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Maki Kobayashi – Ein japanischer Musiker in Freiburg

"Freiburg ist eine sehr interessante Stadt für Musiker"

Maki Kobayashi begann bereits mit vier Jahren Klavier zu spielen. Mit zwölf bekam er seinen ersten Preis bei einem Wettbewerb. 1986 reiste er schließlich von Japan nach Freiburg um dort zu studieren. Federica Waldherr hat mit ihm gesprochen.  

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Foto: hans-jürgen truöl
Inzwischen ist Maki Kobayashi Klavierlehrer an der Musikhochschule Freiburg, unterrichtet, leitet vier Chöre und ist als Pianist tätig.

Zischup:Herr Kobayashi, wann war Ihnen klar, dass Sie die Musik zu Ihrem Beruf machen wollen?

Maki Kobayashi: Ich wollte schon relativ früh Pianist werden. Mit etwa mit 14 oder 15 Jahren. Dieser Wunsch hilft sicherlich. Richtig realisiert habe ich den Beruf des Musikers aber erst nach dem Studium. Aber einen ganz speziellen Zeitpunkt gab es nicht.

Zischup: Empfinden Sie es als Musiker in Freiburg zu arbeiten schwerer als für andere, etwa Deutsche?

Kobayashi (überlegt lange): Gute Frage. Direkt habe ich das bisher nie gespürt. Man wird denke ich anders bewertet als andere, sprich deutsche Musiker, aber konkrete Nachteile habe ich, wie gesagt, nie erfahren.

Zischup: Was genau meinen Sie mit der anderen Bewertung?

Kobayashi: Das trifft nicht auf mich selber zu. Aber wenn sich beispielsweise zwei Musiker irgendwo bewerben und sie sind von der Leistung her gleichauf, bekommt der Deutsche der beiden eher den Posten als ein ausländischer Bewerber. Das habe ich nur bei einem meiner Kollegen mitbekommen und das kann man so nicht allgemein sagen, aber in solchen Angelegenheiten werden Ausländer manchmal benachteiligt.

Zischup: Empfinden Sie Freiburg also als gutes Pflaster für japanische oder allgemein ausländische Musiker?

Kobayashi: Ja, unbedingt. Freiburg ist eine sehr interessante Stadt für Musiker. Es ist sehr viel los. Aber gerade deshalb ist es oft schwer, weil so viele gute Musiker in Freiburg arbeiten.

Zischup: Warum kommen also so viele Japaner oder eben ausländische Musiker nach Deutschland?

Kobayashi: Ich denke, vor allem, weil sie die Quelle der Musik, die sie spielen oder gerne spielen würden, kennen lernen möchten.

Zischup: Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich als Musiker in Freiburg etabliert hatten?

Kobayashi: Zuerst habe ich in Freiburg studiert. Dann habe ich alles Stück für Stück aufgebaut. Ich kann deshalb nicht sagen, wann genau ich bekannter war und wann ich größere Konzerte belegen konnte, aber es dürfte etwa drei bis vier Jahre gedauert haben.

Zischup: Wo geben Sie überall Konzerte?

Kobayashi: Grundsätzlich spiele ich in Deutschland, vor allem in dieser Region, dann natürlich in meinem Heimatland Japan. Früher habe ich auch in anderen Ländern Europas Konzerte gegeben oder in Amerika in Kalifornien, dort jedoch auf Tournee – also nur einmal.

Zischup: Gibt es Werke oder Komponisten, die Sie bevorzugen?

Kobayashi: Also zunächst einmal spiele ich sehr frei, aber ich habe schon einige bevorzugte Komponisten. Hauptsächlich Johann Sebastian Bach, Mozart, Beethoven, Schubert und Chopin.

Zischup: Sie haben jetzt ausschließlich europäische Komponisten genannt. Bevorzugen Sie diese also?

Kobayashi: Nein das würde ich nicht so sagen. Wenn Musik gute Qualität hat, ist es absolut egal, von wo auf der Erde sie stammt. Ich spiele die genannten Komponisten nur hauptsächlich und nicht ausschließlich. Ich spiele komplett frei und überhaupt nicht favorisiert.

Zischup: Sie haben im Februar ein Benefizkonzert veranstaltet.

Kobayashi: Ja, es ging mir dabei darum, Spenden für die Opfer der Atomkatastrophe in Japan einzusammeln.

Zischup: Wofür genau werden die Spenden verwendet?

Kobayashi: Bei der Katastrophe wurden nicht nur Leben, sondern auch viele Seelen zerstört. Mir geht es darum, diese Seelen wieder aufzubauen. Deshalb bemühe ich mich darum, dass neue Musikinstrumente angeschafft werden um vor allem den Kindern in der Schule zu helfen. Der Betrag ist sicherlich nicht allzu groß. Aber letztendlich ist es nicht wichtig, wie groß er ist, sondern es zählt der Wille und die Bemühung etwas zu vollbringen.

Zischup: Wie genau sind Sie zur Auswahl der Stücke bei diesem Konzert gekommen?

Kobayashi: Ich habe im ersten Teil von der Stimmung her schwer tragende Stücke ausgewählt, die sich natürlich auf die vielen Toten beziehen, zum Andenken an sie. Natürlich musste auch ein japanisches Werk dabei sein. Ich habe Mozarts Adagio gespielt – ein getragenes Stück. Dann Takemitsu also eine japanische Komposition und von Schubert die Sonate in c-moll. Diese hat Schubert kurz vor seinem Tod komponiert. Er war deshalb stark mit dem Tod beschäftigt, hatte also Todesangst und das merkt man sehr deutlich an dem Stück. Im zweiten Teil habe ich ausschließlich Chopin gespielt. Denn Chopin ist einerseits einer der beliebtesten Komponisten in Japan, andererseits ist seine Musik sehr emotional, was ich bei diesem Konzert sehr passend fand.

Ressort: Schülertexte

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