Zischup-Interview mit Lehrerin Beate Klug
"Ein komisches Gefühl"
Die Schulen wurden wegen des Coronavirus dicht gemacht. Was bedeutet das für die Lehrkräfte? Levi Klug aus der 8c des Goethe-Gymnasiums in Freiburg hat das die Lehrerin Beate Klug gefragt.
Levi Klug, Klasse 8c, Goethe-Gymnasium (Freiburg)
Do, 9. Apr 2020, 14:35 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Welche Aufgaben haben Sie den Kindern zum Lernen gegeben?
Klug: Da es mir wichtig ist, dass die Kinder die Aufgaben wirklich selbstständig bearbeiten können, habe ich ihnen bekannte Aufgaben zum Üben aufgegeben. Die Zweitklässler trainieren zum Beispiel das Schreiben in einem Übungsheft, für die Erstklässler habe ich eine Buchstaben-Übungs-Mappe zusammengestellt. Auch eine halbe Stunde zu lesen und die Arbeit mit der Wörterklinik gehören zum täglichen Arbeitsplan.
Zischup: Was halten Sie von der Schulschließung?
Klug: Auch wenn es mir persönlich nicht gefällt, ist es im Moment sehr wichtig, die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Ich hoffe, dass es so möglich sein wird, alle ernsthaft erkrankten Menschen bestmöglich zu behandeln.
Zischup: Denken Sie, dass die Kinder nun weniger arbeiten müssen?
Klug: Der Zeitaufwand, den die Kinder nun für die Schule aufbringen müssen, ist im Moment sicherlich geringer. Denn normalerweise verbringen sie den ganzen Vormittag in der Schule und haben mittags noch Hausaufgaben zu erledigen. Auch mussten manche Dinge auf die Zeit nach den Osterferien verschoben werden, zum Beispiel unsere Buchpräsentationen, weil das im Moment natürlich nicht möglich ist.
Zischup: Glauben Sie, die Kinder freuen sich darüber?
Klug: Ich glaube, es war für viele Kinder ein komisches Gefühl, gestern nach Hause zu gehen und zu wissen, dass die Schule bis nach den Osterferien geschlossen bleibt. Bestimmt haben sich heute einige gefreut, etwas länger schlafen zu können und mehr Freizeit zu haben. Aber ich glaube, dass den Kindern auch vieles fehlen wird. Zum Beispiel ihre Freunde, das gemeinsame Arbeiten oder der Austausch über das Lernen.
Zischup: Welche Chancen und Schwierigkeiten sehen Sie denn in der Umstellung des Lernens?
Klug: Als große Chance sehe ich, dass die Kinder merken, wie gut sie bereits selbstständig arbeiten können. Auch für uns Lehrerinnen und Lehrer ist das eine Chance. Wir sind nun gezwungen, den Kindern das selbstständige Arbeiten zu ermöglichen. Ich hoffe, dass viele Kinder merken, dass etwas fehlt, wenn man nicht zur Schule gehen darf. Der größte Nachteil ist, dass persönlichen Gespräche oder Rückmeldungen nicht so einfach sind. Ich habe zwar heute Morgen bereits mit einigen meiner Schüler telefoniert, aber das ist etwas anderes als gemeinsam um einen Tisch zu sitzen und sich auszutauschen. Außerdem fällt das gemeinsame Überlegen mit der ganzen Klasse weg. Oft entstehen dabei die besten Ideen. Dazukommt, dass manche neuen Inhalte erst einmal warten müssen.
Zischup: Sie bilden ja auch angehende Lehrkräfte aus. Ist auch dies von der Schulschließung betroffen?
Klug: Ja, auch die Ausbildung der zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer ist im Moment nur eingeschränkt möglich. Wir bereiten die Inhalte so auf, dass sie in Eigenregie bearbeitet werden können. Das ist für Erwachsene einfacher als für Kinder der ersten und zweiten Klasse. Die bearbeiteten Aufgaben können per E-Mail gesendet werden und die Rückmeldung dazu erfolgt ebenfalls per E-Mail. Aber auch hier fehlt der persönliche Kontakt und der direkte Austausch sehr. Außerdem sind die Schulen, an denen die Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter eingesetzt sind, im Moment natürlich ebenfalls geschlossen."
Zischup: Danke für das Gespräch.
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