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Zischup-Interview

"Es gibt mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten"

Die 15 Jahre alte Irina Tverdun ist mit ihrer Familie im März 2022 vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet. Inzwischen hat sie sich an ihr neues Leben in Müllheim ganz gut gewöhnt. .  

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Irina Tverdun  | Foto: Privat
Irina Tverdun Foto: Privat
Der Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine liegt bereits mehr als anderthalb Jahre zurück. Seitdem hat Deutschland rund eine Million ukrainische Flüchtlinge aufgenommen und ihnen dadurch Sicherheit geschenkt. Die geflüchtete Ukrainerin Irina Tverdun wurde nach Herausforderungen, Erfolgen und ihrer heutigen Situation in Deutschland gefragt. Die 15-Jährige lebt inzwischen mit ihrer Familie in Müllheim im Markgräflerland.

Zischup: Wie lange befinden sich du und deine Familie bereits in Deutschland?

Tverdun: Wir sind seit März 2022 in Deutschland.

Zischup: Welche Herausforderungen hast du während deiner Flucht und nach deiner Ankunft in Deutschland erlebt?

Tverdun: Als der Krieg begann, beschlossen wir, an einen sicheren Ort zu flüchten. Wir bevorzugten Deutschland. Unterwegs standen wir im Stau auf einer Brücke, die gesprengt werden sollte. Zum Glück kam das Militär an uns vorbei und wir konnten gehen.

Zischup: Wie verlief deine Integration in Deutschland? Gab es besondere Unterstützung für dich und deine Familie?

Tverdun: Als wir in Deutschland angekommen waren, wurden wir im Markgräfler Gymnasium in Müllheim aufgenommen. Zuerst hatte ich Angst, in eine neue Schule zu gehen, aber als wir dort ankamen, wurden wir sehr gut behandelt und alle Lehrer haben uns auf Englisch unterrichtet, damit wir sie verstehen konnten. Auch unsere Klassenkameraden waren alle sehr nett zu uns und haben uns beim Einleben geholfen. Dann hatten wir einen Einwanderungskurs, in dem uns Deutsch beigebracht wurde. Wir trafen auf einen sehr guten Lehrer, der uns das Niveau B1 vermittelt und uns auf den regulären Deutschunterricht vorbereitet hat. Lehrer und Klassenkameraden haben uns geholfen, uns in der Schule wohlzufühlen, und neben der Schule trafen wir uns mit deutschen Freunden, die uns ebenfalls dabei halfen, uns an unser neues Leben zu gewöhnen.

Zischup: Wie sieht euer Leben aus?

Tverdun: Wir haben eine Wohnung gemietet. Mein Vater hat eine Arbeitsstelle gefunden, meine Mutter besucht momentan einen Deutschkurs. Künftig möchte sie auch einer Arbeit nachgehen. Wir gewöhnen uns noch an die deutsche Kultur und geben unser Bestes, uns dieser anzupassen.

Zischup: Welche Unterschiede oder Gemeinsamkeiten siehst du zwischen deinem Leben in der Ukraine und deinem Leben hier in Deutschland?

Tverdun: Nun, ich würde sagen, dass es auf jeden Fall mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten gibt. Beispielsweise hatte ich sowohl in der Schule als auch außerhalb der Schule mehr Kommunikation, aber hier, wo mir noch die deutschen Sprachkenntnisse fehlen, interagiere ich deutlich weniger mit anderen Menschen. In der Ukraine gibt es 24-Stunden-Läden, die auch sonntags geöffnet haben. In Deutschland kann ich mich schon ab 14 Jahren nach einer Arbeitsstelle erkundigen, in der Ukraine hingegen ist dies in den meisten Fällen erst ab 18 Jahren möglich. Auch die Vielfältigkeit der Nationalitäten hier in Deutschland war anfangs ungewohnt, da ich das so aus der Ukraine nicht kenne. Ähnlichkeiten sehe ich in der Schulbildung und auch in den Freundschaften, die sich entwickelt haben.

Zischup: Gibt es etwas, dass du besonders schätzt oder vermisst?

Tverdun: Ich schätze meine Liebsten, die in der Ukraine geblieben sind. Ich vermisse meine Freunde, meine Familie, mein Zuhause und meine Haustiere, die ich leider zurücklassen musste.

Zischup: Ist es dir mittlerweile gelungen, dich in Deutschland zu integrieren und dich kulturell anzupassen, oder gibt es noch bestimmte Schwierigkeiten?

Tverdun: Mittlerweile fühle ich mich hier fast wie zu Hause. Ich habe mich an Deutschland und dieses Leben hier gewöhnt, aber trotzdem fühle ich mich manchmal einsam und möchte nach Hause. Auch weil ich die Sprache nicht gut beherrsche, komme ich mir manchmal überflüssig vor.

Zischup: Welche Ratschläge oder Tipps würdest du anderen Flüchtlingen geben?

Tverdun: Ich würde ihnen raten, keine Angst davor zu haben, Altes loszulassen und etwas Neues zu beginnen und natürlich zu versuchen, die Sprache zu lernen und mehr mit deutschen Muttersprachlern zu kommunizieren.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. Dezember 2023: PDF-Version herunterladen

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