Erinnerung an das Leben der Grenzacher Juden
Am 22. Februar hatte sich ein ganzes Menschenknäuel gebildet, um zuzusehen, wie in der Basler Straße in Grenzach Stolpersteine für elf Juden gelegt wurden. Sie wurden im Dritten Reich verfolgt und lebten in Grenzach.
Emilia Matthiä, Klasse 9a, Lise-Meitner-Gymnasium (Grenzach-Wyhlen)
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Am Freitag davor trafen sich viele Interessierte zu einem Vortrag über die Grenzacher Juden im evangelischen Gemeindehaus. Zunächst herrschte eine angenehme Stimmung, zu der auch die aufgeführten Musikstücke beitrugen. Durch den Inhalt des Vortrages von Axel Hüttner wurde diese jedoch gedämpft. Hüttner berichtete, dass leider viele Juden den Zweiten Weltkrieg nicht überlebten.
Unglücklicherweise überlebten von der Familie Bloch nur Josephine Bloch und ihre Tochter Toni Bloch, später Stein. Die Familie Bloch lebte im Elsass, musste dieses aber nach Ende des Ersten Weltkrieges aufgrund ihrer deutschen Staatsangehörigkeit verlassen. 1919 zogen sie nach Grenzach, wo Salomon Bloch mit seinem Sohn Karl und seinem Schwiegersohn Leopold Stein eine Textilfirma führte. In der Pogromnacht 1938 wurde Salomon Bloch zusammen mit seinem Sohn Karl in Schutzhaft genommen und war bis zum 22. November, und sein Sohn sogar bis kurz vor Weihnachten, im KZ Dachau inhaftiert. 1939 zog dann Salomons Schwägerin Berta Bloch mit ihren Töchtern Anna und Selma, die von acht Kindern als einzige das Erwachsenenalter erreichten, bei den Blochs ein.
Im Oktober 1940 wurde die Familie Bloch von Grenzach zum Internierungslager Gurs deportiert. 13 Tage später starb Salomon, fast einen Monat später verstarb auch seine Schwägerin Berta. Von Gurs wurden Salomons Sohn Karl, seine Frau Paula Bloch und Bertas Töchter Anna und Selma ins KZ Auschwitz gebracht und dort ermordet. Josephine gelang die Ausreise in die Schweiz. 1950 starb sie in Frankreich.
Die vierköpfige Familie Stein hatte das Glück, fliehen zu können. Sie waren 1924 von Freiburg nach Hochdorf bei Horb und fünf Jahre später nach Grenzach gezogen. Dort besuchten Toni und Leopold Steins Söhne Günther und Herbert die Schule. 1937 wurde Leopold verhaftet, konnte aber zurückkehren. Er sollte im selben Jahr wieder verhaftet werden, aber der Grenzacher Polizist Schilling und sein Sohn warnten ihn und er konnte in die Schweiz fliehen. Mit seiner Familie, die kurz darauf folgte, kam er 1937 noch in Palästina an. Leopold starb mit 63 Jahren, sein Sohn Günther mit 94. Nach dem Tod ihres Mannes kehrte Toni nochmal nach Deutschland zurück. 1961 lebte sie jedoch wieder in Palästina.
An Axel Hüttner und an die Historikerin Sandra Grether wurden nach dem Vortrag noch einige Fragen gestellt. Auch der zehnten Klasse der Realschule wurden Fragen gestellt, da diese einige Plakate, unter anderem über das KZ Auschwitz und das Internierungslager Gurs, vorbereitet hatte. Im Saal wurde viel geredet.
Das Schicksal dieser Menschen ist erschütternd und darf nicht in Vergessenheit geraten. Die Stolpersteine tragen mit einem Moment des Innehaltens dazu bei. In geraumer Zeit soll auch eine Erinnerungstafel dem Polizisten Schilling gewidmet werden, da er Menschenleben vor seine Aufgaben als Polizist in der Nazizeit stellte und Leopold Stein half. In dieser Zeit bedurfte dies sehr viel Mut.