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Zischup-Interview

"Es kann nur eine Zukunft geben, die nachhaltig ist"

Die Lehrerin Eva Voss versucht schon Grundschulkindern das Thema Nachhaltigkeit schmackhaft zu machen. Shanti Kempkes aus der Klasse 9b des Kollegs Sankt Blasien hat mit ihr gesprochen.  

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Je nachhaltiger, desto besser.  | Foto: Jenny Sturm  (stock.adobe.com)
Je nachhaltiger, desto besser. Foto: Jenny Sturm  (stock.adobe.com)
Zischup: Hallo Eva, du bist Grundschulrektorin und Mutter. Kannst du kurz ein paar Dinge über dich erzählen?
Voss: Ich bin seit dem 1. August 2019 Schulleiterin an einer kleinen Grundschule in Rheinland-Pfalz in der Stadt Mayen. Wir haben 27 Schüler und außer mir sind noch zwei Kolleginnen da. Privat bin ich verheiratet und habe zwei Jungs. Ein Junge ist sechs Jahre alt und der andere Junge ist fast 18 Jahre alt.
Zischup:
Dankeschön! Du machst in deiner Grundschule ein Nachhaltigkeitsprojekt. Wie sieht das genau aus?
Voss: Als ich die Grundschule zum 1. August 2019 übernommen habe, spielte das Thema Nachhaltigkeit schon eine große Rolle. Es gab unterschiedliche Projekte und Ideen dazu sowie Inhalte, die auch schon umgesetzt wurden. Wir haben uns als Team zusammengesetzt und das ein bisschen strukturiert und weiter gedacht. Es gibt an der Schule das Schulmanagement. Bei dem Schulmanagement geht es um verschiedene Sachen, wie zum Beispiel um das Schulgebäude und die Zusammenarbeit mit dem Schulträger. Der Schulträger ist bei uns die Stadt Mayen, welche tatsächlich auch einen grünen Bürgermeister hat, so dass wir dort immer auf ein offenes Ohr treffen. Wir nutzen zum Beispiel an unserer Schule erneuerbare Energien, in dem wir eine Erdwärme Heizung haben und bei uns wird die Toilettenanlage und das Außenwasser über Regenwasser betrieben. Wir haben ein großes Regenwassersammelbecken. Das war schon so, als ich da hin kam. Dann gibt es natürlich unterschiedliche Prozesse, die das Schulleben betreffen, also wie zum Beispiel die Mülltrennung, auch das war schon gegeben. Es gibt auch einen Schulgarten, der die letzten fünf Jahre eingeschlafen ist, den wir jetzt wieder aktivieren am Anfang dieses Jahres. Der dritte Punkt sind verschiedene Projekte, auch die wurden schon durchgeführt. Alle zwei Jahre gibt es eine Projektwoche zu einem nachhaltigen Thema und es gibt auch einzelne Projekttage. Das haben wir uns vorgenommen, weiter aufzubauen und auszubauen, sodass wir diese drei Bereiche unseres Schullebens noch weiter bilden können.

Zischup: Interessant. Was verstehst du unter Nachhaltigkeit?
Voss: Im Moment ist Nachhaltigkeit ja im Bezug auf das Klima in aller Munde, und für mich gliedert sich die Nachhaltigkeit in unterschiedliche Bereiche. Es ist natürlich einmal der Bereich Klima und Energie, es ist aber auch der Bereich globales Lernen, hier geht es auch darum, dass man versteht, wie der Verbrauch von Sachen mit unseren Globus bestimmen und wie das zusammenhängt. Dann gehört für uns auch Demokratieerziehung dazu, auch das ist ein wichtiger Punkt. Außerdem ist die Gesundheitserziehung auch ein wichtiger Punkt. Das sind die vier Bereiche, die nachhaltige Bildung entsprechen. Da halten wir uns auch an die UNESCO Vorgaben.
Zischup: Was versteht man unter dem Begriff Demokratieerziehung?
Voss: Demokratieerziehung ist auf jeden Fall ein Punkt, an dem wir als Grundschule noch weiter arbeiten möchten. Die Demokratieerziehung ist wichtig, damit unsere Gesellschaft funktionieren kann. Nachhaltige Entwicklung hat auch immer im Blick, dass die Gesellschaft funktionieren kann. Bei uns gibt es einzelne kleine demokratische Prozesse, zum Beispiel die Wahl des Klassensprechers, oder auch, dass wir abstimmen, welche Bücher wir für die Schulbücherei anschaffen wollen, aber im Gesamten ist es wichtig, dass wir uns die Frage stellen, wo können wir unsere Schüler noch einbinden. Zum Beispiel entwickeln wir im Moment ein Schulfahrtenkonzept und da haben Kinder eigentlich viel bessere Ideen als wir Lehrer und da möchten wir die Schüler unbedingt mit einbinden.

