Zischup-Interview
"Einige Arten werden wir sicher verlieren"
Der Klimawandel bedroht auch Insekten und Schmetterlinge. Malwine Sliwa vom Naturkundemuseum in Karlsruhe gibt einen Einblick, wie es um unser Ökosystem steht. .
Luise Padutsch, Klasse 8a, Staudinger-Gesamtschule (Freiburg)
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Sliwa: Ich bin Mitarbeiterin in der Entomologie (Insektenkunde, Anm. d. Red.), beschäftige mich dort mit Schmetterlingen und bin für die Schmetterlingssammlung mit 2,5 Millionen Exemplaren mit zuständig. Die Lepidopterologie ist die Lehre der Schmetterlinge.
Zischup: Wie sind Sie dazu gekommen?
Sliwa: Aus gesundheitlichen Gründen musste ich einen Berufswechsel machen. Aus Zufall ist in dem Bereich eine Stelle freigeworden, und so bin ich in die Insektenforschung gewechselt.
Zischup: Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?
Sliwa: Ich betreue die Schmetterlingssammlung. Das heißt, ich bin für den Eingang neuer Sammlungen zuständig oder für die Entnahme einzelner Tiere zu Forschungszwecken. Zudem muss ich den Zustand der Insekten testen.
Zischup: Warum machen Sie den Beruf?
Sliwa: Weil ich davon überzeugt bin, dass es etwas Gutes und gut für die Natur ist. Mit den Sammlungen kann man in die Vergangenheit schauen und sehen, was sich massiv verschlechtert hat.
Zischup: Sie sprechen von verschlechtert. Wie viele Falterarten sind schon ausgestorben?
Sliwa: So genau kann man das nicht sagen. Eine Art gilt als ausgestorben, wenn man sie seit 25 Jahren nicht mehr gefunden hat. Wegen des Klimawandels können Arten aber einfach in andere Bundesländer ausgewichen sein, und man findet sie deshalb hier nicht mehr. Wenn Arten aussterben, entsteht Platz für invasive Arten, wie etwa die Nosferatu-Spinne.
Zischup: Warum sterben Insektenarten aus?
Sliwa: Die zwei Hauptgründe sind, dass einige Falterarten langsamer oder schneller auf veränderte äußere Bedingungen reagieren. Der zweite Grund ist der Mensch selbst, der schädliche Einflüsse in die Umwelt einbringt, zum Beispiel das Insektizid Glyphosat. Damit wird es für die Schmetterlinge schwer, zu überleben.
Zischup: Was kann man selbst dagegen machen?
Sliwa: Man kann viel tun. Das fängt schon im Vorgarten an. Steingärten zum Beispiel sind für Insekten allgemein eine Katastrophe, da sie dort keinen Unterschlupf finden. Außerdem gilt: Unkraut ist nicht gleich Unkraut. Die Brennnessel oder auch die Schlehdornhecke zum Beispiel sind perfekte Kinderstuben für Schmetterlinge. Wichtig ist eine vielfältige Bepflanzung von heimischen Arten in allen Gärten. Denn wenn die Schmetterlinge keine Pflanzen haben, auf denen sie ihre Eier ablegen können, oder Blumen, von denen sie ihre Nahrung beziehen, kann die Population nicht erhalten bleiben.
Zischup: Welche Auswirkungen hätte das auf unser Ökosystem?
Sliwa: Wenn das so weitergeht, wird das fatale Auswirkungen haben. Schmetterlinge stellen selbst eine Nahrungsquelle dar, etwa für Vögel und Fledermäuse. Wenn Schmetterlinge aussterben, können Vögel, Fledermäuse und andere Tiere ihren Bestand nicht mehr sichern. Schmetterlinge sind aber nicht nur eine Nahrungsquelle, sie leisten außerdem einen großen Beitrag als Bestäuber.
Zischup: Haben wir noch eine Chance, den Schaden wieder gut zu machen?
Sliwa: Einige Arten werden wir sicher verlieren. Wenn wir den Insekten allgemein und speziell den Schmetterlingen helfen möchten, wird das nicht ohne den Einsatz von viel Geld möglich sein. Vereine und ehrenamtliche Helfer können das nicht allein leisten. Es werden zwar Naturschutzgebiete ausgewiesen, aber diese werden an die Städte und Straßen angepasst, aber nicht an die Lebensbedürfnisse der Tiere. Die Interessen der Menschen stehen im Vordergrund. Bei der Politik steht die Landwirtschaft an erster Stelle, deshalb werden Insektizide viel zu oft eingesetzt.
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