"Hobel ist am wichtigsten"
ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Freiburger Gitarrenbauer Erik Krause über seinen Beruf.
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Wie lange dauert es, eine Gitarre zu bauen? Und welches Werkzeug benutzt man dafür? Fragen, die Kedemawi Schilling, Genesis Jose Sanchez und Majada Rasho, allesamt Schüler der Klasse 8b der Karlschule in Freiburg, dem Gitarrenbauer Erik Krause gestellt haben.
Krause: Ich baue nur Konzert- und Flamencogitarren, aber das ist eigentlich fast das gleiche, außer einem kleinen Tonunterschied.
Zischup: Wie lange brauchen Sie durchschnittlich, um eine Konzert- oder Flamencogitarre zu bauen?
Krause: Für eine Gitarre brauche ich durchschnittlich ungefähr 180 Stunden.
Zischup: Können Sie jedes Instrument, das Sie herstellen, auch spielen?
Krause: Ich kann jedes Instrument, das ich herstelle, auch spielen, aber die meisten meiner Kunden spielen besser als ich.
Zischup: Muss man Gitarre spielen können, um sie zu bauen?
Krause: Man sollte eine Gitarre zumindest bedienen können. Ich unterscheide zwischen Spielen und Bedienen. Spielen heißt, dass man tatsächlich einen musikalischen Ausdruck reinbringt, dass man das Instrument und die Musik versteht. Bedienen heißt einfach, dass man die Saiten festhalten und die Töne anschlagen und beurteilen kann.
Zischup: Wie lange üben Sie Ihren Beruf als Gitarrenbauer schon aus?
Krause: Seit 1985, also seit mehr als 30 Jahren.
Zischup: Welches sind die Vor- und Nachteile Ihres Berufs?
Krause: Die Nachteile sind, man muss sehr viel arbeiten, wenn man ein bisschen Geld verdienen will. Beim Gitarrenbauen ist das große Problem das Verkaufen. Zu den Vorteilen: Es ist ein Beruf, bei dem man sehr viele Sachen können muss und die Arbeit sehr viel Freude macht. Wenn man es nach ungefähr 150 Stunden endlich geschafft hat, eine Gitarre herzustellen, kann man dann richtig stolz auf sich sein.
Zischup: Können Sie auch elektrische Gitarren herstellen?
Krause: Ich könnte elektrische Gitarren herstellen, das mache ich aber nicht so gerne.
Zischup: Haben Sie schon einmal eine elektrische Gitarre gebaut?
Krause: Ja, das habe ich tatsächlich schon einmal, sogar ganz zu Anfang, da habe ich mich eigentlich mehr für die elektrischen Gitarren interessiert. Ich habe aber sehr schnell mein Interesse bei den Konzertgitarren gefunden.
Zischup: Können Sie auch andere Instrumente bauen oder spielen?
Krause: Gut bauen kann ich nur Gitarren, aber bedienen kann ich fast alle Instrumente.
Zischup: Welche Vorbildung braucht es?
Krause: Eigentlich braucht man nur einen Hauptschulabschluss, theoretisch auch gar keinen Abschluss.
Zischup: Gibt es Dinge, die man können, haben oder wissen sollte, um diesen Beruf zu erlernen?
Krause: Man sollte Holzbearbeitung beherrschen, wissen wie sie funktioniert und wie Holz aufgebaut ist.
Zischup: Kann man bei Ihnen ein Praktikum machen?
Krause: Ja, ich habe oft Praktikanten.
Zischup: Welches ist das wichtigste Werkzeug bei dem Bau einer Gitarre?
Krause: Das ist der Hobel, mit diesem Werkzeug kann man ein langes, dünnes Stück Holz ganz gerade hobeln. Damit kann man es später zusammenleimen, so dass es hält.
Zischup: Benutzen Sie normale Handwerkzeuge?
Krause: Ja, das sind alles normale Werkzeuge, die auch Schreiner benutzen. Das Besondere ist aber, dass die Werkzeuge speziell von mir hergerichtet wurden. Ich habe auch aus einer Rebschere selber ein Werkzeug zum Verkleinern und Zurechtschneiden der Randeinlagen von Gitarren hergestellt.
Zischup: Wie viel verdient man an einer Gitarre?
Krause: Ich bekomme für eine Gitarre ungefähr drei- bis viertausend Euro. Jetzt kann man das ausrechnen: Geteilt durch 185 Stunden ist das dann nicht mehr so viel. Die meisten Handwerker verdienen mehr.
Zischup: Wie viel kostet das Material für eine Gitarre?
Krause: Das kommt auf das Material an. Aber es ist so in der Größenordnung von ungefähr 400 bis 500 Euro.
Zischup: Welche Menschen kommen in Ihr Geschäft, um eine Gitarre zu kaufen, bauen oder reparieren zu lassen?
Krause: Das sind oft Profigitarristen und Leute, die ein sehr gutes Instrument haben wollen. Die meisten Leute kaufen aber irgendwelche Billiggitarren. Aber um die Gitarren reparieren zu lassen, kommen sie wieder zu mir.
Zischup: War der Beruf des Gitarrenbauers ihr Traumberuf?
Krause: Ja! Das war er und ist es immer noch.
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