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Zischup-Interview mit einem Piloten

"Fliegen ist eine komplett andere Welt"

Die Zischup-Reporterin Hanne Mayer hat sich schon früher für das Fliegen interessiert. Sie hat Freimut Mayer zu dem Beruf Pilot und zum Fliegen interviewt. Mayer, der 1987 bei Lufthansa angefangen hat, ist seit 2020 im Vorruhestand.  

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Flugzeuge der Lufthansa auf einem Rollfeld  | Foto: Soeren Stache (dpa)
Flugzeuge der Lufthansa auf einem Rollfeld Foto: Soeren Stache (dpa)
Zischup: Wie lange sind Sie geflogen?
Mayer: Ich habe im Januar 1987 bei der Lufthansa-Verkehrsfliegerschule in Bremen angefangen.

Im Februar 2020 hatte ich meinen letzten Flug auf Airbus A380, ohne es zu wissen. Danach kam der Lockdown wegen der Corona-Pandemie und dadurch auch die Kurzarbeit. Aufgrund dessen und wegen der ungewissen Perspektive habe ich mich entschlossen, das Angebot anzunehmen, das jeder ältere Pilot bei Lufthansa hat: den Flugdienst zum 55. Lebensjahr zu beenden. Also bin ich insgesamt 33 Jahre geflogen.

Zischup: Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Mayer: Ungefähr mit dem fünften Lebensjahr, als ich das erste Mal einen Hubschrauber am Himmel bewusst wahrgenommen habe, habe ich den Wunsch geäußert, auch mal so ein Ding zu fliegen. Dieser Wunsch verstärkte sich dadurch, dass in meiner Schulzeit während der wiederkehrenden Herbstmanöver regelmäßig Hubschrauber auf den Wiesen in der Nähe unseres Dorfes gelandet sind und wir uns als Kinder dieses Spektakel nicht entgehen ließen. Später realisierte ich, dass man nur beim Militär die Ausbildung zum Hubschrauberpiloten kostenlos machen kann, und das wollte ich nicht, deshalb entschied ich mich für Verkehrsflugzeuge.
Zischup: Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um Pilot zu werden?
Mayer: Bei der Lufthansa braucht man Abitur und gute Noten in Mathe, Physik und Englisch. Dann wird man fünf Tage lang getestet, was nur ungefähr sieben Prozent der Bewerber bestehen. Als Pilot muss man in sehr vielen Bereichen gut sein, zum Beispiel braucht man räumliches Vorstellungsvermögen, technisches Verständnis, Teamfähigkeit, Englischkenntnisse, motorische Fähigkeiten und so weiter.

Zischup: Was begeistert Sie am Fliegen?
Mayer: Fliegen ist eine komplett andere Welt. Das fängt schon an, wenn man den Flughafen betritt. Die Fliegerei als Beruf ist im Vergleich zu anderen Berufen sehr abwechslungsreich und immer wieder spannend. Außerdem lernt man die Welt kennen und viele Dinge, für die man sich normalerweise nicht interessieren würde, wenn man nicht schon mal da gewesen ist – zum Beispiel die Geschichte Äthiopiens.

Zischup: Was muss ein Pilot immer dabei haben?
Mayer: Natürlich die Flugkarten für die Strecke, die man fliegt. Außerdem die Karten für den Start- und Zielflughafen sowie für jeden Flughafen auf der Strecke, der für eine Landung in Frage kommen könnte. Zusätzlich braucht man einen Taschenrechner oder Rechenschieber. Eine Sonnenbrille ist ebenfalls empfehlenswert, denn die Sonne ist oben viel stärker als am Boden.

Zischup: Welche Schwierigkeiten kann es beim Flug geben?
Mayer: Die häufigsten Schwierigkeiten entstehen mit dem Wetter. Bei schlechtem Wetter können nicht mehr so viele Flugzeuge pro Stunde starten und landen wie zuvor. Dadurch entstehen Verspätungen und der ganze Flugplan gerät durcheinander. Manchmal passiert es sogar, dass man am Zielflughafen wegen schlechten Wetters nicht mehr landen kann und zu einem Ausweichflughafen fliegen muss. Technische Schwierigkeiten sind dagegen heutzutage wirklich selten, weil die meisten Systeme mehrfach vorhanden sind. Selbst wenn also eines davon ausfällt, kann man trotzdem weiterfliegen.

Zischup: Wie viele Stunden vor dem Start muss ein Pilot am Flughafen sein?
Mayer: Bei Kurzstreckenflügen etwa eine Stunde und bei Langstreckenflügen ungefähr anderthalb Stunden vorher.

Zischup: Was sind Turbulenzen?
Mayer: Turbulenzen sind keine Luftlöcher, wie man oft zu sagen pflegt. Denn die gibt es nicht. Die häufigsten Ursachen für Turbulenzen sind einerseits die Auf- und Abwinde in der Nähe von Wolken und andererseits Verwirbelungen. Sie entstehen, wenn der Wind zum Beispiel über Berge weht oder in unterschiedlichen Höhen aus verschiedenen Richtungen kommt.

Zischup: Was kann man gegen Flugangst machen?
Mayer: Flugangst ist oft die Angst vor dem Unbekannten. Deshalb bieten Fluggesellschaften Seminare gegen Flugangst an, bei denen man die Hintergründe der Fliegerei gut kennenlernt und vielleicht sogar mal im Cockpit mitfliegen darf.

Zischup: Wie ist das, von einem Nachtflug wieder in den Alltag zu kommen?
Mayer: Es ist nicht einfach und jeder muss seine eigene Methode finden. Entweder kann man tagsüber nicht so gut schlafen, und wenn man gut schlafen kann, dann ist man in der nächsten Nacht wieder wach.

Zischup: Wenn Sie nochmal einen Beruf wählen könnten, welcher wäre es?
Mayer: Pilot oder Forscher.

Zischup: Vermissen Sie Ihren Beruf?
Mayer: Einerseits ja, aber es ist auch schön, nach über 30 Jahren mal wieder ein geregeltes Leben führen zu können.

Ressort: Schülertexte

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