Zischup: Was ist deine persönliche Motivation für das Projekt?
Voss: Ich bin der festen Überzeugung, dass es nur eine Zukunft geben kann, wenn sie nachhaltig ist. Meine persönliche Überzeugung ist es, dass die Bewahrung unserer Welt auch die Bewahrung von Gottes Schöpfung ist. Ich bin ausgebildete Religionslehrerin. Ich habe evangelische Theologie studiert und für mich ist es wichtig, dass es das weiter gibt, aber ich glaube, dass es viele Motivationen geben kann. Es kann auch Angst vor der Zukunft sein, oder es kann auch die Motivation sein, dass man seinen eigenen Kindern eine ordentliche Welt übergeben möchte, soweit das noch möglich ist und das finde ich auch ganz wichtig.
Zischup: Wie bist du auf die Idee für das Projekt gekommen? Du hast gesagt, dieses Projekt gab es schon vor deiner Zeit in der Schule? Und was hast du da noch an deinen eignen Ideen reingebracht?
Voss: Wir haben auch ein Nachhaltigkeitsteam an der Schule gegründet, dass besteht aus einem Elternteil, aus den Lehrern und aus einem Schüler, unser Klassensprecher der Klasse vier ist es in dem Fall, und da werden ganz ganz viele Ideen zusammengetragen. Ich habe aber auch gespürt, dass das auch bei den Kindern ein sehr wichtiges Thema ist. Sie haben immer wieder dazu Fragen gestellt und da haben wir uns als Team zusammen gesetzt und haben gesagt, das möchten wir aufgreifen.

Zischup: Also die Schüler sind dafür, dass man in der Schule sich mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst?
Voss: Also wir haben durch Greta eine Identifikationsperson für die Schüler, dass hat natürlich auch viele Fragen bei den Kindern aufgebracht. Ich glaube gar nicht, dass die Kinder dafür oder dagegen sind, sondern das es bei uns mehr eine Selbstverständlichkeit ist, dass man so ist. Das ist eigentlich, meiner Meinung nach, das wichtige, dass es einfach ganz normal im Alltag gelebt wird. Darum wollen wir uns bemühen.
Zischup: Sehr interessant! Was möchtest du mit dem Projekt bei den Schülern, Eltern und Lehrern erreichen? Was wünscht du dir als Erfolg?
Voss: Wir arbeiten in der Grundschule an der Basis. Wir sehen da die Chance, dass wir eigentlich mit den Kindern so arbeiten können, dass sie in der Zukunft so weiter leben. Das ist unsere große Chance in der Grundschule und das ist natürlich unser Wunsch. Außerdem wäre das auch ein Riesenerfolg, wobei der Erfolg hier ja nicht messbar ist. Aber grundsätzlich ist bei uns der Gedanke, wie Nachhaltigkeit von den Kindern umgesetzt werden kann, natürlich nur so weit, wie Kinder das können. Mülltrennen kann jedes Kind und auch beim Einkaufen schauen, dass man nicht den Plastikbeutel nimmt. Die Hoffnung ist bei uns natürlich im Bezug auf die Eltern, dass wir sie mit ins Boot nehmen können. Auch da sehen wir einen Entwicklungsschwerpunkt, dass wir mehr Elternabende machen. Wir haben jetzt zum Beispiel unsere Bücher und Schulmateriallisten auf nachhaltige Materialien angepasst, dass ist auch neu. Wir weisen auf Elternabenden darauf hin, dass man das Brot nicht in Alufolie verpacken muss, als Beispiel, dass sind so Kleinigkeiten, wo wir einfach das Bewusstsein schärfen möchten. Der große Anspruch an uns Lehrer ist, Vorbild zu sein, in dem, was wir tun, in dem, was wir kaufen, in dem, was wir mitbringen, das ist natürlich ein hohes Ziel.

Zischup: Meiner Meinung nach ist es sehr sinnvoll, das Thema Nachhaltigkeit auch an Elternabenden aufzugreifen.
Voss: Ja, es ist natürlich schade, wenn wir in der Schule uns so sehr bemühen, dann gehen die Kinder nach Hause und dann wird das Wasser wieder aus Plastikflaschen getrunken. Da ist es sehr wichtig, dass die Eltern mit uns arbeiten. Wir hoffen auch darauf, dass die Kinder ihre Eltern zuhause ein bisschen erziehen.
Zischup: Hast du das Gefühl, dass den Kindern dieses Projekt Spaß macht?
Voss: Ja, das habe ich auf jeden Fall. Wir haben unseren Schulgarten wieder ins Leben gerufen. Im Schulgarten können Kinder Nachhaltigkeit wirklich mit Händen und Füßen erleben. In dem Alter arbeiten Kinder ja sehr gerne praxisorientiert und draußen an außerschulischen Lernorten. Da ist auf jeden Fall sehr viel Spaß und auch viel Neugierde und Entdeckertum dabei.

Zischup: Was hält deine Familie von dem Projekt?

Voss: Bei dem, was wir in der Schule machen, bekommt meine Familie gar nicht so mit. Der größere Sohn wohnt ja gar nicht mehr so wirklich zuhause und der Kleine ist jetzt sechs Jahre alt und wohnt auch viel in seiner eigenen Welt. Aber jetzt ist Nachhaltigkeit kein Thema, das man auf der Arbeit macht und zuhause dann nicht mehr. Ich glaube, da nerv ich meine Familie manchmal ein bisschen, aber im Grunde weiß jeder, dass es wichtig ist.

Zischup: Sehr schön. Danke, dass du das Interview mit mir gemacht hast!
Voss: Danke, dass ich das Interview mit dir machen durfte.

Ressort: Schülertexte

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