Sieben Umzüge in 14 Jahren
Heute hier, morgen dort
Der heute 14-jährige Willy Mendat, geboren in Goslar (Niedersachsen), heute wohnhaft in Ebringen, blickt auf ein mobiles Leben zurück: Acht Kinder- beziehungsweise Jugendzimmer wurden eigens für ihn gestaltet. Deutschlandweit.
Willy Mendat, Klasse 8b, Jengerschule Ehrenkirchen & Außenstelle Schallstadt
Di, 12. Nov 2013, 9:36 Uhr
Schülertexte
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Es folgte das Schneewittchenhäuschen im Schachtweg, am schönen Vienenburger See gelegen. Die Wiege wurde gegen ein Kinderbettchen ausgetauscht.
Nur wenig später ging es für den Zweijährigen über Bundesländergrenzen hinweg: Schleswig Holstein war das Ziel. Dahin, wo die Omi lebt, in die Landeshauptstadt Kiel, an den Göteborgring. Dieses Mal blaue Wände, ein großes Bett, ganze zwei Quadratmeter für den kleinen Mann. Ein Reich für volle vier Jahre.
Doch dann geschah es: Der Erziehungsberechtigte machte sich bemerkbar und bald wurden wieder Koffer gepackt und Umzugshelfer mit Pizza ernährt. Das neue Zuhause in der Gärtnerstraße, ebenfalls in Kiel, währte nur kurz – ein Häuschen für Willys "happy family", bestehend aus Vater, Mutter, Tochter, Willy, Hund und drei Autos, musste her. Gefunden wurde dieses im Kieler Vorort Rönne: weiße Wände, rote Rosen, großer Garten – ein Apfelbaum, oh Freude. Zwei ganze Zimmer für den Rastlosen. Ein Formel-1-Rennauto als Bett, von der Mama gebaut.
Leider kann er sich nicht an den Straßennamen erinnern, denn nachdem die Zimmer fertig und die Koffer ausgepackt waren, brauchte es nur elf Monate, bis wieder eingepackt wurde.
Höchst kaiserlich zog Willy auf der Göteburg ein, einer echten Wohnburg im Kieler Stadtteil Mettenhof. Hier gab es für ihn das Spidermanzimmer. Mit Spidermanlampen, -gardinen und -figuren. Und mit realen Spinnweben. Der Junge hoffte auf ein Ende der Reisen. Zwei Jahre später war es nur das Ende der Burg. Und Koffer packen konnte er mittlerweile schon alleine.
Der Umzug über den Nordostseekanal in den schönen Friedelört (Friedrichsort), ebenfalls ein Stadtteil von Kiel, bedeutete ein ruhigeres Leben. Schließlich hatte die Mutter doch die Wohnung gekauft. Willys siebtes Zimmer war ein Feuerwerk aus Flammen: Die Wände brannten, das Himmelbett vom Feuer übergezogen, die Gardinen leuchteten in Feuersbrunst. Alles aufgestickt und aufgemalt. Haltbar hoffentlich ein Leben lang. Der Aufenthalt währte aber nur vier Jahre. Dann musste Willy dem Ruf der Arbeit folgen. Oder eher den Eltern. Es hieß, die Fische dürften doch auch mit. Mit diesem Trost packte Willy mit viel Routine erneut seinen Koffer.
Das andere Ende Deutschlands – Baden-Württemberg – wartete auf den Jungen. 890 Kilometer entfernt von der Heimat begrüßte Willy das neue Dach über dem Kopf. Diesmal ein ganzes Stockwerk. Mit Kingsizebett. Zum 1. Januar 2013 zog der inzwischen Jugendliche nach Ebringen.
Bis heute hat er die Koffer nicht ausgepackt. Willy fühlt sich zerrissen. Der Döner schmeckt hier im Süden nicht, die Deutschen sprechen außerdem ein anderes Deutsch, allein der überall gleiche McDonald´s vermittelt ein Stück Heimatgefühl.
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