blieb ihr für immer im Gedächtnis. Sie bezeichnete es mit einem Wort, das ihr die Angst und den Schrecken von damals ins Gesicht schrieb: "Schrecklich."

Die Männer wurden in den Krieg geschickt, während die Frauen zu Hause blieben und sich um die Kinder, den Haushalt und den Hof kümmerten. Einer der Brüder von Anna Huber wurde als Kriegsgefangener im Golf von Mexiko, wo er lange kämpfte, nach Frankreich gebracht, bevor er schließlich wieder freikam. Der andere wurde zur Kriegsabwehr geschickt.

Besonders schwer war der frühe Tod ihrer Mutter. Dadurch mussten Anna Huber und ihre ältere Schwester schon in jungen Jahren die Aufgaben und Pflichten ihrer Mutter übernehmen. Zusätzlich kamen viele deutsche Flüchtlinge aus Freiburg auf ihren Bauernhof, weil die Lage in der Stadt besonders schlimm war.

Die Kirche spielte eine zentrale Rolle im Leben von Anna Huber. Ihr Vater arbeitete über 60 Jahre als Messner und lief jeden Morgen, Mittag und Abend zur Kirche, um die Glocken von Hand zu läuten, und hat sich sehr in der Kirche eingebracht. Diese Zeit und die enge Bindung zur Kirche gaben ihr Kraft, um diese harten Zeiten durchzustehen.

Die Erfahrungen des Krieges haben Anna Huber geprägt. Wir merken es daran, dass sie sehr sparsam mit Lebensmitteln umgeht und es nicht zulässt, dass Essen weggeworfen wird. Auch bestimmte Geräusche erinnern sie noch immer an ihre Kindheit – wenn sie eine Fliege hörte, dachte sie eine lange Zeit sofort an das Kampfflugzeug, das die Bombe neben ihrer Schule abgeworfen hat.

Bei all dem Leid gab es einen Moment, der ihr bis heute ein Lächeln ins Gesicht zaubert: Während einer Soldatenkontrolle erhielt sie als kleines Mädchen zum ersten Mal in der Zeit Schokolade – ein besonderes und schönes Erlebnis, da Süßigkeiten zu dieser Zeit kaum verfügbar waren. Diesen Soldaten wird sie niemals vergessen.

Diese Erinnerungen sind wertvoll und zeigen uns, wie stark die damalige Generation war. Indem wir diese Geschichten bewahren, geben wir den Menschen von damals eine Stimme – und erinnern uns daran, wie kostbar Frieden ist.

Schlagworte: Anna Huber, Karas Großmutter
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